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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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fielen Normen, Skrupel und Ängste von ihnen ab. Seine Opfer waren erbötige Mittäter. Sie gaben sich ihm in gewisser Weise aus eigenem Antrieb und freudig. Sie mochten, was er tat, auch wenn sie einer formellen Einladung kaum Folge geleistet hätten. Gewalt war unschön – und überflüssig.
    Er hatte die Stallung erreicht. Kein Wachmann. Sie fühlten sich sicher, glaubten nicht, daß jemand sie stören würde.
    Sein Pferd stand noch da, wo der Stallknecht es untergebracht hatte. Der Sattel lag über der Bank. Er würde sein Pferd satteln und davonreiten. Er war Gast in diesem Haus gewesen, und man hatte ihn verraten. Er schuldete Verrätern nichts.
    Oder doch? Cérise würde sich Sorgen machen, wenn er noch länger ausblieb. Er vermißte sie. Er vergötterte sie. Sie wartete.
    Er sattelte die Stute und führte sie aus dem Stall. Die Huftritte hallten durch die Nacht. Das menschliche Gehör mochte seinem nicht gleichkommen, doch es war möglich, daß sie ihn hörten. Er mußte sich beeilen. Er stieg auf und ritt zum Tor.
    Bald würde er in Cérises Armen liegen. Vorfreude glomm durch seinen Körper.

Kapitel 17
    Charly hatte sich umgezogen und ihr blutverschmiertes Hauskleid unter dem Bett versteckt. Das Kleid, das sie jetzt trug, war noch altertümlicher und unansehnlicher. Aber es war warm, und ihr war plötzlich sehr kalt.
    Sie hatte die Tür zu ihrem Ankleidezimmer geschlossen und wünschte, sie hätte es abschließen können, doch es gab keinen Schlüssel. Sie brachte die Lampe zum anderen Ende des Raums, in der Hoffnung, man würde die zweite Tür im Schatten übersehen. Sie hatte ihren Korb wieder ausgepackt.
    Sie hätte sich ausziehen und schlafen gehen sollen. Doch sie konnte nicht. Sie wollte ihren Gästen nicht im Nachthemd gegenübertreten müssen, selbst wenn sie sie vielleicht nicht verdächtigen würden, wenn wie glaubten, sie hätte geschlafen.
    Sie saß in ihrem Schaukelstuhl am offenen Fenster. Sie hatte Angst, und ihr war übel. Die Nachtluft half ihr, gleichmäßig zu atmen. Er hatte ihr Blut getrunken und sie kraftlos zurückgelassen. Als er noch da war, hatte sie es nicht so sehr gespürt; so viele irrwitzige und erschreckende Dinge waren geschehen, und sie hatte sich auf das konzentrieren müssen, was sie tat. Doch nun, da sie ruhig dasaß, konnte sie nicht mehr aufhören zu zittern und war sich sicher, daß Angst nicht der einzige Grund dafür war.
    Sie hatte alles Wasser getrunken, das noch im Zimmer gewesen war, doch sie war immer noch durstig. Es gab keine Möglichkeit, mehr Wasser zu bekommen. Sie war eingesperrt. Sie würde um Hilfe schreien oder bitten müssen, und sie wollte keine Aufmerksamkeit erregen. Ab und zu sank ihr der Kopf auf die Brust, und sie schlief für einige Augenblicke ermattet ein, nur um mit der Erkenntnis hochzuschrecken, daß sich ihre Lage nicht geändert hatte.
    Dann brach der Lärm los. Sie hörte Rufen und schnelle Schritte. Türen wurden geschlagen. Jemand brüllte Befehle. Leopold. Sie war hellwach, und die Furcht hielt sie fest im Griff. Bald würden sie hier sein. Sie hatte gewußt, daß sie kommen würden. Es hatte nie eine Chance gegeben, daß sie Arpads Flucht oder den Tod ihres Mitstreiters nicht bemerken würden.
    Sie hätte mit dem Sí gehen sollen. Es war ein Fehler gewesen zu bleiben. Er hätte sie nicht getötet. Oder doch? Sie war nicht sicher, doch wahrscheinlich nicht. Er hätte all ihr Blut nehmen können, die Möglichkeit hatte er gehabt. Er hätte sie töten können, doch er hatte es nicht getan. Sie wußte nicht, ob sie das gleiche auch von den Männern erwarten konnte, die lärmend durchs Haus liefen, Türen aufwarfen, nach ihrem Gefangenen suchten. Sie hörte sie und wunderte sich. Wie konnten sie glauben, er hätte hier auf sie gewartet? Er war wahrscheinlich schon weit weg.
    Sie merkte, daß sie zitterte. Sie hatte ihren Mut überschätzt. Auch das Gefühl, daß Leopold sie nicht umbringen würde, hatte sie verlassen. Ihre Kraft hatte sie ebenfalls überbewertet. Vielleicht würde er sie Kraitmair übergeben. Der Mann hatte keine Skrupel, ihr wehzutun.
    Vielleicht würde Meyer ihr helfen? Er war zwar einer von ihnen, also auch ein Mörder, doch wenigstens hatte er sich für sie eingesetzt. Vielleicht konnte sie an seinen Anstand appellieren, so er welchen hatte. Da war sie sich nicht mehr so sicher. Sie erinnerte sich an sein Lächeln über den Eßtisch hinweg, das im Gegensatz zu dem Leopolds seine Augen erreichte. Wenn sie die Wahl

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