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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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im Sonnenlicht. Er war Herrscher, der wahre Fürst und nicht mehr der überhebliche Jung-spund. Langsam drehte er sich um sich selbst, definierte seine Welt mit seiner Bewegung.
    „Einen Tag habt ihr, dann seid ihr fort“, sagte er zu Delacroix. „Ihr habt euch erlaubt, in mein Territorium einzudringen. Meine Langmut ist nicht grenzenlos. Fechtet eure nichtigen Kriege anderswo aus, Sterbliche!“
    Niemand focht.
    Der Grünhaarige ergriff Delacroix am Handgelenk, öffnete seine Faust und ließ die Kugel in seine Handfläche fallen.
    „Für sie, Sterblicher. Gib es ihr als mein Geschenk. Niemand soll noch einmal sagen können, ich verstünde es nur, kleinmütig und schalherzig zu lieben, wenn es mir freisteht, Großmut zu zeigen.“
    Delacroix blickte auf das kleine Stück verbogenen Metalls und hob seine Linke nachdenklich an seine Kehle, berührte diese vorsichtig. Sein Gesicht war bar jeden Ausdrucks, und doch spiegelte sich in seinen harschen Zügen die Erinnerung an Todesschmerz und Untergang. Der Schatten des Todes hatte ihn gestreift, ihn ergriffen und wieder losgelassen gegen jede Wahrscheinlichkeit.
    Der Fürst des Wassers drehte sich langsam um.
    „Was für einen Hort der Zerstörung habt ihr aus meinem stillen Reich gemacht.“
    Er berührte einen der Verwundeten, dann noch einen und noch einen. Und sie waren nie verwundet gewesen. Einige Augenblicke später stand die Truppe kläglich verwirrt herum. Der Gefreite öffnete seinen Kragen und zog seinen Anhänger hervor. Asche fiel zu Boden.
    „Sie gehören nicht hierher“, sagte der Wassermann.
    „Sehr wohl, Durchlaucht. Wir sind eben dabei aufzubrechen“, gab der befehlshabende Offizier prompt zurück. Ein wenig irritiert sah er aus, als er merkte, daß er sich mit der leeren Luft unterhielt. Niemand stand dort, der Befehle gab, denen man gehorchen mußte.
    Die Reiter saßen auf.
    „Wir reiten zurück“, sagte er, und nicht einer der Soldaten fragte sich, ob ihr Tun einen Sinn ergab. Sie wußten nicht mehr, was sie je hier gewollt hatten.
    Sie hatten es vergessen.

Kapitel 61
    Brav hintereinander war die Reitereinheit den schmalen Pfad am See entlang entschwunden.
    Delacroix trat auf McMullen zu und reichte ihm ein Taschentuch.
    „Ihre Nase blutet wieder, alter Freund. Legen Sie sich hin, und ruhen Sie sich aus.“
    „Das sollte ich wohl. Und Sie auch. In einer anderen Wirklichkeit sind Sie gerade gestorben“, erwiderte der Meister, nahm dankbar den dargebotenen starken Arm an und ließ sich auf die Beine ziehen.
    Am Haus konnte er den Sí sehen, wie dieser auf die Knie sank und sein versengtes Gesicht in den Armen vergrub.
    Leutnant von Orven trat auf den Feyon zu.
    „Brauchen Sie Hilfe?“ fragte er steif und streckte pflichtgetreu seine Hand aus. Einen Moment später hatte der Sí den Arm umfaßt. Ein Ausdruck kaum verhohlenen Abscheus glitt über das Gesicht des Offiziers, doch er machte keinen Rückzieher.
    Während Delacroix noch McMullen stützte, wandte er sich Leutnant von Görenczy zu.
    „Wo ist Corrisandes Zofe?“
    „Wartet in Ischl auf Sie, Sir.“
    „Hat sie alles unbeschadet überstanden?“
    Das Gesicht des jüngeren Mannes zuckte und verzog sich dann zu einem höflichen Lächeln.
    „Sie ist unverletzt, Sir“, sagte er. „Sie war nur sehr unglücklich über das Schicksal Ihrer Frau …“
    „Dann wird sie glücklich sein zu erfahren, daß wir meine Frau gesund und munter wiederhaben.“
    Die Augen des Chevaulegers weiteten sich voller Erstaunen. Er öffnete den Mund, um weitere Fragen zu stellen, doch nach einem Blick auf Delacroix’ Kehle sagte er nur:
    „Das freut mich zu hören, Colonel.“
    Er verneigte sich knapp und wandte sich um, versuchte, sich dem prüfenden Blick des anderen Mannes zu entziehen. Delacroix wollte ihn noch einiges fragen, doch McMullen unterbrach ihn.
    „Was höre ich da über Ihre Frau, Delacroix? – Und was hat seine Durchlaucht mit ‚kleinmütig und schalherzig lieben‘ gemeint?“
    Der wuchtige Mann wandte sich wieder ihm zu, und ein Lächeln voller Wärme glitt über seine Züge.
    „Sie ist zurück, McMullen. Sie ist zu mir zurückgekommen. Er wollte sie allerdings nicht gehen lassen. Wir hatten eine kleine … Meinungsverschiedenheit.“
    „Und Sie leben noch?“
    „Ich hatte Hilfe. Die Mutter ist als Schiedsrichter für uns eingesprungen. Ihre Entscheidung hat mir das Fell gerettet.“ Er klang reumütig. Das Eingeständnis, daß er diese Schlacht sonst verloren hätte, kostete

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