Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Er ging und öffnete sie, nahm die Decken und den Krug Wasser an sich. Kühl und höflich, das innere Schlachtfeld war gut versteckt.
Die Tür schloß sich, und er stellte die Sachen auf den Tisch, blieb einen Augenblick daneben stehen. Seine Silhouette wurde von der Kerze hinter ihm angestrahlt, ein wuchtiger, breitschultriger Kerl von einem Mann, so stark, und doch hatte sie ihn noch nie so gesehen. Der Alkohol war nicht sein Problem. Er vertrug eine ganze Menge. Und was an Mordlust er verspürt haben mochte, war längst verflogen.
Doch sein brennender Stolz machte ihm zu schaffen. Was würde sie tun, wenn er sie fortschickte? Ins Wasser würde sie nicht zurückgehen. Niemals. Sie beobachtete die vertraute Gestalt und versuchte, den Gedanken fortzuschieben, daß es das letzte Mal sein mochte.
Nach einer Weile wandte er sich ihr wieder zu. Sein harter Mund zeigte den Anflug eines Lächelns.
„Du bist ganz voller Schmutz“, schalt er. „Du solltest aufstehen und dich waschen.“
Sie blickte ihn an, suchte Antworten in seinem Blick. War das die Entscheidung? Oder doch nicht?
„Das sollte ich wohl“, gab sie zurück, rührte sich aber keinen Zoll weit. „Doch jetzt bin ich endlich warm geworden in diesem Bett.“
Gelbglitzernde Augen sogen förmlich ihren Anblick auf, und sie wurde rot wie ein junges Mädchen.
„Warm?“ fragte er ausdruckslos.
„Und gemütlich, Philip. Und bequem. Und behaglich. Ist dir nicht kalt? Es war kalt draußen. Und du hattest nicht einmal deinen Mantel an.“
„Ich war allemal passender gekleidet als du, mein Mädchen“, brummte er, und seine Mundwinkel zogen sich zynisch nach unten.
„Das ist wohl wahr. Und schmutzig bist du auch nicht. Komm zu mir, Philip. Komm zu mir, oder schicke mich fort.“ Bitte nicht, dachte sie. Bitte schick mich nicht fort.
Seine sehnige Hand griff nach seinem Kragen und fand ihn bereits offen vor. Eine schwarze Augenbraue zuckte. Langsam und sorgfältig begann er sich zu entkleiden, sagte nichts. Sie beobachtete seine Bewegungen, genoß den Anblick seines großen, starken Körpers.
„Dich fortschicken? Nach all dem Ärger, den du gemacht hast?“ schimpfte er knurrig. „Unser … Freund würde mir das wohl bis aufs Blut übelnehmen. Er wird ohnehin noch welches von mir wollen. Kompensation für einen verpaßten Nachtisch.“
In seiner Stimme schwang irritierte Belustigung. Sie wußte, daß er es tatsächlich so meinte. Er würde seine Schuld bezahlen, obgleich es ihre Schuld war. Er würde lieber zahlen, als dem Feyon etwas schuldig zu bleiben.
„Ich bin sicher, daß du sehr lecker schmeckst“, gab sie zurück. Er war ans Bett getreten, stand direkt daneben. Sie konnte seinen Duft riechen. So vertraut. So absolut, wie es sein mußte. Sie atmete tief ein, schnupperte wie ein wildes Tier.
„Ich wäre dir außerordentlich dankbar, wenn du davon Abstand nehmen könntest, mich zu beißen, solange wir deine Zähne nicht abgefeilt haben“, knurrte er unwirsch.
„Dann muß ich wohl andere Dinge mit meinem Mund zu tun finden.“
Ihre Blicke trafen sich, und er schnaubte amüsiert. Er breitete einige weitere Decken auf das Bett und legte sich ohne ein weiteres Wort zu ihr.
Seine Hand griff in ihr Haar und zog ihr Gesicht an seines, küßte ihre Wangen, ihre Nasenspitze, ihre Stirn und ihre Augen. Er zog mit seinen Lippen an ihren. Nur einen Augenblick später strichen seine Hände über ihren Körper, eroberten ihr Nachthemd. Diese wunderbaren warmen, starken Hände. Eine hielt über ihrem Bauch inne. Heiße, trockene Finger fuhren die Konturen ab.
„Die beiden Kerlchen da drin sind just jetzt höllisch im Weg“, beschwerte er sich.
„Nur noch für etwa drei Monate, Liebster.“ Dann seufzte sie auf. So mußte es sein. So war es richtig. Alles andere bedeutete nichts.
„Ich fürchte, so lange kann ich nicht warten“, murmelte er.
Ihre Hände fuhren an seinem Körper entlang, und sie stellte fest, daß seine Aussage nicht der physischen Grundlage entbehrte.
„Wo ein Wille ist, ist ein Weg, mein Gatte.“
Er zog sie in seine Arme, fast zu wild. Dann flüsterte er ihr ins Ohr:
„Wie war er … nein ... sag nichts. Ich will es gar nicht wissen“, unterbrach er sich selbst. „Vermutlich war er sehr erfahren …“, fuhr er dann doch fort, konnte sich nicht davon abbringen, daran zu denken. Ihr stolzer Mann, immer noch im Rangkampf mit dem Gegner.
„Nicht erfahren genug, um mich dazu zu bringen, ihn freiwillig zu lieben oder
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