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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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so junges Leben. Sie hatte kaum bemerkt, wie sehr ihr die entschlossene junge Frau in der kurzen Zeit ans Herz gewachsen war.
    „Wir sollten sie zu ihrem Mann bringen“, flüsterte sie und dachte an die Liebe, die die beiden verband. Er sollte bei ihr sein, wenn sie dahinging.
    „Ist sie schlimm verletzt?“ fragte die Sängerin, ohne sich umzudrehen.
    „Sie stirbt, Mademoiselle Denglot. Das kann sie nicht überleben.“
    Nun drehte sich die Diva um, weiß im Gesicht.
    „Das kann nicht sein“, sagte sie mit seltsam verzerrter Stimme, klang fast ein wenig empört. „Das kann nicht sein. C’est impossible . Das wird ihn zerreißen. “
    Das würde es. Mr. Fairchilds besitzergreifende Liebe war überdeutlich gewesen.
    Sophie strich der jungen Frau über die bleiche Wange und hielt sie eng im Arm. Warmes Blut lief ihr über das Kleid. Es gab nichts, das sie tun konnten, außer auf das Unvermeidliche zu warten. Die Felsblöcke verbargen die kleine Gruppe vor den Augen der Angreifer. Solange sie sich tief genug duckten, waren sie vor deren Kugeln sicher – sofern sie ihre Deckung nicht erstürmten.
    Doch vielleicht war Corrisande nur die erste von ihnen, die dem Feind erlag. Die Falle war gut gestellt.
    „Wir müssen sie zurück in die Höhle bringen“, drängte Charlotte. „Es muß doch etwas geben, das wir tun können. Vielleicht kann Mr. McMullen sie heilen. Ist Heilen nicht auch eine arkane Kunst? Ich weiß so wenig darüber.“
    „Niemand weiß viel darüber, Kind. Logen behalten ihre Geheimnisse für sich. Und hier können wir auch nichts tun, wenn wir nicht aufstehen und in die Feuerlinie geraten möchten. Es hilft ihr nicht, wenn wir auch noch niedergeschossen werden.“
    „Aber sie blutet so schlimm! Sie kann nicht richtig atmen. Sie muß furchtbare Schmerzen haben. Wenigstens dagegen könnte Arpad etwas tun.“
    „Sie ist bewußtlos, Fräulein von Sandling. Vielleicht fühlt sie ja keinen Schmerz. Sie wird es nicht mehr lange ertragen müssen. Sehen Sie ihr Gesicht an. Sie stirbt. Wir können nichts mehr für sie tun, außer zu beten.“
    Das dunkelhaarige Mädchen nahm eine Hand der verletzten Frau in ihre und streichelte sie sanft.
    „Ich dachte, Sie stünden unter dem Schutz dieser drei Wesen. Ich habe deren Macht gespürt. Sie fühlten sich so voller Leben und Liebe an. Wie konnten sie das zulassen? Ist sie nicht auch in gesegneten Umständen?“
    Sophie nickte und wischte sich eine Träne ab.
    „Ich weiß auch nicht, wie das geschehen konnte, Fräulein von Sandling. Ich verstehe es ganz und gar nicht. Hatten Sie uns nicht gesagt, wir würden auf keine Gegner stoßen?“
    Charly zuckte zusammen, als hätte man sie geschlagen, und biß sich auf die Unterlippe. Sie senkte ihren Blick wie ein Angeklagter nach der Urteilsverkündung.
    „Das hatte er mir gesagt. Du lieber Himmel, es ist alles meine Schuld! Ganz allein meine Schuld.“
    Ein verzweifelter Blick lag auf ihren Zügen, als sie die Hand der verletzten Frau an ihr Herz zog und dort festhielt.
    „Es tut mir leid, es tut mir so entsetzlich leid. Das habe ich nicht gewollt“, fuhr sie fort. „Ich habe geglaubt, ich würde das nicht überleben. Und nun habe ich eine meiner Retterinnen getötet. Großer Gott! Warum ...“
    „Sie haben nichts falsch gemacht, Fräulein von Sandling. Ihre Selbstvorwürfe helfen uns hier wirklich nicht weiter“, unterbrach Sophie streng, harscher, als sie wollte. „Sie sind betrogen worden. Wir alle sind betrogen worden. Das ist nicht Ihre Schuld, und ich brauche Sie jetzt kohärent und nicht aufgelöst. Dies hier ist auch so schlimm genug.“
    Die braunen Augen der jungen Frau weiteten sich vor Schreck. Dann senkte sie wieder ihren Blick, nickte, murmelte eine Entschuldigung. Sie war dunkelrot angelaufen. Torlyns Charly hatte ein weiches Herz, aber einen disziplinierten Geist.
    Sie schwiegen eine Weile, und in dem kleinen Tal war es unheimlich still.
    „Er kann uns nicht so verraten haben“, begann das Mädchen wieder. „Das würde er nicht tun. So ist er nicht. Er haßt mich, doch er würde niemand anderen für meine Sünden büßen lassen. Ich weiß, daß er nicht so bösartig ist. Das kann er nicht getan haben. Er ist rechtschaffen und geradeheraus.“
    Sophie blickte in das unglückliche Gesicht vor ihr. Die junge Frau zerfleischte sich vor Schuld und Furcht. Und sie war verliebt, sehr sogar. Der Mann hatte sie schlecht behandelt, und sie fühlte sich dennoch bemüßigt, ihn zu verteidigen.

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