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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Mutter. Delacroix wurde kalt. Eine plötzliche Ahnung überkam ihn, schlimmer als alles, was das Monster in ihm auslösen mochte.
    Nur einen Augenblick später fiel der Magier leblos zu Boden. Die Lichtsäulen verschwanden, als wären sie nie dagewesen.
    „Gott sei Dank“, flüsterte McMullen und kroch hervor.
    „Oder so ähnlich“, murmelte Graf Arpad, der seine Augen vor der Helligkeit geschützt hatte und immer noch ein wenig geblendet wirkte. Er stand vom Boden auf mit der Eleganz einer Katze, die unbegreiflicherweise wieder einmal auf den Füßen gelandet war.
    Delacroix wartete nicht. Er drehte sich auf dem Absatz um und rannte, sprang in einem Satz über die beiden Toten hinweg, die sich erfolgreich gegenseitig umgebracht hatten, hob im Vorbeilaufen die eine oder andere Waffe auf.
    „Corrisande!“ schrie er. „Arpad. Die Frauen sind in Gefahr. McMullen! Los jetzt! Beeilung.“ Er sah sich nicht einmal um, um zu sehen, ob die anderen ihm folgten.

Kapitel 42
    Charly fühlte sich schlecht. Ihr Innenleben hatte sich zusammengekrampft, und hätte sie in den letzten Tagen mehr gegessen als ein paar Bissen trockenes Brot, ihr wäre mit Sicherheit übel geworden.
    Vor ihrem geistigen Auge erschien wieder und wieder das Gesicht des blonden Mannes. Seine fast mit Händen greifbare Verachtung. Sie konnte dennoch nicht glauben, daß der Mann, dessen Herz sie in ihrem eigenen gespürt hatte, dies getan hatte. Sie verstand nicht, warum er ihnen eine Falle stellen wollte, die sie alle umbringen sollte. Wozu sollte er das tun?
    Ihre Hände waren klebrig von Mrs. Fairchilds Blut. Sie hielt der Verwundeten immer noch die Hand, fühlte sich ein wenig deplaziert dabei, so als hätte sie das Recht verwirkt, jemanden zu berühren, für dessen Tod sie verantwortlich war.
    Doch Mrs. Fairchild war noch nicht tot. Sie lag im Sterben. Man mußte kein Arzt sein, um das zu erkennen. Das Leben entströmte ihr zusammen mit der roten Flut, die ihr Herz Schlag um Schlag aus ihr herauspumpte. Sie ertrank in ihrem eigenen Blut.
    Es blieb nichts zu tun, außer zu beten – das hatte Frau Treynstern gesagt. Doch Charly war zu gelähmt, um Fürbitte zu halten. Sie fühlte sich leer und hohl, angefüllt lediglich mit Schuldgefühlen und dem Wissen, daß sie ein Werkzeug im Stellen dieser Falle gewesen war. Sie hatte dem Mann geglaubt, der sie so sehr haßte. Schlimmer noch, sie glaubte ihm immer noch.
    Eine Bewegung aus Richtung der Höhle alarmierte sie. Kamen die Feinde jetzt auch aus dieser Richtung? Doch dann erkannte sie Mr. Fairchilds hochgewachsene, breitschultrige Gestalt. Er bewegte sich schnell, tanzte schier über die Felsen mit einer Agilität und Eleganz, die sie dem wuchtigen Mann keinesfalls zugetraut hätte.
    „Runter! Man schießt auf uns!“ hörte sie sich selbst rufen, erstaunt über die eigene rasche Reaktion. Er verschwand hinter einem Felsen, da gellte auch schon ein weiterer Schuß.
    „Wie viele sind es?“ rief seine tiefe Stimme zurück.
    „Ich weiß nicht genau. Gesehen haben wir zwei. Mademoiselle Denglot hat wohl einen von ihnen getroffen“, erwiderte sie und fürchtete sich schon vor der nächsten Frage.
    „Sind Sie alle unverletzt?“ fragte er, geradeso wie sie es befürchtet hatte. Seine Stimme klang angespannt. Charly konnte nicht antworten, fand keine Worte. Wie sollte sie dem Mann erklären, was geschehen war?
    Cérise antwortete: „Deine Frau ist getroffen. Wir müssen sie rasch von hier fortbringen.“
    Eine eklatante Untertreibung. Mrs. Fairchild würde nirgendwo mehr hingebracht werden, sie war schon ganz allein auf dem Weg zu ihrem Ziel.
    Charly konnte sehen, wie der Mann nun hinter seinem Felsen hervorkam, sich vorwärts warf, wieder in der Deckung verschwand. Einige Augenblicke später tauchte er an einem völlig anderen Felsen auf, war nur eine Sekunde lang sichtbar. Ein Schuß knallte, doch er war schon wieder fort.
    Von weiter hinten sah Charly nun, wie noch mehr Leute kamen. McMullen stützte seinen Neffen. Beide setzten sie ihre Schritte vorsichtig, fast wie Betrunkene, schwach, unsicher, unkoordiniert – und dann war da Arpad. Er würde helfen. Er half immer. Er würde wissen, was zu tun war.
    Doch der Feyon bewegte sich beinahe so unsicher wie der Magier und sein Neffe. Sein sonst so federnder Gang hatte an Grazie und Gewandtheit eingebüßt, seine Schritte setzte er sorgsam, gelegentlich stolperte er. Zuerst fürchtete Charly, daß auch er verletzt war, doch dann begriff sie, daß er

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