Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
Brustkorb.
    „Sie leben, allerdings. Das Buch hat die Kugel abgebremst. Sie ist zwar noch in Sie eingedrungen, wurde aber von einer Rippe aufgehalten. Ich habe sie gerade herausoperiert.“
    „Ich danke Ihnen, Herr Doktor.“
    Der Mann reichte ihm die Hand und half ihm hoch.
    „Als Arzt wäre es mir lieber, Sie würden noch ein wenig liegenbleiben und ruhen, doch als treuer Untertan Ihrer Majestät, der Kaiserin, hoffe ich, daß es Ihnen gut genug geht, daß Sie Ihren Rapport machen können. Ihre Majestät ist sehr gespannt auf eine detaillierte Erklärung. Sie stehen im Moment unter ihrem Schutz, doch ich möchte nicht versäumen, Ihnen kundzutun, daß Herr Hardinger Sie lieber jetzt als später verhaften würde, um Sie in den tiefsten Kerker zu werfen, von dem er – zweifelsohne – Kenntnis hat. Allerdings denkt er ähnliches über die meisten Menschen – ganz besonders über solche, die auf einer nächtlichen Audienz bei Ihrer Majestät beharren.“
    Der Arzt klang ein wenig trocken.
    Die beiden Damen verließen eben den Raum, und Leutnant von Görenczy fiel auf, daß seine Umgangsformen ihnen gegenüber nicht eben von der bewährten Art gewesen waren.
    „Ich bin ganz durcheinander.“ Er lächelte reumütig. „Ich hoffe, ich werde mich nicht danebenbenehmen.“
    „Ich auch, junger Mann. Ich auch.“
    Die Tür öffnete sich erneut, und ein Mann in Dienerlivree trat ein. Er trug frische Kleidung.
    „Wir werden Sie rasch anständig zurechtmachen. Ihre eigene Kleidung ist gänzlich verdorben. Sie können vor Ihrer Majestät nicht in blutigen Fetzen erscheinen.“
    Kammerdiener und Arzt machten sich gemeinsam daran, ihm zu helfen, und von Görenczy ertrug ihre Hilfe klaglos. Er lebte. Sein Brustkorb mochte vom Kugelaufprall schmerzen, seine Rippe noch daran leiden, daß sie die Kugel gestoppt hatte, seine Rückenwunde wieder aufgeplatzt sein, als er gegen die Wand geprallt war, doch er lebte. Erwartet hatte er das nicht. Es war schön, am Leben zu sein.
    „Das sieht schon besser aus“, sagte der Arzt, während der Kammerdiener Udolf die Krawatte band.
    „Gestatten Sie bitte, mein Herr“, bat der Diener leise und fuhr mit dem Kamm durch Udolfs Haar.
    „Wo ist dieser Oberst hingekommen?“ fragte von Görenczy. „Steht er draußen und wartet darauf, mir noch eine Kugel zu verpassen?“
    „Oberst Falkeney steht vorläufig unter Arrest. Er hat seine Handlungsweise nicht erklärt, nur versichert, daß Sie ein Spion und Attentäter seien. Sollten Sie tatsächlich ein Attentäter sein, dann offenbar einer, der mit bloßen Händen mordet, denn eine Waffe hatten Sie ja nicht. Sie werden dementsprechend einen ausreichenden Abstand von Ihrer Majestät einhalten. Bei einer plötzlichen Bewegung Ihrerseits wird der Adjutant Ihrer Majestät Oberst Falkeneys Arbeit beenden. Geben Sie ihm keinen Grund dazu.“
    „Das werde ich gewiß nicht tun, Herr Doktor. Ich habe Oberleutnant Arnberg schon einmal getroffen, er sollte sich an mich erinnern. Ich muß dringend meinen Bericht abliefern, und ich hoffe, daß man darauf unverzüglich reagieren wird. Wie spät ist es?“
    „Vier Uhr morgens. Sie waren länger bewußtlos, als Sie hätten sein sollen. Und Sie bringen den Tagesplan Ihrer Majestät vollständig durcheinander. Sie hat sogar schon die Friseuse auf einen späteren Zeitpunkt verlegen müssen!“
    Aus dem Ton des Arztes zu schließen, kam dies einer Majestätsbeleidigung gleich. Die Kaiserin war dafür bekannt, die schönsten Haare der Welt zu haben. Auf Bildern sah man sie, wie sie ihren Rücken hinunter bis fast zu den Füßen reichten. Vermutlich brauchte man ziemlich lang, um so etwas zu bändigen. Würde er sie unfrisiert sehen? Das schönste gekrönte Haupt der Welt mit offenen Haaren zu sehen war schon fast die Unbilden wert, dachte Udolf und ärgerte sich, daß er niemals damit würde prahlen können.
    Der Kammerdiener öffnete die Tür, und zwei Wachen stellten sich Udolf zur Seite. Sie wirkten sehr mißtrauisch und eifrig. Zum ersten Mal überlegte sich Udolf, was er nun eigentlich im einzelnen sagen wollte. Darüber hätte er vorher nachdenken müssen. Konnte er zum Beispiel der Kaiserin erzählen, wieviele Menschen in diese Angelegenheit mit verstrickt waren? Engländer, Französinnen? Würde die österreichische Obrigkeit die Mitwisser und potentiellen Spione verschwinden lassen wollen? Würde er in der Tat den Kampfgefährten am See mehr schaden als nutzen?
    Doch ihnen zu helfen war nicht primär

Weitere Kostenlose Bücher