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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Sie hatte seine Bewegung nicht gesehen und schrie vor Schreck auf. Er nahm sie bei den Unterarmen und zog sie grob hoch. Er beugte sich vor, ergriff ihre Arme und leckte ihre Wunden. Sie hörten sofort auf zu bluten.
    Er sah wieder auf, direkt in ihre Augen, dann auf ihren Hals. Noch hielt er sie bei den Armen. Etwas ging in ihm vor, er schnaubte. Seine Fänge waren noch immer lang und drohend. Dann fiel er, seine Knie gaben nach, und sie hatte nicht die Kraft, ihn zu halten, ging zusammen mit ihm zu Boden.
    Es gelang ihr, die Hand unter seinen Kopf zu schieben, bevor dieser aufschlug. Er lag verdreht und reglos, doch sie hörte ihn atmen. Ihr wurde klar, daß sie wahrscheinlich die einzige Frau der Menschheitsgeschichte war, die einen Vampir hatte ohnmächtig werden sehen.
    Sie schlang die Arme um ihn und zerrte ihn zur Seite, wo sie sitzen und sich anlehnen konnte. Sie holte den Mantel und wickelte sich hinein, legte sich seinen Oberkörper über ihre Beine und deckte ihn mit einem Teil des Mantels zu. Dann sann sie darüber nach, welche Art Wiegenlied man einem bewußtlosen Nachträuber sang.
    Ihr fiel keines ein.

Kapitel 5
    McMullen hielt Delacroix ’ Blick fest. Gerne hätte er auf seine Brust hinuntergesehen, wo ihn jemand berührte. Doch er konnte sich nicht aus dem Mesmerismus des Meisters lösen. Auch konnte er nicht zur Seite blicken, um zu erspähen, wer zu ihnen gestoßen war. Seine Gedanken waren vernebelt und durcheinander, doch seine Wahrnehmung war klar. Jemand berührte sein Herz, und wenn der Meister sich keinen dritten Arm hatte wachsen lassen, war er es nicht.
    „McMullen!“ preßte er durch gefletschte Zähne. Er haßte es, so verletzlich zu sein.
    „Bleiben Sie ruhig!“ befahl der Magier.
    „Wir sind nicht allein!“ stieß er mühsam hervor, und die Verbindung barst wie Glas. Beide drehten sie sich zur Seite und sahen einen jungen Mann. Er lächelte und zeigte dabei mehrere Reihen spitzer Zähne, die aus seinem Gaumen wuchsen. Seine Augen glänzten in hellem Licht. Sein tiefrotes Haar stand wie eine Aureole von seinem Haupt ab.
    Er trug zerfetzte Bergkleidung. Oder war es doch ein Kilt? Delacroix war unsicher. Sein Verstand schien beides sehen zu wollen.
    „Ian!“ rief McMullen und trat einen Schritt zurück. „Ian?“
    Er sah unmenschlich aus. Seine Hände waren zu lang und endeten in scharfen Krallen, sein Teint war zu weiß, um einem Lebenden zu gehören. Eine Leiche sah so aus, wächsern, fahl. Wie Seide glänzte seine Haut.
    „Onkel Aengus“, sagte der Neuankömmling und wandte seinen Blick von Delacroix ab, auf dessen Brust seine Hand ruhte.
    Der Ex-Soldat stand wortwörtlich mit dem Rücken an der Wand. Die Wendeltreppe war nicht breit genug, um weiter zurückzuweichen. Seine Instinkte rieten ihm, das Geschöpf gegen den Fels zu schleudern und ihm mit bloßen Händen den Garaus zu machen.
    Doch er tat es nicht, stand nur reglos, hielt seine verworrenen Sinne eisern im Zaum und untersagte sich, mit Gewalt zu reagieren. Gewalt war einfach. Beherrschung war schwierig. Die Hand schien sein Herz zu berühren, als sei sie in ihm. Etwas liebkoste den pochenden Muskel. Spitze Klauen glitten behutsam über das glatte Organ, ohne es zu verletzen. Ekel verkrampfte seine Muskeln, und er fühlte, wie ihn Finger in seiner Brust beruhigend streichelten.
    „McMullen! Tun Sie etwas!“ befahl er. Seine Stimme schwankte zwischen eiskalter Gefaßtheit und gezügelter Panik. „Was ist das?“
    Der Meister musterte die fremdartige Gestalt eingehend.
    „Ich weiß nicht“, sagte er. „Bewegen Sie sich besser nicht, bis ich es Ihnen sage.“
    McMullen trat näher heran. Einen Augenblick später stiegen sie alle drei eine weitere Stufe hoch, als die Mauer ihnen entgegenkroch.
    „Gottverdammt!“ fauchte Delacroix.
    „Nicht fluchen!“ sagte die Kreatur und schenkte ihm ein seltsam zweigeteiltes Grinsen. Ein freundliches Lächeln, geschmückt mit Hunderten wenig freundlicher Zähne. Es sollte tröstlich sein, doch das war es nicht. „Nicht wehren. Nicht wüten. Keine Furcht. Vertrau mir. Ich werde dir einen Traum senden.“
    Delacroix sah seine Frau. Sie stand auf dem polierten Parkett ihres Salons, lächelte und begann plötzlich zu tanzen, drehte sich allein im Walzerschritt, lachte dabei. Ihre weiten Röcke flogen, gaben den Blick frei auf ihre Knöchel und sehr viel unerwähnbare Spitze. „Tanzen ist einfach“, sagte sie. „Versuch es, Philip. Ich will mit dir tanzen.“ Er sah ihr zu

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