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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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reden sollen, was sie in der Höhle der Waffenbauer denn tun wollten. Sich die Männer, die soviel Tod planten, einfach nur einmal anzusehen, schien keine so gute Idee. Man würde lediglich auf ihre Anwesenheit aufmerksam, und einen Trupp Bewaffneter konnten die drei Damen ohnehin nicht bekämpfen.
    Dann gab es auch noch den Magier. Cérise Denglot hatte keine Vorstellung von seiner Macht im Vergleich zu der der Drei. Konnte es sein, daß er stärker war? War das möglich? Wenn er tatsächlich zur Bruderschaft gehörte, würde er die übernatürlichen Geschöpfe töten wollen – auch Corrisande, obgleich es absurd schien, die kleine Mrs. Fairchild in einem Atemzug mit den Heiligen – oder was immer sie waren – zu nennen. Corrisande war letztlich nur ein Mensch, der unter Wasser atmen konnte, und das konnte sie noch nicht einmal gut. Und was die Drei betraf, die mochten überhaupt keine Sí sein.
    Was, wenn die Drei sie einfach mit dem Team allein ließen? Ihre Ankunft auf so übernatürliche Weise würde die Frauen jenen Männern, die die Kunst des Tötens revolutionieren wollten, sofort zu Zielen machen. Ihre Derringer würde da kaum helfen.
    Sie mußten improvisieren. Es war, als fände man sich plötzlich als Primadonna in einer Opernaufführung wieder, ohne die Oper, deren Inhalt oder Musik auch nur zu kennen.
    Vielleicht waren sie ja nichts weiter als Menschenopfer. Möglich war das. Die Drei schienen so alt wie die Berge zu sein. Vielleicht waren in den Anfängen menschlichen Lebens hier Menschenopfer an der Tagesordnung gewesen.
    Sie stöhnte auf, als ein kristallklarer Gedanke ihren Geist wie eine Klinge durchschnitt. Die Dinge, die du denkst, Cérise, verraten die Verdorbenheit deines Seins. Sie krümmte sich und krallte sich um so mehr in die Hände ihrer Gefährtinnen. Die Fey können töten, gab sie zurück an ihren eigenen, überfüllten Sinn. Die Fey können ohne Skrupel töten. Ich habe es selbst gesehen.
    Die Fey?
    Menschen sind erfahrenere Mörder, antworteten ihre eigenen Gedanken. Sie haben die Terminierung des Lebens ihrer Mitmenschen zu einer gesellschaftlichen Kunstform erhoben. Cérises Gedanken stoben in ihrem Kopf. Ihr tut mir weh, beklagte sie sich. Meine Seele gefriert.
    Das scheint dir nur so, weil sie viel zu heißblütig ist.
    Eine Höhle öffnete sich unter ihnen, und sie sanken aus der Decke in sie hinein. Ein Trupp Bewaffneter näherte sich drohend zwei knienden Gestalten, die sich neben einer seltsam anmutenden Maschine gegenseitig in den Armen hielten. Das Gesicht der Frau war nach oben gerichtet, es war blutverschmiert. Mehr Blut färbte ihren Ärmel. Ihr Mund blieb ihr offen stehen bei dem, was sie sah. Ihre Hände krallten sich in den Rücken des Mannes.
    Torlyn. Er versuchte aufzustehen, seine Bewegungen waren schwach und unsicher. Einer der Männer zielte mit einer Pistole auf ihn, und Cérise konnte nicht glauben, daß ihr Liebster nicht wie ein Blitz die Höhle durchschnellte, um ihn und die anderen zu entwaffnen. Er konnte das doch. Er war so schnell und stark. Wie der Nachtwind war er, wie ein schwarzer Sturm. Eine Klinge, die durch die Dunkelheit peitscht.
    Doch nun war er langsam, bewegte sich mit schmerzhafter Entschlossenheit. In diesem Augenblick fühlte sie es selbst, die Strahlung von Kalteisen. Sie hatte sie noch nie gefühlt, doch sie wußte, was es war.
    „Schnell!“ hörte sie Frau Treynsterns Stimme. Der Eindruck des Fallens wurde zur Wirklichkeit, als die drei Frauen dem Boden mit wehenden Röcken entgegenstürzten. Schon fanden sie sich auf dem harten Boden gelandet wieder, rings um den Sí und das Mädchen. Cérise bemerkte, daß sie genau in der Schußlinie stand. Sie jubelte innerlich, daß der Mann nun nicht auf Torlyn schießen konnte. Dann fiel ihr auf, daß sie ein ebenso gutes Ziel abgab, nur daß sie ein Mensch war. Sie würde eine Kugel ins Herz nicht überleben können.
    Würdest du für ihn sterben? fragte eine Stimme in ihren Gedanken.
    Ich würde lieber für ihn leben, gab sie zurück, wohl wissend, daß sie der Antwort damit nur auswich. Ich stehe zwischen ihm und der Kugel, fügte sie hinzu. Ich gehe nicht in Deckung.
    Ihre Knie zitterten. Es schien ihr, als könnte sie den Lauf der Waffe direkt auf ihrem Rücken spüren.
    Sie fragte sich, wie es sein würde, wenn die Kugel sie traf. Jeden Augenblick rechnete sie mit dem Knall des Schusses, dem Schmerz des Einschlags in ihr Fleisch. Ihre Augen suchten Torlyns, doch er erkannte sie nicht.

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