Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
die Kleidung dieser besonderen Einheit tatsächlich recht beeindruckend war mit ihren adlerverzierten, römisch anmutenden Messinghelmen. Vor Zeiten hatten Menschen sich die Körper angemalt, um martialischer zu wirken. Heutzutage versuchte man, den gleichen Effekt mit seltsamen Metallhüten zu erzielen.
„In der Tat“, sagte er. „Viele Ausländer kommen in diese Gegend zur Sommerfrische. Es ist schön hier.“ Er lächelte, während er gleichzeitig argwöhnisch die östlichen Berggipfel beäugte, hinter denen in Kürze die Sonne in all ihrer Kraft hervorbrechen würde. Blind würde er dann sein und hilflos. Er mußte versuchen, noch vorher die Situation zu entschärfen, sonst würde Delacroix allein damit sein.
Warum nur gab er sich soviel mit Menschen ab?
„Soweit ich weiß, wohnen hier ein junges Ehepaar, ein halbwüchsiger Knabe und eine ausnehmend schöne Sängerin“, fuhr er fort. „Wen von ihnen hätten Sie denn gerne gesprochen? Ich hoffe sehr, es ist nicht die Sängerin. Sie haßt es, morgens früh aufstehen zu müssen.“
„Und wer sind Sie?“ fragte der Offizier unwirsch.
„Graf Arpad“, stellte er sich vor und verneigte sich höflich. „Ich bin zur Jagd hierhergekommen. Ich liebe die Jagd, müssen Sie wissen. Ist doch tatsächlich meine Lieblingsbeschäftigung. Und wo könnte man besser jagen als hier im Salzkammergut, wo weiland schon Erzherzog Johann höchstselbst sich dieser erfreulichen Beschäftigung hingegeben hat? Jagen Sie auch, Herr Rittmeister?“
Der Offizier unterdrückte ein verächtliches Schnauben und musterte ihn eingehend. Torlyn trug elegante, frische Kleidung. Sein Gepäck war noch am vorigen Abend von Altaussee herübergebracht worden, zusammen mit seinem Pferd. Das bedeutete, daß Charly gut zu Hause angekommen war.
„Sie sehen mir nicht nach einem Jäger aus“, meinte der Offizier und sprang vom Pferd. Er gab einen kurzen Befehl, und die Truppe saß ab.
„Nicht? Aber es ist ja auch noch sehr früh, meine Herren. Ich hatte noch nicht einmal mein Frühstück. Ich würde Sie ja dazu einladen, doch das Etablissement ist ein wenig zu klein, um eine so große Anzahl unangemeldeter Gäste auf einmal zu verkraften. Zudem esse ich nicht gerne in größerer Gesellschaft.“
„Ihre Eßgewohnheiten sind mir mit Verlaub einerlei“, bemerkte der Offizier giftig. Arpad verneigte sich leicht und lächelte sanft. „Und nun geben Sie endlich die Tür frei!“
Der Befehlshabende gab ein Zeichen, und seine Männer zogen ihre Waffen.
Die Konditionierung kollektiven Gehorsams war schwer zu brechen. Einzelne Menschenwesen waren erheblich leichter zu manipulieren. Arpad konzentrierte sich darauf, die Sinne aller Männer gleichzeitig zu erfassen. Doch es war, als versuchte er, einen Schwarm Heringe mit einer Harpune zu fangen.
Sie hielten einige Sekunden irritiert inne, dann blickte sich der leitende Offizier um und bellte einige Befehle. Die Magie von Macht und Furcht war etwas, das Menschen anwandten, ohne es richtig zu begreifen.
Aus dem Augenwinkel sah Torlyn einen der Männer auf ihn zielen. Es war der zweite Amulettträger. Die Hitze des Anhängers hatte ihm vermutlich vermittelt, daß Arpad seine Künste anwandte, um seine Kameraden zu manipulieren.
Arpad sprang. Er machte einen Satz zur Seite, auf den Befehlshaber zu, während gleichzeitig ein Schuß krachte und die Kugel durch das dicke Holz der Eingangstür schlug, vor der er eben noch gestanden hatte. Nicht gut. Der Zeitpunkt war falsch. Der ganze Ablauf war nicht richtig.
In der Nacht hätte ihm die Anzahl der Männer nichts ausgemacht. Doch gleich würde ein weitaus mächtigerer Feind als ein Haufen Vergeltung suchender Soldaten vom Himmel herunterstrahlen.
Einen Augenblick später zog er den Offizier vom Pferd und hielt den breit gebauten Mann vor sich wie einen Schild. Der Mensch wand sich in seinem Griff oder versuchte es immerhin, doch Torlyn ließ es nicht zu. Er spürte die glühende Abwehr des Amuletts gegen all den Fey-Zauber, der in unmittelbarer Nähe gewoben wurde. Der Mann fluchte unflätig.
„Meine Herren!“ rief Arpad. „Meine Herren, bitte. Wir wollen uns doch alle wieder beruhigen. Das ist alles gar nicht nötig.“
Er hatte sie. Sie erstarrten in der Bewegung, alle bis auf den, der auf ihn geschossen hatte. Der Mann sah sich um, registrierte die Benommenheit, in der sich seine Kameraden befanden, und zielte erneut auf den, den er als Feind ausmachen konnte. Arpad stellte fest, daß der
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