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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Recht, mich zu beanspruchen!“ sagte sie fest, und man mußte sie schon sehr gut kennen, um die Angst in ihrer Stimme zu hören.
    Der Sí schnaubte verächtlich.
    „Soll ich deinem Mann genau beschreiben, welches Recht ich an dir habe?“ fragte er und lächelte sie süßlich an.
    Delacroix hörte, wie seine Frau schmerzhaft einatmete, und er merkte, daß er ihr seine Finger wie Eisenklammern in die Schultern gedrückt hatte. Er zwang sich dazu loszulassen, und bekämpfte das plötzliche Bedürfnis, ihr weh zu tun. Er verstand sehr wohl, was der Fährmann andeutete. Er hatte gesehen, wie sie sich nicht hatte gegen die Macht des Feyons behaupten können. Er hatte den Mann prahlen gehört, wie er sie im Wasser beherrschen konnte, und da war auch noch Corrisandes flehende Bitte, ihr zu verzeihen.
    Man hatte ihm Hörner aufgesetzt. Das war es – und jeder hier in der Höhle wußte es. Er sehnte sich mit einem Mal nach der Zerstörung, die ihn jagte. Sie war Teil von ihm und würde jeden in diesem Berg vernichten. Jedes Leben auslöschen, ihre Körper zu Fetzen zerreißen, ihre Sinne mit Schmerz anfüllen. Komm nur! Zischte es ungezügelt in seinem Gemüt. Komm jetzt!
    Delacroix tauchte mühsam aus dem Mahlstrom seines Zorns hoch und fand seine Linke um den zarten Hals seiner Frau gelegt. Sein Daumen lag an ihrem Genick in Position, es zu brechen. Der Schock der Menschen vor ihm traf ihn beinahe körperlich. Der gleiche Schock durchschlug auch ihn selbst. Er ließ sie los.
    Ihre Hand suchte die seine, diese schmale, kleine Hand, die er mit Leichtigkeit zerdrücken konnte. Sie zitterte. Seine Frau hatte Angst vor ihm. Was machte man noch mit untreuen Ehefrauen? Man verstieß sie? Schlug sie? Brachte sie um? Im Orient wurden Ehebrecherinnen ertränkt, hatte er gehört. Impraktikabel bei einer Nereide. Würde er sie umbringen, bevor er sie dem Wassermann überließ? Es wäre möglicherweise leichter.
    Sie würde ihn gewähren lassen. Sie hatte ihm schon einmal ihr Leben und ihren Tod anvertraut. Es war erst ein halbes Jahr her. Er schlang seine Arme um sie und zog sie rückwärts in seine Umarmung, ganz dicht an sich heran, legte eine Hand schützend über ihren Bauch.
    „Keine Angst“, sagte er ihr. „Ich erlaube nicht, daß er dir etwas tut.“
    Ihr Kopf lehnte an seiner Brust. Ein so zartes Wesen war sie, so zerbrechlich, so sehr in seiner Macht, so leicht zu zerstören. Er beugte sich hinunter und küßte ihre braunen Locken. Hatte sie seinen wilden Gedanken gespürt, als er ihren Hals mit seiner Hand umspannt hatte? Ich werde ihr nie weh tun, hatte er dem Wasserwesen gesagt, denn sie ist mein. Doch gerade weil sie sein war, wäre es leicht ihr weh zu tun.
    „Wir haben keine Zeit für so etwas!“ unterbrach McMullen die Szene. „Wir müssen Pläne machen. Und ich wüßte zu gern, wie Sie alle hierhergekommen sind. Ein Monster ist uns auf der Spur. Wir haben zudem eine Aufgabe.“ Er blickte etwas beunruhigt zu Delacroix hinüber.
    „Richtig“, pflichtete die Sängerin ihm bei. „Reiß dich endlich zusammen, Delacroix!“
    Er starrte sie wütend an.
    „Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten, Cérise“, zischte er zurück.
    „Oder was? Willst du mir auch den Hals …“
    „Meine Damen! Meine Herren!“ unterbrach der Meister. „Wir haben genug Feinde, auch ohne noch untereinander zu streiten. Einer davon ist direkt auf dem Weg zu uns. Wir wollen dies nicht zu einer lessingschen Sittentragödie werden lassen.“
    „Besser nicht“, warf Graf Arpad mit einem dünnen Lächeln ein. „Sätze wie ‚Eine Rose gebrochen, ehe der Sturm sie entblättert‘ sind selbst für Menschen ziemlich idiotisch.“

Kapitel 32
    Die Reiter gehörten zu einem Kavallerieregiment. Ein kurzer Befehl ertönte, und sie hielten neben Udolfs Gefährt an und hießen ihn absteigen.
    Er gehorchte, stand stocksteif da und suchte mit dem Blick nach einem Offizier, den er ansprechen konnte. Er fragte sich, ob er dem feschen Leutnant seine Lage anvertrauen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Zu schwierig zu erklären. Auch mochten sie zwar zum regulären Militär gehören, doch das sagte nichts über ihr Verhältnis zum Baron aus. Vielleicht hatte er sie angefordert?
    Er spürte den prüfenden Blick des Offiziers auf sich und verneigte sich pflichtschuldigst. Der Mann bellte einen kurzen Befehl und ritt dann zu ihm herüber.
    „Sie da!“ herrschte er ihn unfreundlich an. „Das ist Baron von Schwarzenecks Wappen!“ Er deutete

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