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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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seine Aufgabe. Seine Pflicht hatte darin bestanden, etwas herauszufinden und darüber zu berichten. Er hatte dazu sehr viel länger gebraucht als geplant. Er hatte zwei Menschen getötet, um hierherzukommen, einer davon ein hochrangiger Staatsbeamter. Es war in der Tat überaus denkbar, daß er in Kürze mit Oberst Falkeney die Quartiere wechseln würde. Falls irgend jemand glaubte, er wüßte zuviel, würde er sang- und klanglos verschwinden.
    Die Tür öffnete sich, und ein weiterer Wachoffizier ließ ihn in ein wunderschönes Gemach ein. Ein lebensgroßes Portrait seiner Majestät, des Kaisers Franz Joseph, beherrschte eine der Wände. Kinderportraits waren gegenüber aufgehängt. Er wußte, wer darauf zu sehen war, Prinzessin Gisela und Kronprinz Rudolf. Der Adjutant der Kaiserin stand neben dem Ofen. Er war bewaffnet, machte jedoch keinerlei Drohgebärde. Eine weitere Dame stand neben der Kaiserin, eine junge Frau mit festen, energischen Gesichtszügen. Er konnte raten, wer sie sein mochte, Ida Ferenczy, die ungarische Freundin und Vertraute der Kaiserin.
    Das Haar der hohen Dame selbst war unvollkommen unter einer grauen Spitzenmantilla verborgen, die Enden der Strähnen lugten wellig hervor. Sie war schmal und anmutig und geradeso wunderschön, wie er sie in Erinnerung hatte. Ihre Gesichtszüge waren ebenmäßig, ihre hellbraunen Augen groß, ihr Blick ein wenig nervös. Sie saß neben dem Fenster auf einem zierlichen Stuhl. Vor ihr auf dem Tisch lag der Ordner, den er Schwarzeneck abgenommen hatte. Er hatte Blutflecke. Sein Blut.
    Leutnant von Görenczy salutierte und stand stramm. Sie erhob sich nicht, nickte ihm nur zu.
    „Sie kommen spät, Leutnant von Görenczy“, merkte sie beinahe desinteressiert an. Sie sprach sehr leise. Bei ihrem ersten Treffen war ihm nicht aufgefallen, daß sie kaum die Lippen öffnete beim Reden, als wolle sie ihre Zähne vor der Welt verbergen. Einerlei. Er kam zu spät. Viel zu spät, und sie hatte recht, ihn zu tadeln. Er schluckte nur, und sie fuhr fort: „Nun erzählen Sie schon, was Sie herausgefunden haben, Herr Leutnant!“
    „Ich bitte vielmals um Vergebung für meine Säumigkeit, Majestät. Man hat mich gefangen und eingesperrt. Das hat mich aufgehalten. Ich bitte untertänigst um Entschuldigung.“ Er verneigte sich und zuckte zusammen.
    „Das ist schlecht“, sagte die Dame neben der Kaiserin, während diese ihren Blick von ihm abwandte und aus dem Fenster sah, hinaus in die frühmorgendliche Dunkelheit. „Dann wissen die Leute also jetzt, daß man sie verdächtigt?“
    „Euer Majestät, sie können nicht wissen, für wen ich gearbeitet habe. Ich habe meinen Auftrag nicht verraten. Sie haben meinen Widerstand nicht gebrochen.“
    „Nur Ihre Rippe.“ Die Kaiserin lächelte mit geschlossenen Lippen. Ein kleines Funkeln lag in ihren Augen, das einen Humor verriet, den sie vor der Welt wohl zu verbergen wußte.
    „Die Rippe ist einer guten Sache zum Opfer gefallen, Majestät“, sagte er bescheiden.
    „Das wird sich weisen“, sprach die andere Dame. „Fahren Sie fort!“
    Er holte tief Luft und bereute es sofort. Tief Luft holen war nichts für Leute mit Rippenproblemen.
    „Der Kopf der Verschwörung ist ein Baron Schwarzeneck. Als ich ihn allerdings zuletzt sah, war er schwer verletzt und mag inzwischen nicht mehr unter den Lebenden weilen.“
    Eine Augenbraue hob sich, doch die Kaiserin unterbrach ihn nicht.
    „Er unterstützt ein Waffenversuchsprojekt, das von einem Professor Hardenburg geleitet wird. Jenseits vom Kammersee – also noch östlich von Grundlsee und Toplitzsee, Majestät, – haben sie eine geheime Waffenschmiede in einer Höhle und bauen dort eine neue, tödliche Waffe, von der sie hoffen, daß sie konventionelle Waffen vollständig ersetzen kann. Ob die Herren das tatsächlich für Österreich machen oder ihre eigenen Ziele dabei verfolgen, konnte ich nicht eruieren, beides ist denkbar. Die Tatsache allerdings, daß die ganze Angelegenheit vor dem Kaiserhause geheimgehalten wurde, spricht dafür, daß hier sehr persönliche Pläne verfolgt werden. Sollte er letztlich Erfolg damit haben, so würde ihn das in eine sehr mächtige Position im Land bringen – ihm Macht selbst über das Kaiserhaus geben, Majestät.“
    Die beiden Damen blickten einander an, dann senkte die Kaiserin den Blick und verbarg so ihre Reaktion, während die Augenbrauen ihrer Vertrauten in offensichtlichem Mißfallen nach oben schossen.
    Dies wurde schwierig. Noch ein

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