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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Leutnant von Görenczy konnte keine Einzelheiten hören. Er beobachtete Fahrer und Gast durch den dünn werdenden herbstlichen Blätterwald und bemühte sich, nichts zu tun, was auf sie aufmerksam machen würde. Der Reisende trug eine flache Ledertasche bei sich, die er mit beiden Händen festhielt und offenbar keinesfalls aus den Händen oder in die Kutsche legen wollte. Er war ein Mann in den Vierzigern, trug äußerst adrette Zivilkleidung, die sehr teuer wirkte. Konservative Eleganz. Sein schwarzer Zylinder saß gerade und ordentlich auf seinem Haupt. Einen Spazierstock mit Silbergriff hatte er sich unter den Arm geklemmt.
    Ein wohlhabender Herr. Sein Gesicht zeigte Härte und Arroganz. Der Klang seiner Stimme machte deutlich, daß es ihn nicht freute, daß er nun zum Warten gezwungen war.
    Eine sehr frühe Verabredung, auffällig früh. Im Jagdschloß mochte den Gästen vom Vorabend noch nicht einmal das Frühstück serviert worden sein. Der Mann mußte noch zu nachtschlafender Zeit aufgestanden sein.
    Und jetzt saß er fest. Sein Ärger machte sich Luft in einigen bösen Kommentaren zur Fahrweise des Kutschers. Leutnant von Görenczy war sich sicher, daß letzterer sich alsbald nach einem neuen Dienstherrn würde umsehen müssen.
    Der Kutscher bemühte sich redlich, das Rad aus der Steinrille freizubekommen. Doch jeder Kraftakt war vergeblich. Schließlich machte er sich nach einer kurzen Diskussion zu Fuß auf in Richtung Jagdschloß, vermutlich um Unterstützung und das richtige Werkzeug zu holen.
    Wie weit sie davon entfernt waren, wußte Leutnant von Görenczy nicht. Ihre Flucht durch Schmerz und Dunkelheit hatte ihm nur ein unvollkommenes Bild von der Strecke vermittelt. Doch sehr weit konnte es nicht sein. Bald würden hier noch mehr Menschen sein. Die Wahrscheinlichkeit, entdeckt zu werden, wuchs.
    Die Kutsche saß im Stein fest. Vielleicht konnte man sie ja mit Hilfe der Pferde freibekommen. Man würde sie abspannen und sie irgendwie am Heck des Gefährts anspannen müssen.
    Ob er genug Zeit dazu haben würde? Wahrscheinlich nicht. Doch er konnte den gutgekleideten Gentleman bewußtlos schlagen und ihm die Pferde stehlen. Sie würden ohne Sattel nicht leicht zu reiten sein, noch dazu waren es Kutschpferde. Doch für ihn war es dennoch nicht schwierig. Das würde ihm vor den Verfolgern einen Vorsprung sichern, sofern er den Mann ruhigstellen konnte.
    Udolf nahm den Arm von dem Mädchen und begann, in der Deckung der Büsche auf die Kutsche zuzuschleichen. Schießen wollte er nicht, denn falls es tatsächlich Wachen in der Gegend gab, würden die dadurch alarmiert werden. Allerdings war die Strafpredigt, die der Kutscher sich hatte anhören müssen, nicht eben leise gewesen. Dennoch war niemand aufgetaucht, um nachzusehen, was geschehen war.
    Er sprang aus den Büschen und drohte mit seiner Waffe.
    „Nehmen Sie die Hände hoch! Jetzt sofort!“
    Der Gentleman starrte ihn ärgerlich an und tat nichts dergleichen.
    „Mein Herr, ich hatte eine wirklich … harte … Nacht, und ich würde nur ungern einem weiteren Reisenden ein Leid zufügen, doch ich versichere Ihnen, genau das werde ich tun, wenn Sie mir nicht gehorchen.“
    „Sie!“ zischte der Mann. „Sie müssen der Kerl sein, den meine Leute gefangen haben. Ich dachte, Sie wären tot? Man hat mir berichtet, Sie wären einen Abhang hinuntergestürzt.“
    Er hob seine Hände immer noch nicht, stand nur reglos bei seinem Wagen und musterte den ungewöhnlichen Straßenräuber mit ausgesprochenem Mißvergnügen.
    „Baron von Schwarzeneck, nehme ich an“, schloß Leutnant von Görenczy und verneigte sich sarkastisch. „Nett, Sie kennenzulernen. Bitte lassen Sie mich Ihnen versichern, daß die Freude über mein Ableben verfrüht ist. Wir Künstler sind ein zähes Volk. Kommt davon, wenn man dauernd Frauenakte malt. So was ist gut für die Körperbeherrschung.“
    Der Mann starrte ihn wütend an. Vermutlich machte sich nicht oft jemand über ihn lustig.
    „Also nehmen Sie Ihre Hände hoch, werter Herr, sonst sehe ich mich leider gezwungen, Sie zu erschießen. Das würde ich nur ungern tun, und ich denke, Sie würden es noch viel weniger schätzen.“
    Langsam hob der Mann seine Arme, und das Lederetui, das er hielt, fiel zu Boden. In weniger als einer Sekunde griff seine Hand nach seinem Spazierstock. Ein schnappendes Geräusch, und eine lange, dünne Klinge peitschte aus der Holzscheide und stach nach vorne.
    Knapp. Die Spitze der Klinge war genau

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