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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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nimmer“, zitierte sie, und er erkannte eine Zeile aus einem Gedicht Heinrich Heines, einem der skandalöseren Werke. Keinesfalls die Lektüre, die die erlauchte Dame kennen sollte, und schon gar nicht zitieren. Doch wie auch immer. Er ignorierte den lyrischen Kommentar. Seine Beziehung zu Marie-Jeannette war kaum etwas, das er debattieren wollte, nicht einmal mit sich selbst.
    Anderes war wichtiger.
    „Majestät.“ Beinahe wäre er vorgetreten, hielt noch in der Bewegung inne, als die Waffe des Adjutanten in seine Richtung deutete. Der Mann sollte es wahrlich besser wissen. Er war dabeigewesen, als man Leutnant von Görenczy die Aufgabe übertragen hatte. Allerdings wäre Udolf nicht weniger wachsam gewesen, hätte er seinen König zu schützen.
    „Majestät“, wiederholte er und stand wieder stramm. „Sie haben mich ausgeschickt, um Informationen zu erhalten. Ich habe soviel wie möglich herausgefunden. Bei allem nötigen Respekt möchte ich untertänigst bitten, meinen Bericht nicht nur als lächerlich abzutun, auch wenn es einem widerstrebt, an eine Waffe zu glauben, die auf … den sieben Zwergen basiert. Magie wohnt vielen Dingen inne, sie ist … denke ich … Teil der Natur … irgendwie. Die Schönheit eines Waldsees, zum Beispiel – vielleicht ist sie die Schönheit der Nymphe, die darin wohnt? Berge – warum sollten sie uns so sehr faszinieren, wenn sie doch nichts anderes wären als ein Haufen aufgetürmter Felsen? Man sagt von Ihnen, Sie liebten die Natur. Würden Sie denn wollen, daß sie ihres Charmes, ihres Zaubers beraubt würde, damit man eine Waffe daraus schaffen kann, die wahllos alles zerstört? Sie tötet Feind und Freund. Sie verbrennt Städte ebenso wie Regimenter, würde Soldaten und Zivilisten, Männer, Frauen, Kinder gleichermaßen vernichten, Ihre Untertanten zusammen mit Ihren Feinden. Ich bin Soldat, Majestät. Ich habe keine Angst vorm Kämpfen, doch die schiere Reichweite der Zerstörung, die ermöglicht würde, sollte das Gerät je funktionieren, ist …“, er suchte verzweifelt nach einem passenden Wort, „… apokalyptisch. Und neue Waffen sind nie lange im Besitz nur einer Nation. Wissen findet immer einen Weg. Stellen Sie sich eine Welt vor, in der jede Nation solche Maschinen hat. Ein Krieg würde alles – absolut alles – vernichten.“
    Er hielt inne, merkte, daß er in unverzeihlicher Manier dozierte. Das sollte man sich der Kaiserin gegenüber tunlichst verkneifen. Er schwankte leicht und fing sich eisern ab. Die letzten paar Tage hatten ihn eine Menge Kraft gekostet.
    Sie sagte nichts, sah ihn nur kritisch an. Also fuhr er fort.
    „Stellen Sie sich eine Welt vor, Majestät, in der Sie Ihren Kindern keine Märchen erzählen können, weil alle Märchenwesen in einer wüsten Schlacht gebraten wurden.“
    Sie erhob sich und ging einen Schritt auf ihn zu.
    „Sie nehmen sich weitaus zuviel heraus, Herr Leutnant“, schalt sie, und er verneigte sich entschuldigend.
    „Ich bitte um Verzeihung, Majestät, aber Menschen sind in Gefahr. Ich möchte in aller Bescheidenheit darum bitten, daß Sie mir gestatten, zurückzureisen und ihnen beizustehen.“
    „Abgelehnt. Sie waren so unvorsichtig, sich zwei Mal fangen zu lassen. Drei Mal, wenn man Falkeneys Mordversuch mitzählt. Er ist einer von Schwarzenecks engsten Freunden. Bis gestern nacht hätte ich ihn einen Ehrenmann genannt, einen Mann von klaren Prinzipien, einen unverrückbaren Patrioten und einen Stützpfeiler der Monarchie. Einem unbewaffneten Mann ohne Warnung ins Herz zu schießen – gegen jede Order –, das scheint mir zumindest anzudeuten, daß es hier um mehr geht als die Märchen eines ungeschickten Agenten mit einer Vorliebe für verliebte Zofen. – Schwarzeneck ist tot, sagen Sie?“
    „Ich kann es nicht genau sagen, Majestät. Er war schwer verletzt, als ich ihn zuletzt sah.“
    „Wer hat ihn so schwer verletzt?“
    Von Görenczy hüstelte nervös.
    „Ich fürchte, das war ich, Majestät. Sehen Sie, er versuchte, mir eine Stichwaffe in den Rücken zu rammen, und ich habe ihm auf den Kopf geschlagen, um mein allzu frühes Ableben zu verhindern. Schließlich mußte ich doch meinen Bericht überbringen.“
    Sie blickte ihn an und zog ihren Mund sarkastisch nach unten. Die andere Dame fuhr statt ihrer fort: „Sie haben also den Mann getötet, der sie der Lüge überführen könnte. Sie haben einen der höheren Offiziere des Ministeriums schlichtweg totgeschlagen.“
    „Das ist wohl so, Gräfin

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