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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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werden sie sehr böse auf Sie sein. Sie sollten mitkommen.“
    Sie sah in seine schwarzen Augen und versuchte, nicht darin zu ertrinken.
    „Graf Arpad, mein Onkel ist ihr Gefangener. Ebenso mein Personal. Ich muß bleiben.“
    Sie wollte nicht bleiben, doch mit ihm gehen wollte sie auch nicht. Sie war nicht ganz sicher, ob sie für ihn nicht nur Reiseproviant darstellte. „Bitte glauben Sie mir, Graf Arpad, mein Onkel wußte über die Absichten der Männer so wenig wie ich. Sie haben ihn erpreßt, Sie einzuladen, und er hat sehr deutlich gemacht, daß Sie hier unter seinem Schutz stehen. Ich habe es selbst gehört.“
    Er nickte.
    „Ich weiß“, sagte er und wandte sich dem Fenster zu. „Ich sah sein Gesicht, als sie schossen.“ Dann drehte er sich wieder um und lächelte. Es nahm ihr den Atem. Sein Lächeln hatte etwas von Sevyos Ausdruckskraft, war voller Milde und freundlicher Sorge. Er strahlte Verläßlichkeit und Sicherheit aus.
    „Fräulein von Sandling, bitte kommen Sie mit. Ich möchte nicht, daß Ihnen hier etwas passiert. Diese Menschen sind gefährlich und haben bereits bewiesen, daß ihre Gewaltbereitschaft nicht nur uns Fey gilt. Wenn sie herausfinden, daß Sie mir zur Flucht verholfen haben, werden sie nicht begeistert sein.“
    Er streckte die Hand nach ihr aus und streichelte ganz sanft ihr Gesicht, die Seite, die nicht geschwollen war. Seine Berührung war außerordentlich zärtlich.
    „Kommen Sie mit“, drängte er noch einmal. „Ich will Sie nicht diesen Leuten ausgeliefert wissen. Wenigstens bis zur nächsten Siedlung.“
    Sie nahm all ihren Mut zusammen und lächelte.
    „Danke, Graf Arpad. Aber ich werde die Meinen nicht im Stich lassen. Leopold von Waydt, der Mann, der auf Sie geschossen hat, wird mich nicht töten. Es wäre zu peinlich, wenn die Frau, die ihm versprochen ist, durch seine Hand stürbe.“
    Er sah sie bestürzt an.
    „Heiraten Sie diesen Mann nicht. Er ist ein schlechter Mensch.“
    „Ich weiß. Ich werde ihn nicht heiraten.“
    Er trat plötzlich einen Schritt nach vorne, nahm sie in seine Arme und küßte sie sanft auf den Mund. Seine Zunge strich über ihre Lippen, nur für Sekunden, und sie spürte, wie sie ihm nachgeben, sich in seinen Armen verlieren wollte, um sich von ihm fortbringen zu lassen, wo immer er sie haben wollte. Dabei manipulierte er noch nicht einmal ihre Gedanken.
    „Passen Sie auf sich auf, meine mutige Heldin der Berge“, murmelte er ihr ins Ohr. „Ich werde Sie besuchen kommen, wenn ich herausgefunden habe, worum es hier geht – und halten Sie die Tür zum Ankleidezimmer geschlossen. Vielleicht merkt ja keiner, was Sie getan haben.“
    Er öffnete ihr Fenster und verschwand in der Nacht. Sie schloß das Fenster hinter ihm.
    Ein bluttrinkender Nachtjäger war besorgter um ihr Wohl als der Mann, den sie möglicherweise geheiratet hätte. Vielleicht hätte sie doch mitgehen sollen.

Kapitel 16
    Die junge Frau hatte keine Ahnung, wie nah sie dem Tod gekommen war. Beinahe hätte er sie getötet. Es hatte ihn außerordentlich viel Energie gekostet, sie nicht zu leeren, aufzuhören, ehe er satt war. Ihre Arme zu spüren, während sie ihm ihr Leben darbot, hatte seine Beherrschung gestärkt. Auch das Entsetzen, das er in ihr fühlte. Um ihm zu helfen hatte sie die Angst bekämpft, die sie durchdrang, mit außerordentlicher Entschlossenheit und mit einem durch und durch disziplinierten Geist. Ihr Mut hatte ihn so gerührt, daß er in der Lage gewesen war, sie vor ihm selbst zu retten.
    Er war verhungert und ausgedörrt gewesen. Schwach und fast irrsinnig vor Schmerz und Wut. Was er noch an Kraft übrig gehabt hatte, hatte er in die Aufrechterhaltung des eigenen Trugbildes gesteckt, das ihn normal und zuverlässig erscheinen ließ, obschon er in jenem Moment nichts davon gewesen war. Als sie vor seinem Käfig aufgetaucht war und ihre Worte durch eine brennende Hölle der Agonie zu ihm gedrungen waren, hatte er gewußt, sie war die einzige Chance, die er bekommen würde. Er war nicht unsterblich, nur schwer umzubringen.
    Die Lage, in der er sich befunden hatte, war eine der schlimmsten gewesen, in die er je geraten war. Kugeln konnten ihn nicht töten, doch man konnte ihn damit verletzen, selbst wenn seine Selbstheilungskräfte unendlich viel größer waren als die von Menschen. Man mußte ihn nur lange genug außer Gefecht setzen, bis man ihn in Kalteisen bannen konnte, und schon hatte man ihn erjagt wie Beute auf einer Hatz.
    Sie hatten ihn

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