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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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und wickelte sie dann in eine frische Decke, die er vom anderen Bett nahm. Er sagte nichts, gab keinen Ton von sich.
    Er trat dann ans Fenster und blickte schweigend hinaus in die Nacht, hielt ihr den Rücken zugedreht.
    Eine Weile sprach keiner von ihnen. Corrisandes Angst war wieder da. Er wollte sie nicht. Er bedauerte ihr Auftauchen. Er wünschte sich, sie wäre weit fort. Sie war ein lebender Affront gegen seine Ehre, ein Stachel in seinem Stolz. Er braucht seinen Stolz, hatte die Sängerin gesagt. Ich weiß, hatte sie geantwortet.
    Sie holte tief Luft, schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter.
    „Ich werde weggehen, wenn du mich nicht mehr willst, Philip“, gelang es ihr zu sagen, während sie ihren gesamten Mut aus den hintersten Ecken ihres Charakters zusammenzog, wohin er sich verflüchtigt hatte. „Du mußt dein Leben nicht mit mir belasten, wenn du es nicht ertragen kannst …“
    „Es gibt viele Dinge, die ich schwer ertragen kann, Corrisande. Heute mußte ich deinen Tod ertragen. Das möchte ich nicht noch einmal erleben müssen“, erwiderte er, ohne sich umzudrehen.
    „Aber du weißt, daß ich dir … untreu war.“
    „Nein. Du warst nicht untreu. Man hat dich mißbraucht. Und du bist rückwärts durch die Zeit geschwommen, um zu mir zurückzukommen.“
    „Ich weiß nicht einmal, wie mir das gelungen ist“, seufzte sie und fühlte sich unwirklich mit all dem plötzlichen Wissen, das über sie hereingebrochen war. Ihre Liebe mochte nicht genug sein. Er war ein so stolzer Mann. Er würde eine Frau nicht mit einem anderen teilen. Wenn sie in der Lage gewesen wäre, sich das vorher zu überlegen, wäre sie nicht zurückgekommen. Doch ihre Liebe zu ihm war ihre einzige Erinnerung gewesen.
    „Ich nehme an, du hattest mütterliche Hilfe“, murmelte er.
    Wenn er sich nur umdrehen würde. Doch das tat er nicht, hielt seine Arme hinter seinem Rücken verschränkt, zu eisern, zu distanziert. Sie kannte die Haltung. Er kämpfte mit sich selbst. Eine Schlacht tobte in ihrem Mann, und sie wußte nicht, welche Seite gewinnen würde. Sie zwang ihre Tränen zurück. Eine Szene wollte sie nicht machen. Sie war wieder ein Mensch mit einem Verstand, nicht mehr ein geistloser Körper für nur einen einzigen Zweck. Sie war sie selbst. Und sie mußte seine Entscheidung wissen, wie immer sie auch ausfallen mochte.
    „Was genau ist es, das du nicht ertragen kannst?“
    „Meine Feigheit.“
    „Deine … du bist nicht feige, Philip.“
    „Um sich schlagen ist einfach, Corrisande. Sich selbst zu disziplinieren ist schwieriger.“
    Sie nickte.
    „Ich weiß. Ich verstehe, was du meinst. Ich werde deine Entscheidung akzeptieren, wie immer sie sein mag.“ Sie fühlte sich benommen vor Traurigkeit und Furcht. Wenn er sie jetzt fortschickte, weil er nicht ertragen konnte, daß sie einem anderen gehört hatte, war alles umsonst gewesen. Doch betteln würde sie nicht. Sie würde gehen, wenn er das verlangte.
    Als er wieder sprach, kritisierte er nicht sie, sondern sich selbst.
    „Von den zwei Männern, die dich lieben, meine kleine Nixe, hast du dir das in jeder Hinsicht schwächere Exemplar ausgesucht.“
    „Nein. Habe ich nicht. Es gab immer nur einen Mann, den ich geliebt habe und den ich je wollte.“
    Er drehte sich ganz langsam um. Seine gelben Augen glitzerten.
    „Ich habe zuviel getrunken“, bekannte er reumütig. „Alkohol und Mordlust passen nicht gut zusammen. Sie machen einen wirr im Kopf. – Ich hätte diesen Kampf gerne gewonnen, anstatt von Mama ein Handtuch in den Ring geworfen zu bekommen.“
    „Dann haben wir eben beide mütterliche Hilfe erhalten. Ist das so schlimm?“
    Er blieb am Fenster stehen und maß sie mit einem akkuraten Blick.
    „Vermutlich nicht. Mütterliche Hilfe von … wer immer sie auch sein mag. Und brüderliche Hilfe von einem blutsaugenden …“ er suchte nach einer passenden Beleidigung.
    „… Freund“, beendete sie seinen Satz. Dann holte sie tief Luft. „Komm ins Bett, Philip. Komm ins Bett. Oder schick mich fort. Ich werde gehen, wenn du mich fortschickst. Ich werde auch keine Szene machen. Ich werde es dir nicht schwerer machen als es ist. Das verspreche ich. Ich werde dich nicht anflehen und nicht bettelnd vor dir knien. Ich werde einfach gehen. Doch du mußt eine Entscheidung treffen. Jetzt. Es muß jetzt sein. Ich kann nicht Wochen und Monate auf deinen Entschluß warten. Es würde mich zu Staub zermahlen. Mein Herz würde ausbluten.“
    Es klopfte an der Tür.

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