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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Versprochen?“
    „Versprochen.“ Seine Lippen liebkosten ihre Stirn. Dann nahm er unvermittelt einen Schritt Anlauf, wurde blitzschnell und warf sie.
    Sie schrie, während sie flog, und hörte erst damit auf, als sie auf dem Stein auf der anderen Seite aufschlug, so hart, daß es ihr den Atem nahm. Ihre Füße landeten im Wasser, und die Strömung riß sofort daran, versuchte, sie vom trockenen Ufer ins Naß zu zerren. Durch das Dröhnen des Wassers hörte sie seine Stimme.
    „Halt dich fest! Klammere dich fest! Zieh dich aus dem Wasser! Rasch!“
    Sie rollte sich zur Seite, entkam den Fluten und merkte, daß diese sie wie ein wirklicher Feind festgehalten hatten. Ihre Stiefel waren naß bis zu den Unterschenkeln. Das Wasser war eiskalt.
    Langsam stand sie auf und begutachtete ihre Wunden. Keine größeren Blessuren. Die kleinen Schrammen würde er heilen.
    Nur war Arpad nicht da. Er war noch drüben. Einen Augenblick später landete das Mantelbündel neben ihr.
    Sie blickte ihm über das rebellische Wasser hinweg direkt in die Augen. Er sah den Strom zögernd und voller Ekel an und trat einen Schritt zurück.
    „Arpad! Laß mich hier nicht allein! Ich brauche dich.“
    Er nickte, trat einen weiteren Schritt zurück, murmelte etwas. Dann bewegte er sich mit unfaßbarer Geschwindigkeit, rannte, sprang, flog ihr entgegen.
    Eine Woge erhob sich wie eine Wand und hielt ihn auf. Er schrie auf, und seine Beine tauchten in das tosende Weißwasser ein, während sein Oberkörper auf dem Ufer landete, seine Klauen über den unebenen Grund kratzten.
    Sie hatte die Macht des Wasser gespürt und wußte, es würde ihn hinabziehen. Es hatte von Anfang an nur ihn gewollt. Nicht sie.
    Sie sprang vor und bekam seine Hände zu fassen, als sie vom Fels abrutschten. Rasiermesserscharfe Krallen gruben sich in ihre Haut, doch sie hielt ihn fest, ignorierte den Schmerz, fühlte ihn kaum. Die Wucht riß sie mit, und ihre Stiefel rutschen. Sie fiel, setzte sich heftig auf den Fels, wurde weitergezogen. Ihre Röcke rutschten hoch, und ihr Hintern pflügte über den kantigen Stein.
    Charly ließ nicht los. In wenigen Augenblicken hatte sein Gewicht sie meterweit über den Boden gezogen. Schließlich fanden ihre Füße an einem Felsen Halt und stemmten sich dagegen. Seine Hände hielten ihre kaum noch fest.
    „Arpad!“ jammerte sie. „Hilf mir! Du mußt dich anstrengen!“
    Sie zerrte an seinen Armen. Eine schier unlösbare Aufgabe für eine zerschlagene, schwache Frau. Das Wasser riß an ihm und an ihr.
    „Bitte!“ zischte sie. „Laßt ihn los! Ihr könnt ihn nicht haben! Er gehört mir. Ich brauche ihn mehr als ihr.“
    Es war, als zerre jemand ihre Arme aus den Schultergelenken. Arpad half nicht mit. Vielleicht verlor er sich schon in den Fluten. Oder er war einfach nur besinnungslos. Oder tot?
    Das war grotesk. Sie hatte nie damit gerechnet, daß er sterben könnte. Nicht vor ihr, zumindest. Sie hatte auch nicht mehr damit gerechnet, einsam in diesen Höhlen zu verhungern. Arpad hatte ihr einen schmerzlosen Tod versprochen.
    Sie stemmte die Füße gegen den Boden und versuchte, sich rückwärts zu bewegen und ihn mit sich zu ziehen. Ihre Muskeln brannten, und ihr zerschlissenes Kleid riß weiter auf. Im unnatürlichen Licht des Flusses sah sie, wie ihr das Blut aus den Krallenwunden floß. Wenn er es nur röche, sein Jagdinstinkt würde ihn wieder zurückbringen.
    Zoll für Zoll bewegte sie sich nach hinten, Zoll für Zoll entglitt er ihr. Sie begann zu beten.
    „Heilige Barbara, die du denen an dunklen Orten hilfst, gib ihn mir wieder. Gib mir Kraft!“
    Sie quälte sich noch ein wenig weiter, dann begann sie wieder, auf dem feuchten Grund zu rutschen.
    Urplötzlich ließ das Wasser ihn los, und er fiel, flog, barst geradezu aus den Wellen, prallte gegen sie, naß und klamm, schwer und schlaff. Sie nahm ihn in die Arme und rollte mit ihm vom Wasser fort, wie er mit ihr vom einstürzenden Höhleneingang weggerollt war. Sein feuchtes Haar klebte an ihrer Wange.
    Sie rollte ihn zur Seite. Seine Augen waren geschlossen, doch er sah nicht friedlich aus.
    „Arpad?“
    Sie schüttelte ihn sanft.
    „Arpad! Wach auf! Es ist vorbei!“
    Er regte sich nicht. Er konnte doch nicht tot sein! Sí waren unverwüstlich. Diesem Mann hatte man in die Lunge und ins Herz geschossen, und es hatte nicht sein Ende bedeutet. Er konnte doch nicht all die Jahrhunderte überdauert haben, um dann in einem verdammten Gewässer zu sterben! Er konnte sie

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