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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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blickten suchend einmal hier, und einmal dorthin, doch sie sah sich nicht andauernd nach Verfolgern um, und er mußte ihr nicht sagen, daß sie das lassen sollte.
    Die Sekunden wurden Udolf lang, doch es wäre unangemessen, sich noch mehr zu sputen. Ehrliche Reisende mochten in Eile sein, aber nicht in Panik.
    Dennoch konnte er es sich nicht verkneifen, ein oder zwei Mal die Straße hinunterzublicken. Bergwege waren gewunden, und man konnte nicht weit sehen. Die Verfolger mochten schon jenseits der nächsten Biegung sein und würden ihm keine Zeit für irgendwelche Präliminarien lassen. Zudem hatte er immer noch nicht mehr als eine Kugel und einen entwendeten Stockdegen.
    Noch einmal Trinkgeld für den Stallburschen. Der Wagen war fertig.
    Udolf stieg auf den Kutschbock. Und schon waren sie wieder auf der Straße.
    „Geht es dir gut, Marie-Jeannette?“
    „Ja“, erwiderte sie. „Glaubst du, sie holen uns bald ein?“
    „Ich weiß es nicht“, sagte er aufrichtig. „Sie sind zu Pferd. Reiten geht schneller als Fahren. Und sie kennen vermutlich Abkürzungen. Du wärst schon sicherer, wenn du dich jetzt allein davongeschlichen hättest.“
    „Ich weiß. Aber wir werden es schon schaffen, nicht wahr? Gestern nacht haben wir auch überlebt, und du hattest nicht mehr dran geglaubt.“
    „Aber heute könnte es uns den Kopf kosten“, gab er zurück. „Oder wir enden bei der nächsten Gerichtsverhandlung am Galgen. Noch kann ich anhalten. Noch könntest du zurück nach Aussee.“
    „Ich fühle mich sicherer, wenn ich bei dir bin.“
    Er fragte sich, womit er soviel Vertrauen verdient hatte.
    „Was denkst du denn, was ich tun kann, um dich zu verteidigen?“ fragte er.
    „Das weiß ich nicht. Dir wird schon etwas einfallen. Den Helden in den Büchern fällt auch immer was ein.“
    Udolf holte tief Luft. Ein Romanheld. Höchstwahrscheinlich wirkte er so auf sie. Er hatte sich immer Mühe gegeben, genau so auf Frauen zu wirken. Doch ein Galgen war ein Galgen. Mit einer geschwollenen Zunge, die blau aus dem abgequetschten Hals hing, würde man keinen heroischen Eindruck mehr machen.
    „Ich bin kein Romanheld. Wenn man mich sticht, blute ich. Wenn man mich vergiftet, sterbe ich. Es würde sich allerdings vermutlich eher um eine Bleivergiftung handeln.“

Kapitel 33
    „Bitte nicht!“ flehte Charly. „Bitte sagen Sie mir, daß ich das nicht tun muß!“
    Ihr Gejammer klang, als schicke man sie auf die Guillotine. Fast fühlte sie sich auch so.
    Sie stand inmitten der Gruppe und haßte es, die Aufmerksamkeit all dieser beeindruckenden Menschen auf sich vereint zu sehen. Eine ganze Weile hatte man sie kaum bemerkt, sie war gänzlich nebensächlich gewesen. Während heftige Emotionen Mr. Fairchild und den anderen Sí fast zerrissen, hatte sie im Hintergrund bleiben können. Sie sah, wie ein regelrechter Krieg entbrannte, und wollte keinen Anteil daran haben.
    Der andere Feyon beunruhigte sie erheblich. Sie hatte noch nie einen nackten Mann gesehen. Sie versuchte, nicht hinzusehen, doch ihr Blick wurde magisch von seiner beeindruckenden Physis angezogen, von seinem muskulösen Körperbau, seiner schlanken Gestalt und – anderen Dingen. Arpad hätte vermutlich ähnlich ausgesehen. Nur waren sie nie soweit gekommen. Sie fühlte immer noch seine Berührung, und das Spektakel, das der Fürst des Wassers bot, intensivierte diese Gefühle. Sie schämte sich für ihre Neugier, war schockiert von ihrer Begierde und einigermaßen überrascht darüber, wie ästhetisch sie den unmoralischen Anblick fand.
    Doch sie war im Hintergrund gewesen, und außer Frau Treynstern hatte niemand ihr vermehrtes Interesse bemerkt.
    Charly hatte begriffen, daß die Dame eine von Arpads alten Freundinnen war. Wenn sie allein mit Arpad gewesen wäre, hätte der ihr vielleicht mehr erzählt.
    Jedenfalls konstatierte Charly, daß der männliche Körper durchaus ansehnlicher war als die Information in einem medizinischen Nachschlagewerk einen vermuten ließ. Oder sahen nur Sí so gut aus?
    Sie sollte ihre Gedanken zügeln. Es war nicht wichtig. Es war peinlich, besonders wenn sie sich ins Gedächtnis rief, daß Arpad ihre Gefühle lesen konnte. Nur war er eben damit beschäftigt, einen Streit zu verhindern – oder doch eher eine Schlacht? Oder einfach nur Mord? Charly glaubte nicht, daß der wuchtige Ehemann ihrer neuen Bekannten die Macht besaß, einen Feyon zu besiegen, selbst wenn er wild entschlossen und sehr gefährlich wirkte. Ein harter

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