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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Kuß mehr zugestanden. Es war kein weiter Weg, doch hatte er sich auf die eine oder andere liebliche Wohltat gefreut, die die Reise mit einer frisch vermählten Gattin mit sich bringen mochte.
    Statt dessen hatte sie weiter gestritten, halb auf Französisch, das er nur unvollkommen beherrschte, und halb auf Deutsch, das sie nicht gut sprach. Der junge Mann, der den Tilbury lenkte, sah sie nicht an, doch es war offensichtlich, daß er das Geplänkel unterhaltsam fand. Leutnant von Görenczy diskutierte absurde Etikettefragen mit der jungen Frau, die das entnervende Talent hatte, das Thema einfach herumzudrehen, wann immer es ihm beinahe gelang, sie von der Richtigkeit seiner Meinung zu überzeugen. Als er schließlich ungeduldig wurde, weinte sie erneut in ihr geliehenes Spitzentaschentuch.
    Sie würde eine gute Schauspielerin abgeben, und noch besser wäre sie als Agentin. Ihre Begabung, die Tatsachen zu verbiegen, bis man nicht mehr wußte, wo einem der Kopf stand, war beachtlich. Ihr Kutscher würde sich an die Streitereien erinnern, an ihre Tränen, ihre Versöhnung – doch an keine anderen Einzelheiten.
    Er hoffte, sie würden die Postkutsche nach Ischl noch erreichen. Falls nicht, mußte er eine Droschke mieten, am besten einen Vierspänner. Der Gedanke an eine überstürzte Flucht mit einer jungen Dame per Mietkutsche hatte etwas von Verschleppung, geheimer Romanze und Durchbrennen.
    Er hoffte nur, daß er zu guter Letzt die Dame nicht würde heiraten müssen.
    Grotesk. Sie war eine Dienstbotin. Niemand konnte das von ihm verlangen. Für ihre Ehre würde niemand Genugtuung fordern. Sollte er allerdings mit Folgen vom Pfad der Tugend abweichen, würde Delacroix wohl ein Wörtchen mit ihm zu reden haben. Es gab sicher Angenehmeres als ein „Wörtchen“ von Delacroix.
    Immer vorausgesetzt, Delacroix, er selbst und das Mädchen überlebten. Ebenfalls vorausgesetzt, er fand die Zeit oder Ausdauer, sie zu verführen. Im Moment hätte er einem herzhaften Frühstück gegenüber einer Runde zwischen den Kissen den Vorzug gegeben.
    Es wies den Fahrer an, geradewegs zur Poststation zu fahren. Vielleicht sollte er allein weiterfahren? Sie hielt ihn nur auf. Wenn er sich ein Pferd mietete und ritt, würde er schneller vorankommen. Je länger er darüber nachdachte, desto vernünftiger erschien ihm das.
    Der Tilbury hielt an.
    „Poststation“, sagte der Junge, der sie gefahren hatte, unnötigerweise. Es war ganz offensichtlich eine. Alle Anzeichen waren vorhanden, einschließlich einer Postkutsche, die soeben abfuhr.
    „Gottverdammt!“ fluchte er frustriert.
    Zu spät. Sie waren um ein paar Minuten zu spät.
    Er reichte dem jungen Kutscher ein gutes Trinkgeld und half seiner „Gattin“ vom Wagen. Danach nahm er das Reisegepäck.
    „Wir wollen uns beeilen“, sagte er und schaltete zurück auf Englisch, das sie beide gut beherrschten. Dann zerrte er sie fast zum Haus.
    „Wozu?“ beschwerte sie sich. „Die Post ist ohne uns abgegangen.“
    „Christine! Ich werde dich hierlassen. Nimm dir ein Hotelzimmer und warte auf mich. Sei vorsichtig und laß dich nicht auf der Straße sehen.“
    „Nein!“ protestierte sie. „Du wirst mich nicht ganz allein hier lassen. Man würde mir nicht einmal ein Zimmer geben. Ich reise ohne Gemahl, ohne Anstandsdame, ohne Personal und bin nicht volljährig. Was sollen die Leute denken? Sie würden mich nicht einmal aufnehmen!“
    Da hatte sie recht. Das hatte er nicht bedacht.
    „Außerdem“, fuhr sie mit leiser Stimme fort, während er sie weiter zum Stationsgebäude zog, „bin ich deine Tarnung und extra mitgekommen, damit du heimlich entkommen kannst. Was für ein Sinn hat eine Tarnung, die du in Aussee im Hotel läßt?“
    „Mein Kind, es gibt Situationen, in denen ich dich wirklich gerne bei mir hätte. Doch jetzt muß ich schnell vorankommen. Ohne dich werde ich schneller sein.“
    „Aber doppelt so auffällig.“ Sie stampfte beinahe mit dem Fuß auf und funkelte ihn mit blitzenden Augen an.
    A propos auffällig ... jeder, der nur halbwegs in der Nähe war, starrte sie inzwischen an.
    „Christine! Bei allem Verständnis …!“
    „Martin! Sei vernünftig!“
    Sie hatten nun das Stationsgebäude erreicht, und ein breit grinsender Billetteur saß an seinem kleinen Schalter.
    „Da haben Sie sie gerade verpaßt, was?“ feixte er, und Udolf hätte ihm allzu gern eins auf Kinn gegeben, nur um ihm Manieren beizubringen.
    „Wir müssen nach Ischl. Eilig. Was können Sie uns

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