Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
ihre Süße zur Gänze zu kosten. Seine Erregung und sein Trieb konnten ihn weit jenseits jeder Vernunft katapultieren, wenn sie zu stark und somit unbeherrschbar wurden.
Das hatte sie nicht gewußt, sonst hätte sie dies nicht für ihn getan. Eine eindrucksvolle Geste, ihn in die Arme zu nehmen und zu ihrem Hals zu führen in dem Wissen, daß er ihr Blut trinken würde und sie ihn nicht aufhalten konnte. Er war so schwach gewesen, daß er sie nicht einmal mit seinem Zauber länger als einige Sekunden hätte völlig dominieren können. Nur ihren Schmerz hatte er weitgehend lindern können, und nach einiger Zeit hatte er versucht, ihr sinnlichen Genuß zu vermitteln. Nur war es ihm nicht gelungen. Normalerweise gelang es ihm immer. Er mochte es, Frauen Genuß zu bereiten. Er war gut darin. Doch die Frauen, die er sonst mit seinen Gedanken liebkoste, während er von ihnen trank, merkten nie, wie er mit ihrem Geist ihren Körper manipulierte. Sie fühlten nur das Sehnen und das Wollen und erinnerten sich nicht, was er mit ihnen oder was sie mit ihm getan hatten. Dieses Mädchen hatte sein Wirken bemerkt, und erinnern würde sie sich auch.
Sie hatte es nicht für ihn getan. Das wußte er. Sie hatte es für ihr eigenes Ehrgefühl getan und für den Dryas, der ihr Freund gewesen war. Egal –sie hatte es getan. Sie hatte ihn genährt und war wundervoll gewesen. Schön war sie nicht, doch ihr Gesicht wäre attraktiv gewesen, hätte es nicht der Bluterguß verunstaltet. Sie hatte ernste Augen und einen weichen, kußfreundlichen Mund. Sie brauchte eine bessere Kammerzofe. Ihr Hauskleid stand ihr nicht, und die Reste ihrer Frisur waren unmodern. Doch ihre Figur war bewundernswert, anschmiegsam und einladend. Er hatte ihren Leib unter seinem beben gespürt. Ihre Brüste waren groß und weich, ihre Muskeln fest und straff. Zu einer anderen Zeit hätte sie ihn sehr stimuliert.
Müßige Gedanken. Wie weiter? Er mußte in Sicherheit sein, ehe der Tag anbrach. Er konnte losreiten und sich Logis auf dem Weg suchen, in der Hoffnung, die Männer würden ihn nicht verfolgen, um ihn zu fangen, wenn er empfindlich und wehrlos war. Oder er konnte sich im Gebirge verstecken. Es war voller Höhlen und Salzbergwerke. Vom Toten Gebirge bis zum Dachstein-Massiv mit seinem Gletscher alles löchriger Kalkstein. Ausreichend Verstecke für einen Mann, der im Dunkeln sah.
Von Sandlings Schlößchen lag hoch am Berg, der dieses Tal vom nächsten See, dem Grundlsee, trennte. Je schneller er verschwand, desto besser. Er konnte sogar nach Norden reiten, und wenn er sich beeilte, würde er am nächsten oder übernächsten Tag Ischl erreichen. Cérise wartete auf ihn. Seine wunderbare, geliebte Cérise.
Doch er fand es schwierig zu gehen. Sie würden seine Abwesenheit bemerken. Dann würden sie den Schuldigen suchen. Er bezweifelte nicht, daß Charlottes Rolle bei seinem Verschwinden rasch entdeckt werden würde. Vielleicht würden sie sie für den Tod ihres Mitstreiters verantwortlich machen.
Sie hatte ihr Leben riskiert. Sein Verantwortungsgefühl war nicht außerordentlich ausgeprägt, doch er fühlte, daß er ihr etwas schuldig war. Konnte er verschwinden und sie ihrem Schicksal überlassen? Sie würden ihr wehtun. Jäger, denen man die Beute vor der Nase wegschnappte, würden ihren primitiven Instinkten freien Lauf lassen. Er kannte die Männer. Jahrhundertelang hatte er sie studiert, in verschiedenen Kulturen, unter verschiedenen Bedingungen und als Angehörige der verschiedensten Glaubensrichtungen. Der kultivierte Ehrenmann, der sich einem strikten Benimmkodex unterwarf, besaß nur eine dünne Lackschicht. Kratzte man daran, fand man wieder den prähistorischen Höhlenmenschen, der das Recht des Siegers für sich in Anspruch nahm jedem Weibchen gegenüber, das er für sich haben wollte oder das sich seinem Willen widersetzte.
Sie hatte Angst gehabt, doch Bleiben und mit ihm Gehen hatten sie gleichermaßen erschreckt. Sie war kein zartes Blümlein, das jedem Streit aus dem Wege ging. Sie würde kämpfen und verlieren. Nur was? Vielleicht nicht ihr Leben. Eventuell aber ihre Unschuld.
Doch letztere wurde überschätzt. Er zog erfahrene Liebhaberinnen vor, die wußten, was sie taten. Allerdings hatte Notzucht mit Spaß nichts gemein. Doch wer war er, Angriffe auf hilflose Frauen zu verurteilen? Er verging sich laufend an Frauen wie an Männern. Dessen ungeachtet war das nicht das Gleiche. Er mußte sie nur mit seinem Zauber stimulieren. Dann
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