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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Ferenczy. Nur lebte er eben noch, als ich ihn verließ. Er hat mir wirklich keine Wahl gelassen, und auch Ihnen gegenüber möchte ich mir unverschämterweise herausnehmen, eine unwillkommene Frage zu stellen. Stellen Sie sich eine Welt vor, in der ein zentralistisches Österreich eine solche Waffe gegen jeden Teil des Reiches führen könnte, der möglicherweise liberale Tendenzen entwickelt.“
    Die Ungarin starrte ihn wütend an. Er hatte einen Nerv getroffen.
    Die Kaiserin setzte sich wieder und trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte.
    Eine Weile herrschte Schweigen.
    „Haben Sie den Inhalt des Ordners gelesen, der Ihnen das Leben gerettet hat, Herr Leutnant?“
    „Nein, Majestät. Es war keine Zeit dazu. Ich hatte ihn ganz vergessen, sonst hätte ich ihn sicher schon hervorgeholt.“
    Er schwankte erneut und riß sich zusammen.
    „Du lieber Himmel, Leutnant von Görenczy, so setzen Sie sich schon. Ich lege keinen Wert darauf, daß Sie mir hier in Pflichterfüllung zusammenbrechen. Arnberg, schieben Sie ihm einen Stuhl rüber. Wir sind doch entre nous .“
    „Vielen Dank, Majestät.“ Er sollte das Angebot heroisch ablehnen und weiter stehen bleiben. Doch er wollte sich nicht vollständig dadurch lächerlich machen, daß er sich doch plötzlich auf dem Teppich hockend wiederfand, falls seine Kräfte ihn verließen.
    Wieder Schweigen, unangenehme Stille.
    „Ich nehme an, Leutnant von Görenczy, daß Oberst Falkeney, der so unendlich schnell mit seinen Maßnahmen gegen Sie war, wohl Ihre Ankunft erwartet haben muß.“
    Der Gedanke war auch schon Udolf gekommen.
    „Das ist möglich, Majestät. Wir sind mit einem Gefährt auf der Hauptstraße gekommen. Ein Reiter, der sich hier auskennt, hätte es nicht schwer gehabt, uns zu überholen. Man hat wohl keinen Wert darauf gelegt, daß ich Eure Majestät lebendig erreiche. Woraus man schloß, daß Sie mein Ziel waren, weiß ich nicht.“
    Sie schenkte ihm ein weiteres süßes Lächeln aus geschlossenen Lippen, sagte aber nichts dazu. Wieder war es Ida Ferenczy, die die Konversation fortführte.
    „Leutnant, Ihr Name klingt ungarisch. Doch Sie sind Bayer, nicht wahr?“
    „Ich bin tatsächlich Bayer, Gräfin Ferenczy. Meine Vorfahren kamen schon vor einigen Hundert Jahren aus Ungarn nach Bayern. Ich selbst bin nie dort gewesen.“ Ihm kam eine Idee. „Der Herr, von dem ich Ihnen berichtet habe – der Mann, den das Team für einen Feyon hält und den es im Höhlensystem des toten Gebirges jagt –, ist Ungar. Ein Graf Arpad.“
    Diesmal konnte er den Schock, den seine Nachricht auslöste, fast physisch spüren. Die Ungarin kannte diesen Namen. Und warum sollte sie nicht. Der dunkle Graf gehörte dem ungarischen Adel an – genau wie sie.
    „Graf Arpad?“ fragte sie. „Ein junger Mann mit längerem schwarzen Haar und sehr dunklen Augen?“ Sie hielt einen Moment lang inne. „Sehr gut aussehend?“ fügte sie etwas betreten hinzu.“
    „Ja, gnädige Frau. Sie hatten ihn gefangen und verletzt, doch ihm gelang die Flucht mit Hilfe einer ortsansässigen jungen Dame. Das Team verfolgt sie. Sie sind ins Höhlensystem geraten und können nicht raus. Der Name der Dame ist Charlotte von Sandling. Die Männer planen, Graf Arpad wieder zu fangen und in ihrer Maschine zu verheizen. Da sie auf Zeugen keinen Wert legen, werden sie Fräulein von Sandling vermutlich ebenfalls aus dem Weg schaffen.“
    Ida Ferenczy trat näher zur Kaiserin und begann, auf Ungarisch auf sie einzuflüstern. Sie war offensichtlich beunruhigt. Leutnant von Görenczy konnte nur Namen verstehen. Arpad wurde erwähnt, sein eigener Name und Andrássy.
    Er hatte von Graf Andrássy gehört. Wer nicht? Der Mann war so berühmt wie berüchtigt. Gyula Andrássy war für seinen Beitrag an der 1848er Revolution zum Tode verurteilt worden. Er war entkommen und hatte ein politisch erfolgreiches und äußerst romantisches Leben im Exil geführt. Inzwischen war er begnadigt worden und hatte wieder eine einflußreiche Stellung in der ungarischen Politik eingenommen. In Österreich haßte man ihn wegen seiner liberalen Tendenzen.
    Leutnant von Görenczy erinnerte sich sehr wohl daran, daß Graf Arpad mit einer undurchsichtigen Gruppe ungarischer Nationalisten zusammengearbeitet hatte, als er zum ersten Mal auf ihn traf. Das konnte er der Kaiserin von Österreich nicht gut sagen. Deren Vertraute, Ida Ferenczy, mochte das jedoch durchaus wissen.

Kapitel 40
    Sophie Treynsterns Arm wurde jäh

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