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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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zurückgerissen, und sie fiel beinahe, so kräftig war der plötzliche Ruck. Ihre Gedanken wirbelten, während sie noch versuchte zu begreifen, was da eben geschah. Jemand schoß auf sie.
    „Deckung!“ hatte Cérise Denglot gerufen, und noch bevor Sophie reagieren konnte, war sie schon zurückgerissen worden, drehte sich halb nach hinten dabei, spürte, wie eine Kugel sie verfehlte.
    Corrisandes Hand, die sie in der ihren gehalten hatte, ließ mit einem Mal los, als die junge Frau nach hinten flog durch die Wucht des Geschoßeinschlags. Sie brach auf den Felsen zusammen. Sophie stand reglos vor Schock, dann riß ein zweiter Knall sie aus ihrer Lethargie und machte sie auf die Gefahr aufmerksam.
    „Runter! Auf den Boden!“ rief die Sängerin noch einmal, und Sophie ließ sich zwischen die Felsblöcke fallen, gleichzeitig mit Charlotte, die genauso versteinert dagestanden hatte, in der plötzlichen Erkenntnis, daß sie angegriffen wurden.
    Sie waren in einer Schlacht, wie Soldaten. Man schoß auf sie. Sie hatten schon ein Opfer zu beklagen. Der allererste Schuß hatte bereits sein Ziel erreicht. Mrs. Fairchild war getroffen. Das konnte alles nicht wahr sein.
    Sophie kauerte sich tief nach unten und drehte sich um, versuchte, die Lage zu begreifen.
    Ein Schuß knallte, ganz nah. Die Sängerin lag flach auf dem Bauch hinter einem Felsen. Sie fummelte an einer kleinen Schußwaffe, die sie eben wieder lud. Ihr weites, elegantes Kleid wirkte geradezu lächerlich, doch so wie sie mit der Waffe umging, schien sie zumindest zu wissen, was sie tat. Viel mochte das ja nicht nützen, aber es war besser als nichts.
    Das Schießen hörte auf. Vielleicht hatten die Angreifer nicht mit Gegenwehr gerechnet, oder auch sie waren dabei, neu zu laden, um ihnen dann den Garaus zu machen. Wenn das so war, dann würden sie nicht mehr lange leben. Das kleine Ding, das die Sängerin hielt, schien nicht dazu angetan, eine Truppe professioneller Kämpfer aufzuhalten. Sophie hatte sie nicht genau erkennen können, wußte nicht, wie viele es waren. Der Morgen brach eben erst an, und in dem diffusen Licht war es kaum möglich, Details auszumachen.
    Sie hatte nun Corrisande erreicht und zuckte bei dem Anblick zusammen. Die zierliche Frau lag auf dem Rücken zwischen den Felsen. Dunkles Blut lief ihr aus einer häßlichen Wunde in ihrer Brust. Ihre Atmung kam quälend. Mehr Blut tröpfelte ihr aus Mund und Nase. Ihr Oberteil war bereits blutgetränkt.
    „Großer Gott!“ rief Sophie. Beide Frauen kauerten auf den Knien, gebeugt über ihre Gefährtin. Sie blickten sie verzweifelt an.
    „Arpad! Wir müssen Arpad holen“, flüsterte Fräulein von Sandling. Ihre braunen Augen waren feucht vor Mitleid. „Vielleicht kann er helfen?“
    Sophie bezweifelte das. Arpad konnte oberflächliche Wunden heilen. Doch dies hier war weit mehr. Wunder konnte er nicht vollbringen. Ungeschehen konnte er dies auch nicht machen.
    Sehr vorsichtig hob sie die bewußtlose Frau an den Schultern an und sah, daß die Kugel den zarten Körper komplett durchschlagen und ein riesiges Loch aus dem Rücken gerissen hatte.
    „Sie stirbt“, flüsterte Sophie heiser. „Ich glaube nicht, daß er die Fähigkeit hat, sie zu retten. Heilige Mutter Gottes!“
    Sie hielt die leblose Gestalt in ihrem Arm, und Arpads junge Freundin öffnete der Verwundeten das Kleid, als ob es ihr das Atmen erleichtern mochte, wenn man das Korsett löste. Es war sinnlos. Die Kugel mußte die Lungen durchschlagen haben. Der Atem rasselte vor Flüssigkeit – und soviel Blut. Viel zuviel Blut. Sie verblutete. Nicht mehr lange, dann würde sie nicht mehr sein.
    Vielleicht würde ihr Feyonerbe sie ja am Leben erhalten, hoffte Sophie. Vielleicht mochte ihre seltsame Widerstandskraft sie etwas überleben lassen, das einen normalen Menschen schon umgebracht hatte.
    Doch wahrscheinlich war das nicht. Das Mädchen war zu sehr Mensch, war nur eine junge Frau, eine Mutter, eine Ehefrau, eine Liebende. Ihre Hingabe hatte sie hierhergeführt, zu einer Zeit, in der sie besser zu Hause geblieben wäre, um sich zu schonen. Sie war weiter und weiter gegangen, mit nur einem Ziel, ihren Mann zu retten.
    Die Drei hatten sie gefragt, zu welchem Opfer sie bereit wären. Nun hatten sie ihr Opfer. Sie hatten Mutter und Kind in einem gemeinsamen Streich ausgelöscht.
    Wir töten nicht, sagte eine scharfe Stimme in Sophies Gedanken. Menschen töten.
    Ihre Augen liefen über vor Trauer und Scham.
    Was für eine Tragödie. Ein

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