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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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doch jetzt nicht alleine lassen!
    Hatten Sí einen Puls? Ihre eiskalten Hände suchten an seinen Handgelenken, fanden nichts. Doch er hätte einen Herzschlag haben müssen wie ein Mensch, sie hatte ihn gespürt, gehört, wenn er sie im Arm gehalten hatte. Sie legte das Ohr an seine Brust. Da war ein schlagendes Herz. Er atmete.
    „Arpad, wach auf! Ich brauche dich jetzt! Du mußt stark sein für mich!“
    Alles war ganz allein ihre Schuld. Er hätte ohne sie nie versucht, den Fluß zu bezwingen. Er wäre zurückgegangen und hätte einen anderen Ausgang gesucht. Nur um ihretwillen hatte er es nicht getan.
    „Arpad, um Himmels willen!“
    Es mußte doch etwas geben, was ihn weckte. Irgend etwas. Sie sah auf ihre zerkratzten, zerschnittenen Handgelenke. Sie bluteten. Das durften sie nicht. Sie brauchten beide ihr Blut. Doch möglicherweise würde der Geschmack ihn aufwecken.
    Sie öffnete Arpads Mund und legte ihr Handgelenk dagegen. Seine Lippen schlossen sich über den blutenden Kratzern, und sie fühlte, wie er daran sog. Er trank. Er heilte sie nicht.
    „Arpad?“
    Seine Augen öffneten sich zuckend, und er sah sich um wie ein wildes Tier. Er starrte sie an, doch in seinem Blick lag kein Erkennen, nur Berechnung und Begehren. Er sah sie an, wie er sie noch nie angesehen hatte, öffnete den Mund weit, zeigte seine langen Fänge.
    Einen Augenblick später hatten seine Hände sie bewegungsunfähig gemacht, und er riß ihr das Kleid am Hals auf.
    „Arpad, nicht!“
    Nun lag sie auf dem Rücken und merkte, wie sie ihm von ganz allein den Hals darbot, ihn zugänglich machte. Ihr Kopf bewegte sich ohne ihr Zutun; der Zauber, mit dem er sie bannte, war so stark, daß ihr fast übel wurde. Ein wenig Kontrolle über ihren Körper hatte er ihr gelassen. Ihre Stimme gehörte ihr noch. Er sah sie heißhungrig an, voller Verlangen. Keine Freundlichkeit lag in diesen Augen, keine Sorge um sie, keine Erinnerung an das, was er ihr gewesen war.
    Seine Zähne kratzten an ihrem Hals entlang, gespannt, voller Erwartung. Er kratzte die Haut blutig. Er tat ihr weh. Gleich würde er ihr noch viel mehr weh tun.
    „Arpad, tu mir nicht weh! Du hast es versprochen! Erinnere dich! Denk nach! Du hast gesagt, es würde nicht weh tun.“
    Die Worte sprudelten aus ihr hervor. Sie versuchte, den Mann zu erreichen, der sie bis eben behütet hatte. Doch es war nicht mehr derselbe. Das Wasser hatte ihn verändert, ihm seine Identität genommen.
    Sein Kopf drehte sich von ihrem Hals weg, hing dicht über ihrem Gesicht. Er sah sie verunsichert an, besorgt, verwirrt. Sein Mund über ihr war geöffnet, und er leckte sich die langen Zähne. Er war ein wildes Tier. Ein hungriges, wildes Tier.
    „Arpad! Nicht so, bitte! Du tust mir weh, und du machst mir Angst. Versuch, dich zu erinnern. Du bist ins Wasser gefallen.“
    Für einen Augenblick glaubte sie, sie hätte ihn erreicht. Der Augenblick verging. Sein Mund war wieder an ihrem Hals, sein Gesicht an ihrem Schlüsselbein vergraben. Seine Zunge leckte über ihre Haut. Seine Zähne fanden die richtige Stelle. Er wurde langsam, genoß die Spannung. Sie spürte sein Keuchen gegen ihren Körper, seinen Lebensrhythmus auf ihr und wollte sich schreiend in blindwütende Panik flüchten. Doch sie hielt sich an ihrer Vernunft fest. Sie hatte immer gewußt, es würde geschehen. Nun war es soweit.
    „Arpad!“ sprach sie ganz leise zu ihm. „Bitte laß es nicht wehtun. Mir zuliebe und dir zuliebe. Halte dein Wort.“
    Ihre Hände konnte sie langsam bewegen, nicht genug, um sich zu wehren, so viel Freiheit ließ er ihr nicht. Doch genug, um ihn zu berühren. Sie streichelte liebevoll seinen Kopf, fuhr ihm durchs nasse Haar, hielt ihn im Arm und fragte sich, wie lange es dauern mochte, wenn er all ihr Blut nahm. Plötzlich konnte sie ganz sachlich darüber nachdenken. Es geschah, und sie brauchte sich nicht mehr davor zu fürchten. Bald würde es vorüber sein. Ihr wundervoller Beschützer tötete sie.
    Er küßte ihren Hals und sah ihr dann in die Augen.
    „Cha…“
    Sie erzitterte, außerstande, Worte zu finden. Seine Hände krallten sich in ihre Schultern. Seine spitzen Zähne waren nur einen Hauch von ihrem Hals entfernt.
    Im nächsten Moment stand er weit von ihr entfernt, beobachtete sie wie ein gefangenes Tier, wich weiter zurück, bis der Fels ihn aufhielt. Er fauchte, japste beinahe.
    Sie setzte sich schmerzverzerrt auf.
    „Arpad, erinnerst du dich? Weißt du, wer ich bin?“
    Schon war er wieder da.

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