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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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er auch schon gedacht, doch viel war ihm noch nicht eingefallen. An einen Baum binden war seine einzige Idee, und noch fehlten ihm die Fesseln dafür.
    „Er könnte mich erwürgen, ohne daß du es überhaupt merkst!“ beklagte sie sich weiter. „Er ist ein ekelhafter alter …“
    „Ja, Kleines, und jetzt durchsuch ihn endlich. Cérise wäre schon längst dabei. Sie ist eine wirklich mutige, schöne Frau.“
    Mehr Motivation mußte er ihr nicht geben. Sie ging zu Werke, kommentierte jeden einzelnen Gegenstand, den sie fand, und klang dabei zutiefst gekränkt. Frauen waren immer dann besonders gut, wenn sie Konkurrenz hatten, und Cérise Denglot war eine wahrhaft formidable Konkurrenz. Udolf grinste. Wenigstens war die verdammte Sängerin für irgend etwas gut.
    Bisweilen hörte er das Mädchen leise aufschreien oder jammern, wenn die Kutsche allzu heftig schaukelte. Doch er hatte nicht vor, langsamer zu fahren. Marie-Jeannette würde eben zurechtkommen müssen.
    „Alles in Ordnung, Marie-Jeannette?“
    „Ja“, lautete die einsilbige Antwort.
    „Braves Mädchen.“

Kapitel 23
    Durch Stein zu gleiten war entnervend. Cérise Denglot hielt eisern die Hände der beiden anderen Damen fest und klammerte sich an deren Realität und körperliche Existenz. Sie fühlte das fremde Denken genau neben ihrem eigenen, wie die unberührte Schneelandschaft einer absolut reinen Seele, so schön anzublicken, daß es schon wieder schrecklich war.
    Ich bin rein in meiner Liebe, sagte die Sängerin sich wieder und wieder. Ich tue dies für die wahre Liebe. Ich werde nicht aufgeben.
    Sie zwang sich dazu, ihre Augen aufzuhalten, eine Aufgabe, die sie fast zerriß, denn sie wünschte sich nichts so sehnlich, als ihre Situation nicht sehen zu müssen. Sie fragte sich, ob sie den anderen beiden Frauen ähnelte, deren Hände sie hielt. Hatte sie sich genauso verändert?
    Frau Treynstern sah verwittert und verdorrt aus, doch so mächtig, als zollten selbst die Felsen der Welt ihr Respekt. Ihre grauen Augen schimmerten im Licht der Ewigkeit, ihre Lippen waren zu einer dünnen Linie aufeinandergepreßt. Sie sah streng aus und drakonisch, doch Cérise war sich fast sicher, daß der Ausdruck nicht so sehr ihre Empörung widerspiegelte als den eisernen Willen, sich nicht in hirnlosem Panikgekreische zu verlieren. Frau Treynstern war niemand, der kreischte. Und die Alte würde Schwäche nicht tolerieren.
    Corrisande wirkte mit einem Mal sehr schwanger. Von einem Moment zum nächsten war ihr Zustand augenscheinlich geworden, obgleich sie nicht an Gewicht zugenommen hatte. Ihr Zustand strahlte um sie. Er ließ sie gleichzeitig noch zarter und doch auch noch widerstandsfähiger erscheinen. Er verlieh ihr eine stille Schönheit, die so gar nichts mit ihrem hübschen Gesicht oder ihren gewagten Sportkostümen zu tun hatte.
    Cérise Denglot fragte sich, ob sie selbst unschuldig aussah. Sie bezweifelte es. Sie fühlte die Präsenz der Jungfrau in sich an der intensiven Mißbilligung, die sich über ihre Seele legte. Diese hatte beängstigende Ausmaße. Ihr eigener Verstand bewegte sich wie ein Frettchen, versuchte, mit hastigen Bewegungen dem zu entkommen, was ihr bevorstehen mochte.
    Sie fühlte keinen Boden unter ihren Füßen. Es fühlte sich vielmehr an, als würde sie fallen, auch wenn sie sehen konnte, daß sie nicht fielen. Sie glitten auf ihren Sinnen durch Stein. Das war für Menschen nicht gedacht.
    Sie fühlte, wie der Stein ihre inneren Organe berührte, fühlte die Kälte, die sich in ihren Adern ausbreitete. Vielleicht war das alles falsch. Sie hatten keine Rückendeckung. Sie hatten keinen Ersatzplan, keinen Plan B, nicht einmal einen Plan A. Sie wußten faktisch nicht, was sie taten. Und was immer es war, das sie taten, sie wußten nicht, wie sie es tun sollten. Schon in der nächsten Sekunde mochten sie auf immer im Stein begraben sein.
    Ihre Hände waren feucht vor Angst. Sie klammerte sich an den anderen beiden Frauen fest, doch der Griff war nur so sicher, wie ihre Furcht es zuließ. Cérise war überzeugt, daß, sollten sie sich loslassen, sie sich plötzlich mitten im Stein eingebacken wieder finden würden, oder in der Tiefe eines unterirdischen Flusses, wie sie mitunter um sie herum flossen und tosten, ohne sie tatsächlich zu berühren. Sollten die Drei sie verlassen, dann wären sie nur noch die Sängerin, die Witwe und die Mutter, verloren im Berg bei der Begegnung mit einem unschönen Tod.
    Sie hätten wirklich darüber

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