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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Er war damit beschäftigt, das Mädchen vom Boden hochzuziehen, das fassungslos geradeaus starrte. Die Lippen bewegten sich, doch kein Laut war zu hören.
    Da wurde Cérise Denglot klar, daß die Menschen in der Höhle keine elegante Sängerin, zierliche Athletin im Sportdreß oder ergrauende Matrone sahen. Sie sahen etwas anderes. Nicht einmal Torlyn erkannte sie.
    Sie hielten sich noch immer bei den Händen, umkreisten damit ihren Liebsten und das seltsame, unattraktive Mädchen. Gleich neben ihnen konnte sie Leutnant von Orven am Boden liegen sehen. Er starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an und regte sich nicht. Seine Mundwinkel waren mißbilligend heruntergezogen, doch dann, nur eine kurzen Augenblick lang, lächelte er erleichtert. Eine Sekunde später bereits hatte er das Lächeln wieder hinter seinen strengen, ärgerlichen Zügen versteckt.
    Sie konnte nicht einmal erahnen, was er fühlte und dachte. Nicht, daß es wichtig wäre. Leutnant von Orvens Gedanken und Gefühle waren selten wichtig. Er hatte einfach zu viele davon.
    „Halt dich an uns fest!“ befahl Frau Treynstern, und Torlyn gehorchte. Er faßte sie mit einer Hand, während sein anderer Arm noch um das Mädchen geschlungen war.
    Die drei Frauen zogen den Kreis eng, bedrängten die beiden Personen in der Mitte, so daß ihre Körper sich berührten. Wieder zerstob die Wirklichkeit, und sie sanken durch Fels, fort von den glühenden Eisenflammen und von dem Gefühl, im nächsten Moment erschossen zu werden. Es gab keine Männer. Es gab keine Höhle.
    Quer durch den Stein schwebten sie, hinunter, vorwärts und aufwärts. Der Berg glitt erneut durch ihr Sein, irritierte Cérise auf dem Rückweg weit weniger als auf dem Hinweg. Vielleicht weil sie Torlyns Gesicht sehen konnte. Es sah ernst aus, doch nur wenig beunruhigt. Er war ein Feyon. Mit plötzlichen Erscheinungen durch Stein zu reisen mochte ihn nicht übermäßig aufregen. Seine Sorge galt dem Mädchen in seinem Arm, das reglos darin hing, vor Schreck und Angst wie versteinert.
    Cérise starrte sie an. Nicht hübsch, jedoch sehr bemitleidenswert. Keine Konkurrenz. Nicht einmal annähernd.
    Auf einer neuen Ebene des Begreifens sah sie dann ein schwaches, flackerndes Ding, wie eine Kerzenflamme im Wind, das Lebenslicht der jungen Frau. Sie war kräftig gebaut, ein bißchen üppig, zu groß, zu wenig zart. Ihr blutverschmiertes Gesicht konnte man vielleicht als angenehm aussehend bezeichnen, jedoch nicht als hübsch und süß. Auch nicht graziös oder elegant. Doch obgleich sie nach außen so robust wirkte, schien sie im Moment keinesfalls stark zu sein.
    Und dann doch. Ganz plötzlich verstand Cérise, nahm ihre innere Stärke wahr, ihre Zuverlässigkeit, ihren klaren Sinn und ihre Loyalität. Wenn Torlyn das auch sehen konnte, dann war das Mädchen vielleicht doch eine Konkurrenz.
    Sie waren zurück in der Eishöhle, und der Kreis löste sich. Torlyn rang nach Atem, kämpfte sehr sichtbar den Schmerz nieder, den er in jener anderen Höhle gefühlt hatte. Cérise konnte sehen, wie die Schwäche aus seinem Gesicht wich. Er zwang sich zu einer schnellen Genesung. Seine dunklen Augen erfaßten die drei Frauen, ohne sie zu erkennen. Er verneigte sich und ließ sich dann auf ein Knie nieder, zog das Mädchen mit auf die Knie.
    „Hohe Frauen, ich danke euch für …“ Seine Augen wurden weit, und er verstummte. „Cérise!“
    Sie hatte ihn gesehen, wenn er gefährlich aussah oder siegreich, verführerisch oder lüstern, gutgelaunt oder selbstsicher. Gänzlich baff hatte sie ihn noch nie gesehen.
    Sein Blick schweifte von einer Frau zur nächsten.
    „Mrs. Fairchild!“ rief er ungläubig aus. Und dann: „Sophie, meine süße Sophie!“
    Dann blickte er zurück zu Cérise, ließ das Mädchen los, erhob sich, trat vor, und schon war sie in seinen Armen.
    „Cérise!“
    Die Kraft seiner Umarmung war einen Moment lang fast zu brutal. Doch dann küßte er sanft ihren Wangenknochen.
    „Was macht ihr denn hier?“ fragte er mit seinen Lippen noch an ihrer Haut.
    „Dich retten, mein Liebster. Du machst ja wirklich schreckliche Sachen. Ich muß besser auf dich aufpassen.“
    Sie fühlte deutlich, wieviel es ihn kostete, sie wieder loszulassen. Das Kalteisen war fort, seine Instinkte waren zurück. Die Schwäche, die ihn umfangen hatte, war verschwunden. Nur seine blutdurchtränkte Kleidung erinnerte an seine Verletzungen.
    Mit fühlbarer Überwindung trat er einen Schritt von ihr zurück und zwang

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