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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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schon auf zu weinen! I ch kann jetzt nicht anhalten und dich trösten. Wir haben nicht die Zeit dazu.“
    Nach einer Weile weinte sie nicht mehr. Sie schwiegen.
    „Ich bin nicht so dumm“, sagte sie schließlich. „Ich weiß schon, worauf ich mich eingelassen habe.“ Ihre Stimme zitterte ein wenig und sie schien den Tränen immer mal nahe zu sein. „Ich habe einen Menschen getötet. Sie schicken mich auf die Guillotine, wenn sie mich kriegen. Der einzige Schutz, den ich vielleicht habe, ist dein Auftraggeber – und ich weiß noch nicht einmal, wer das ist. Du hast es mir nie gesagt. Es kann schon sein, daß ich schlau genug bin, um es allein zurück zum See zu schaffen. Aber sie werden mich weiter suchen ...“ Sie hielt inne. „Bitte schick mich nicht fort, Udolf von Görenczy. Ich verstehe, daß ich dir im Weg bin und daß du so, wie ich jetzt aussehe, nicht mit mir gesehen werden willst. Ich bin dir peinlich. Gestern haben wir so getan, als wären wir Mann und Frau. Doch heute bin ich wieder nichts als eine Zofe, die jemanden erschlagen hat und unpassend angezogen ist.“
    „Mädel ...“
    „Aber du darfst mich jetzt nicht einfach im Stich lassen. Das darfst du nicht. Wir waren zusammen im Stein. Und jetzt willst du mich fortstoßen wie ... wie einen ... einen ... Kiesel!“
    Er wußte nicht, was er sagen sollte. Ihre Worte hatten ihn berührt, wenngleich er auch ihr Beharren darauf, bei ihm zu bleiben, etwas entnervend fand. Dennoch fühlte er sich jetzt wie ein Schurke, daß er versucht hatte, seine schöne Begleiterin loszuwerden.
    „Marie-Jeannette, ich überlasse dich nicht einfach deinem Schicksal. Ich wäre nur glücklicher, wenn ich wüßte, daß du meins nicht teilen mußt – falls alles schiefgeht. Und das kann es. Verdammt schief. Gestern nacht haben wir ein Wunder erlebt. Ein zweites zu erwarten wäre verdammt unbescheiden. Ich möchte nicht, daß dir etwas passiert, denn was immer es sein wird – ich bin schuld daran. Ich wünschte, ich hätte mein Hirn beieinander gehabt, als wir diesen Plan besprachen. Aber ich war hungrig, müde und dankbar, daß jemand meine Probleme löste, und du warst schön, begehrenswert und willig, diese Probleme zu lösen. Ich denke immer noch, du wärst sicherer ohne mich. Aber ich werde dich nicht allein lassen, wenn du lieber bei mir sein willst.“
    Er sprach selten soviel auf einmal. Er war kein Mann großer Worte. Er handelte lieber. Doch diese kleine Rede schien das Mädchen etwas beruhigt zu haben. Warum, wußte er nicht. Sie mußte wissen, daß sie mit ihm zusammen schlechter dran war als ohne ihn.
    Sie war schlichtweg zu jung für ein solches Abenteuer. So sehr viel älter war er letztlich aber auch nicht. Auch ihn hatte nichts je darauf vorbereitet, von ganzen Truppen von Feinden gejagt zu werden, als flüchtiger Mörder vor dem Gesetz davonzulaufen und des Morgens als Teil einer verdammten Felswand aufzuwachen.
    Er konzentrierte sich wieder auf die Fahrt. Wie weit Ischl noch entfernt war, konnte er nur ahnen. Allzuweit wohl nicht mehr. Wie auch immer. Bevor er nicht sein Ziel erreicht hatte, waren sie nicht sicher, und ob man sie in die kaiserliche Villa lassen würde, war höchst fraglich, so wie sie beide aussahen. Seine Hose paßte nicht zum Rock. Hemd und Weste waren fleckig, seine Krawatte so gut wie nicht existent, seine Fußbekleidung eine einzige Schande. Er hatte keine Handschuhe, der Zylinder des Barons rutschte ihm bis auf die Nase, und über Marie-Jeannettes Bekleidung verlor man am besten kein Wort. Kein kaiserlicher Gardeoffizier, der nicht vollkommen verblödet war, würde ihm Zutritt zu den Gemächern der Kaiserin gestatten.
    Auch schien es ihm zusehends weniger sicher, ob das Kaiserhaus nicht die Idee, soviel Zerstörungsgewalt in den Händen zu halten, als durchaus positiv sehen würde. Neue Waffen entschieden Kriege. Moralische Bedenken im allgemeinen nicht. Und was bedeuteten die Sí schon irgend jemandem?
    Die Poststation näherte sich. Er wurde langsamer und hielt an. Dann winkte er einem Stallburschen.
    „Das ist der Wagen des Herrn Baron!“ kommentierte der junge Mann.
    „Ganz richtig, mein Junge. Er war so großzügig, sein eigenes Fahrzeug der jungen Dame für den Weg nach Hause zur Verfügung zu stellen. Wir haben es eilig. Also bitte!“
    Geld wechselte den Besitzer. Der junge Mann begann auszuspannen. Leutnant von Görenczy sprang vom Bock und legte mit Hand an. Er blickte zurück zu dem Mädchen. Die grünen Augen

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