Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
anbieten?“
    „Brennen Sie durch?“ Er zwinkerte.
    Von Görenczy griff den Mann an seinen Revers und zog ihn mit einer Bewegung hoch.
    „Passen Sie auf, was Sie sagen! Sie sprechen von meiner Ehefrau, und ich erlaube nicht, daß Sie sie beleidigen!“
    Er ließ den Beamten los, und der Mann sank auf seinem Stuhl zusammen und stierte sie schockiert an.
    „Noch mal. Was können sie uns als Transport anbieten? Wir haben es eilig.“
    Wieder wechselte Geld unauffällig den Besitzer, und der Mann verneigte sich tief.
    „Verzeihung, Herr Hofrat, wenn ich Sie beleidigt haben sollte. Ich habe Sie gewiß verwechselt. Ich entschuldige …“
    „Nun machen Sie schon. Wir haben es eilig, und die Postkutsche ist fort. Also tun Sie etwas!“
    Eine kleine behandschuhte Hand hielt ihn am Arm zurück.
    „Bitte, mon cher , ängstige nicht diesen Herrn mit deinem comportement . Ich bin sicher, er tut sein Bestes.“
    Von Görenczys Gattin war neben ihn getreten und lächelte den Schalterbeamten an, was ihm spontan die Sprache verschlug.
    „Es ist très important, daß wir tout de suite abreisen. Mein Onkel ist so krank. Wir haben gerade ein …“
    „Brief. Einen Brief haben wir bekommen“, unterbrach von Görenczy, bevor sie sagen konnte, sie hätten ein Telegramm erhalten, was in Anbetracht der Tatsache, daß die Ausseer Telegrafenstation noch im Bau befindlich war, die Gutgläubigkeit des Mannes überfordert hätte. In den Bergen war der Fortschritt noch nicht angekommen. Keine Bahn, kein Telegraphenamt. Finsteres Mittelalter.
    Der Mann blinzelte mitfühlend.
    „Schade, daß Sie die Post verpaßt haben.“
    Von Görenczys Faust ballte sich, doch sie wurde von der gleichen kleinen Hand zurückgehalten.
    „Ah Monsieur, bitte Sie nicht énerver mon mari. Er ist ein so gereizter Mensch und so vorschnell, wenn wütend . Bitte helfen Sie uns.“
    Die Aussicht, der Wut eines unwirschen Gatten ausgesetzt zu sein, beflügelte den Geist des Beamten, und er erinnerte sich daran, daß der Gasthof Blaue Traube einen Mietstall führte und Kutschen an diejenigen Reisenden vermietete, denen die Postkutsche zu gewöhnlich war.
    Das Gasthaus lag in der Nähe, und sie eilten zu dem Gebäude, das sich im Ortskern befand. Die Nachricht, die der Beamte kritzelte, und den Reiter, der mit dieser Nachricht lospreschte, sahen sie nicht.
    Ein Vierspänner war nicht zu haben, doch der Landauer war bequem, die beiden Pferde frisch und kräftig. Das Vertrauen der Wirtsleute ging allerdings nicht so weit, den Fremden die Droschke ohne Kutscher zu überlassen.
    Udolf versuchte nicht, sie umzustimmen. Keine Zeit für Wortwechsel. Er verstaute sowohl Reisegepäck als auch Mädchen im Wagen und setzte sich auf den Kutschbock zum Kutscher. Er überließ dem Mann die Zügel und kritisierte auch nicht seinen bedächtigen Fahrstil.
    Erst als sie die Stadt verlassen hatten und auf der Hauptstraße waren, übernahm von Görenczy die Zügel und änderte die Geschwindigkeit. Der Kutscher, ein Mann um die Vierzig, unterließ eine Debatte nach einem Blick in Udolfs entschlossenes Gesicht.
    „Festhalten!“ rief der Offizier sowohl dem Kutscher als auch dem Mädchen zu. Dann ratterte der Landauer ungestüm die Straße entlang, und die Sache begann, Udolf Spaß zu machen. Er liebte Pferderennen. Schon mehr als eins hatte er gewonnen und genoß den Ruf, seine Siege mit einer Mischung aus Talent, Glück und tollkühnem Draufgängertum zu erringen.
    Das Mietgefährt war gut gefedert, doch er war sicher, daß dem Mädchen hinten auf dem Sitz bald übel werden würde. Wahrscheinlich würde sie sich gleich beschweren, und er würde die Beschwerde ignorieren, denn sie hatte die Wahl gehabt. Sie hatte sich fürs Mitkommen entschieden.
    Doch es kam keine Klage. Statt dessen beschwerte sich der Kutscher.
    Udolf ignorierte ihn.
    „So schaffen es die Pferde nie bis Ischl, gnä‘ Herr. Die schaffen es nicht über die Berge.“
    „Nicht bis Ischl, nur bis zur nächsten Station. Dort werde ich sie wechseln.“
    „So viele Poststationen gibt‘s nicht in den Bergen, gnä‘ Herr.“
    „Es ist Ihre Aufgabe, mir die zu weisen, die es gibt.“
    „Aber gnä‘ Herr!“
    Udolf knallte mit der Peitsche, und die Pferde wurden noch schneller.
    „Aber gnä‘ Herr!“
    „Guter Mann, wenn Sie nichts Nützlicheres zur Unterhaltung beitragen können, seien Sie leise und halten Sie sich fest. Den Pferden geht es gut. Sie sind in guten Händen. Ich kenne mich mit Gäulen aus. Wenn ich

Weitere Kostenlose Bücher