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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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voller Furcht, daß sie steckenbleiben und festgekeilt zwischen zwei Felsen sterben würde.
    „Wir haben keine Zeit, umzukehren.“ Sie fragte nicht, was er damit meinte.
    Sie quetschte sich durch eine weitere Öffnung, und helles Licht traf ihre nachtblinden Augen. Dann war er neben ihr, sie lagen Seite an Seite am anderen Ende des engen Ganges. Beide schützten ihre Augen vor dem unerwarteten Licht. Nur langsam gewöhnten sie sich an die Helligkeit.
    Vor ihnen öffnete sich eine fast kreisrunde Höhle. Es gab keine Ausgänge ins Freie, soweit Charly sehen konnte, und doch war es taghell. Wasser schoß mit ohrenbetäubendem Getöse durch den Fels und füllte die Höhle mit sanftem, nebligem Licht. Auf der anderen Seite der Höhle gab es einen Weg in die Ungewißheit. Doch ein reißender Strom, der unter hohem Druck aus einer Wand schoß, eine tiefe Rinne in den Boden gewaschen hatte und schließlich am anderen Ende in einem Strudel nach unten verschwand, durchschnitt die Kaverne.
    „Gottverdammt!“ Die Enttäuschung des Feyons neben ihr klang allzu menschlich. „Gottverdammt! Gottverdammt! Gottverdammt!“
    Bisher hatte er solche Worte nicht gebraucht, und Charly sah ihn überrascht an. In ihrer Gegenwart hatte sich noch nie jemand so unanständig geäußert. Dies war ein Abenteuer der ersten Male, und wenn nichts Schlimmeres geschah, als daß sie sich sein Fluchen anhören mußte, dann hätte sie Glück.
    „Warum ist es so hell hier? Ich kann keine Öffnung nach draußen sehen.“
    „Es ist das Wasser. Seine arkane Energie ist hier so hoch, daß selbst du ihre Strahlung als Licht wahrnimmst.“ Er hatte die Augenlider gesenkt und versuchte, nicht direkt auf das Wasser vor ihm zu sehen.
    Seite an Seite lagen sie, und Charly betrachtete den wütenden, wirbelnden Fluß.
    „Er ist schön“, sagte sie nach einer Weile.
    „Er ist todbringend“, gab der Feyon neben ihr zurück.
    Schön und todbringend, gerade so wie er.
    „Ich kann nicht schwimmen“, sagte sie.
    „Auch wenn du schwimmen könntest, wäre der Strom zu wild. Er würde dich mittreißen. Du würdest ertrinken.“
    „Kannst du denn schwimmen?“
    „Nicht eben gut. Außerdem ist dieses Wasser nicht zum Schwimmen gedacht. Es spricht zu mir. Es will, daß ich mit ihm komme, meine Identität in ihm verliere, Teil von ihm werde.“
    Er klang besorgt.
    „Es kann dich – zunichte – machen?“ Sie versuchte zu begreifen, wovor er Angst hatte, und bemerkte, daß er noch immer ihre Hand hielt.
    „Zunichte? Ein passender Ausdruck. Ich würde nicht sterben, wenn man unter Sterben den tatsächlich endgültigen Tod versteht. Doch ich würde eine andere Art von Leben werden, ein Wassertropfen im Ozean, eine Biene in einem berghohen Bienenstock.“
    „Ich verstehe nicht ...“
    „Besser kann ich es dir nicht begreiflich machen.“
    Er erhob sich langsam, ohne ihre Hand loszulassen.
    „Das Wasser ist nicht allzu breit“, schätzte er. „Ich kann dich auf die andere Seite werfen und hinterherspringen. Doch es ist niemand dort, um dich zu fangen. Du könntest dich verletzen.“
    „Was ist mit dir?“ Sie rappelte sich ebenfalls auf, betrachtete sein Gesicht, was ihr nach Stunden und Tagen in der Dunkelheit wie ein Luxus vorkam. Seine wohlgeformten Züge waren angespannt vor Sorge.
    „Ich werde springen. Es sollte gelingen. Ich bin schon weiter gesprungen. Wenn ich dich hinüberwerfen kann, kann ich auch mich selbst werfen.“
    Seine Anthrazitaugen verrieten, daß die Zuversicht seiner Stimme gespielt war. Er empfand Furcht. Charly fand es beunruhigend, daß er imstande war, Angst zu verspüren. Er war ihr Fels, ihre Stärke in der Dunkelheit. Es durfte nichts geben, wovor er sich fürchtete.
    Er bemerkte ihren Blick.
    „Was ist, Charly? Was siehst du mich so an?“
    Sie wurde dunkelrot und senkte den Blick.
    „Es ist schön, dein Gesicht zu sehen. Es ist die Art von Gesicht, die man gerne ansieht – wie du wohl weißt.“
    Er schmunzelte.
    „Danke, mein Herz.“
    „Außerdem siehst du besorgt aus.“
    „Weil ich besorgt bin. Doch wir haben keine andere Wahl. Wir müssen es einfach versuchen.“
    Er hob sie rasch auf seine Arme.
    „Ich werfe dich hinüber. Versuche, dich abzurollen, wenn du aufschlägst. Das sollte den Sturz mildern. Bereit?“
    „Nein!“ Plötzliche Panik machte sich in ihr breit, Angst, allein ohne ihn zu sein, getrennt von ihm, einsam in den Höhlen.
    „Was ist denn?“
    „Du kommst mir doch nach?

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