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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Wimpern waren dunkler als das tizianrote Haar. Ihr Mund war voll und einladend. Sie lächelte nicht. Ihm fiel auf, daß er sie zum ersten Mal ohne Lächeln sah, ohne die schalkhaften Grübchen in den Wangen. Er hoffte, man würde diese Schönheit nicht zerstören, doch seine Hoffnungen waren nicht hoch.
    Lange schwiegen sie. Der Tag neigte sich dem Abend zu, als das Gespann langsamer wurde und schließlich durch ein breites Steintor fuhr. Das Gebäude dahinter war nicht groß, doch immer noch recht beeindruckend. Es sah aus, als könne man darin auch den härtesten Wintern widerstehen, ein Landsitz, der sowohl Reichtum als auch Einfluß deutlich zeigte. Udolf erkannte Stallungen und Hundezwinger. Wer hierherkam, kam zur Jagd, vermutlich mit ehrwürdigen Gästen.
    Der Schlag flog auf, und harte Hände zogen zuerst das Mädchen, dann ihn aus dem Wagen. Er hörte, wie sie sich beschwerte und man ihr gebot, den Mund zu halten. Ein Hüne schleppte sie davon, und während er noch versuchte zu sehen, was mit ihr geschah, boxte ihn jemand in die Nieren, um ihn anzutreiben. Fast wäre er zu Boden gegangen. Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen.
    „Beweg dich!“ befahl man ihm, und er gehorchte, etwas kraftlos und mit zusammengebissenen Zähnen. Wer immer behauptet hatte, Abenteuer seien unterhaltsam, gehörte eingesperrt. Freiwillig machte er das. Er hätte auch einfach in der Kaserne in München bleiben und dort das verhältnismäßig entspannte Leben führen können, das einem Offizier und Gentleman zukam. Glücksspiel, Ausritte, Besuche in Etablissements der Sinnlichkeit. Seinen Körper in die Umarmung eines hübschen Mädchens zu geben war vielleicht nicht heroisch, aber doch der gegenwärtigen Situation durchweg vorzuziehen.
    Er stolperte über die Schwelle, und man trieb ihn unsanft einen Korridor entlang. Stiefel knallten auf hübschen bunten Fliesen. Eine Kellertür öffnete sich, und einen Moment lang glaubte er, man würde ihn einfach hinunterstoßen. Doch nichts dergleichen geschah. Folgsam ließ er sich hinunterführen.
    Das Mädchen war nicht mehr zu sehen. Höchstwahrscheinlich würde er sie nie mehr zu Gesicht bekommen.
    Man stieß ihn in ein dunkles Kellerloch. Von der Decke hing ein kräftiger Haken. Er fragte sich, wozu man ihn brauchte, eventuell für Sattlerarbeiten.
    Sie hoben seine auf dem Rücken gefesselten Hände, und Udolf erkannte den Sinn der Vorrichtung. Seine Fesseln wurden in den Haken gehängt, und er baumelte mit knirschenden Schultergelenken, nach vorn geneigtem Kopf und krummem Rücken von der Decke. Seine Zehenspitzen erreichten gerade noch den Boden. Sein Gewicht hing an verdrehten Armen. Es war mehr als nur unangenehm, so zu hängen, und je mehr Zeit verstrich, desto schlimmer würde es werden. Wenn er handeln wollte, mußte es bald sein. Über kurz oder lang würde er sich die Schultern auskugeln.
    Er konzentrierte sich darauf, keinen Laut von sich zu geben. Klagen ging ihm gegen die Ehre. Sie hatten ihn gefangen. Jetzt galt es zu schweigen.
    Eine Faust rammte sich brutal in seinen Magen. Er rang nach Luft, schluckte. Kalter Schweiß brach ihm aus, lief über seine Stirn, in die Augen. Der Schmerz verteilte sich in seinem Leib. So hilflos war er noch nie gewesen.
    „Bring ihn nicht um“, ermahnte jemand. „Der Baron will ihn gewiß selbst ausfragen.“
    „Wann kommt er?“
    „In einer Stunde vermutlich. Er ist mit seinen Gästen unterwegs. Deshalb haben wir den hier in den Keller gebracht. Man will ja nicht die geschätzten Gäste mit schreienden Spionen inkommodieren. Du wirst doch schön schreien, nicht wahr?“ Der Mann zog Udolfs Kopf an den Haaren hoch. „Oder gehörst du zu der Sorte, die ihre Geheimnisse für sich behält, bis der letzte Knochen gebrochen ist? Zwecklos. Am Ende redet jeder. Du auch. So viele Knochen!“
    Die beiden Männer unterhielten sich weiter, als sei er gar nicht da. Tote redeten nicht, und für sie war er so gut wie schon tot.
    „Wir müssen von Waydt einen Eilboten senden“, sagte der eine. „Er mag es nicht, wenn er nicht auf dem laufenden ist.“
    „Bis jetzt wissen wir nichts“, entgegnete der andere. Er ergriff Udolfs Gesicht und hob es. „Aber du wirst uns alles erzählen, nicht wahr?“
    Der Mann grinste und wandte sich wieder an seinen Freund.
    „Wir warten mit dem Boten, bis wir etwas zu berichten haben. Wir müssen ohnedies zurück. Den Feyon einfangen und rösten.“
    Er wandte sich abrupt um, und sein Schlag traf Udolf auf die

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