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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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denen Herrn Meyers, und sie sehnte sich nach einem Lächeln von ihm. Doch sein Gesicht war in Fels gemeißelt. Einer zornigen Statue gleich saß er da und starrte sie an, ohne zu begreifen, was sie für ihn empfand, wozu sie kein Recht hatte. Sie lächelte seine strenge Miene an, und schon war er wieder verschwunden. Eine kundige Hand streichelte ihr die Haare. Er würde ihr nicht weh tun, das hatte er versprochen. Seinen sanften Trost hatte sie mögen gelernt.
    Auch wußte sie, wieviel es ihm bedeutete, sie zu berühren. Solange er sanft zu ihr war, war sie ihm mehr als nur Beute.
    Als sie Stunden später erwachte, war seine Berührung verschwunden.
    „Arpad?“ fragte sie ins Dunkel.
    „Hier.“ Sie hörte, daß er einige Schritte von ihr entfernt stand. „Hast du gut geschlafen?“
    „Wie ein Murmeltier.“
    Sie streckte die steifen Glieder. Der Höhlenboden war hart und uneben. Wie eine Katze räkelte sie sich und versuchte, ihre Muskeln und Gelenke zu lockern, reckte die Arme nach vorn, bewegte die Zehen in den Stiefeln. Schon war er neben ihr, fing ihr Handgelenk, zog es an seinen Mund, küßte ihren Puls und erforschte ihre Hand verlangend mit seiner Zunge.
    Jetzt oder später, fragte sich Charly, doch sie wehrte sich nicht. Sie hatten eine Vereinbarung. Früher oder später würde es geschehen. Dagegen tun konnte sie nichts. Sie analysierte ihre Empfindungen, als seine geschickten Lippen ihren Arm liebkosten, seine Zunge ihr in vertrauter Leidenschaft über die Haut glitt. Sie spürte keinen Ekel. Sie hatte nicht einmal mehr Angst vor dem Biß. Wovor sie Angst hatte, war, daß er nicht mehr rechtzeitig aufhören könnte. Doch sein Durst an sich ängstigte sie nicht länger. Fast fühlte sie eine süße Spannung sie durchdringen, seufzte beim Eindringen seiner Zähne, es tat nicht weh, nicht richtig, doch erreichte es gewisse Ebenen ihres körperlichen Bewußtseins, setzte eine unerklärliche Sehnsucht frei. Sein Zauber war wie immer der störendste Part bei der Angelegenheit, doch sie wußte, daß er sie nur vor dem Schmerz schützte, mehr nicht.
    Keine Schmerzen, hatte er versprochen. All die Reaktionen, die ihr durch Körper und Sinn gingen, während er ihr Blut in seinen Mund sog, waren nur ihre eigenen chaotischen Empfindungen. Ihr Herz raste, und sie wußte, daß er es hören konnte, seinem Schlag lauschte, während er sich an ihrem Blut gütlich tat. Ein unerklärlicher Teil von ihr drängte danach, ihm ihr Leben zu schenken, wollte seine Freude und seine Befriedigung spüren, sie mit ihm teilen und ihr Echo in sich selbst erleben. Vielleicht war es Teil seines Geheimnisses, daß er Menschen, von denen er trank, eben dies fühlen lassen konnte. Es war kein aktiver, starker Zauber, den hätte sie bemerkt, es war nur Teil dessen, was ihn ausmachte, eine Wesensart, die seine Opfer empfänglich für seine Bedürfnisse machte.
    Wie immer begann sie nach einiger Zeit zu frieren, die klamme Höhlenluft kroch ihr durch die Haut in die Knochen. Ihr Kopf schwamm, und sie war sich plötzlich sicher, daß es genauso sein würde, wenn sie starb. Sie hörte ihn atmen, fühlte seine Lust und Leidenschaft, seine Erregung und körperliche Reaktion. Maßloser Genuß.
    „Arpad“, wisperte sie, von einem Augenblick zum nächsten voller Angst.
    Er hörte nicht auf. Er hielt ihren Arm fest wie eine Eisenklammer.
    „Arpad!“ rief sie.
    Sie berührte seine Schulter mit der anderen Hand, versuchte, ihn zu schütteln, doch er war wie Stein. Einen Augenblick später spürte sie seinen inneren Kampf. Er rang um Fassung, um Ruhe, Klarheit und freie Gedanken – um ihr Leben.
    Er heilte sie mit einem Kuß, zog sie in die Arme, hielt sie beschützend, ein anderer Mann plötzlich, liebevoll, besorgt. Die Stärke seiner Umarmung vermittelte ihr den Eindruck, es gebe keinen Grund, ihn zu fürchten. Er war stark genug zu tun, was er zu tun hatte, und damit aufzuhören, wenn es aufzuhören galt. Somit war seine Stärke kein Gegner, vor dem man Angst haben mußte, sondern ein Verbündeter.
    Verbunden fühlte sie sich ihm. Auch blieb ihr nichts, als sich auf ihn zu verlassen. Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter, und sie rang nach Luft, nach Fassung, nach Ruhe und Gelassenheit und nach klaren Gedanken – so wie er.
    „Hast du Schmerzen?“ fragte er
    „Nein“, antwortete sie. „Mir ist nur schwindlig.“
    „Ruh dich noch ein wenig aus“, schlug er vor, und seine Hand streichelte wieder ihr Haar, spielte mit ihren wirren

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