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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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auf den Wagenschlag, auf dem die Zugehörigkeit des Wagens deutlich zu erkennen war.
    Von Görenczy nickte beflissen.
    „Sehr richtig, Herr Leutnant“, antwortete er brav und gab sich Mühe, vertrauenswürdig und eifrig zu klingen. „Der Herr Baron hat mir aufgetragen, die junge Dame zurück nach Ischl zu fahren. Sie hatte einen ... nicht näher erwähnbaren ... Zusammenstoß. Im Jagdschloß.“ Er versuchte, betreten und gleichzeitig vieldeutig dreinzublicken, und hoffte, daß sein Gestammel der Peinlichkeit der Situation zugeschrieben werden mochte und nicht dem Fakt, daß ihm so schnell keine vernünftige Ausrede einfiel. „Wir sollten früh los, damit wir ... damit es keinen Skandal ... Sie verstehen sicher, Herr Leutnant, daß ich nicht befugt bin, Details ...“
    Eine kaum verbrämte Emotion huschte über das Gesicht des Mannes. Er nickte, ein Offizier und Gentleman. Als letzterer hielt man sich aus anderer Leute unerfreulichen Angelegenheiten heraus. Herrengesellschaften hatten ihre Eigenheiten, die man am besten ignorierte.
    „So“, sagte er nur und ließ seine Augen über das schöne Gesicht des in Felldecken eingehüllten Mädchens gleiten. Marie-Jeannette senkte den Blick, und es gelang ihr, gleichermaßen schüchtern und aufreizend zu wirken. Sehr begabt.
    „So“, wiederholte er. „Dann will ich Sie nicht aufhalten.“
    Der Offizier nickte und gab dann Befehl weiterzureiten.
    Langsam erklomm Leutnant von Görenczy wieder den Kutschbock und nahm die Zügel. Sie fuhren weiter.
    Mehr Feinde. Das war alles, was er denken konnte. Truppenverstärkung oder Ehrengarde? War der Baron losgefahren, um sie zu treffen – oder um sie nicht zu treffen? Oder hatte er entschieden, das Auftauchen von Spionen mache es notwendig, seinen Kaiser selbst zu informieren?
    Man konnte es nicht wissen. Nur soviel war sicher: Wenn die Truppe beim Jagdschloß ankam, würde dort klar sein, daß die Kutsche gestohlen und der Baron verschwunden war.
    „Wir müssen uns beeilen“, sagte er. „Gottverdammich! Alle fünf Minuten was Neues. Marie-Jeannette, wenn ich dir genug Geld dalasse und dich bei der nächsten Poststation absetze, glaubst du, du schaffst es, unauffällig zu deiner Herrin zurückzukehren?“
    Marie-Jeannette antwortete nicht gleich. „Du willst mich allein lassen?“ fragte sie dann und klang beleidigt und ängstlich. „Du darfst mich nicht allein lassen! Nicht in dieser Kleidung. Du hast versprochen, auf mich achtzugeben.“
    Er seufzte. „Ich weiß. Aber es ist viel sicherer für dich, wenn du nicht bei mir bleibst. Wir haben gleich nicht nur die Leute vom Baron, sondern auch noch ein halbes Regiment Soldaten auf den Fersen. Die sind schneller als wir! Allein kannst du ihnen besser ausweichen. Ich bin ein schlechter Beschützer – wenn man mich fängt, wird man mich wegen Spionage und Mord anklagen. Dich auch, wenn du mit dabei bist. Du bist doch ein schlaues Mädchen. Du würdest es doch allein zurück schaffen?“
    Sie sagte nichts. Eine Weile konnte man nur den Tritt der Pferde hören.
    „Gestern waren wir gemeinsam ein Teil von einem Berg“, sagte sie dann traurig. „Heute willst du mich loswerden.“
    Er seufzte.
    „Ich denke nur an deine Sicherheit.“
    „Meine Sicherheit hat dich überhaupt nicht interessiert, als du ohne mich fliehen wolltest.“
    „Kind ...“
    „Ich bin nicht dein Kind. Ich bin überhaupt kein Kind! Ich bin eine Frau, und ich kann eine Dame sein, wenn ich will, und ich bin mitgekommen, um dir zu helfen. Ich wollte nicht, daß dir etwas passiert. Und du kannst nur an deinen dummen Auftrag denken!“
    Langsam wurde er ärgerlich.
    „Ja. Ich kann wirklich nur an meinen Auftrag denken, denn wenn ich versage, werden wir beide nicht die einzigen sein, die draufgehen. Ist dir das nicht klar, Mädchen? Mademoiselle?“
    Er warf einen Blick über die Schulter zurück und zuckte bei der Bewegung schmerzhaft zusammen. Sie weinte.
    „Nun wein nicht. Du lieber Himmel! Hast du denn geglaubt, dies würde eine Vergnügungsreise?“
    Sie antwortete nicht.
    „Marie-Jeannette! Es tut mir leid, daß unser nettes, kleines Abenteuer sich so entwickelt hat, und es tut mir auch leid, daß ich nicht das ganze Jagdschloß nach dir durchsucht habe, aber alles, woran ich denken konnte, war tatsächlich, wie ich davonkomme und meinen Auftrag zu Ende bringe. Ich habe dich nicht gerne zurückgelassen. Doch ich bin Soldat, und es fragt keiner danach, ob ich etwas gerne tue oder nicht. Nun hör

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