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Sam Aus Dem Meer

Sam Aus Dem Meer

Titel: Sam Aus Dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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gleichmäßig. Sie schien zu schlafen. Bill richtete den Lichtstrahl aufs Wasser … und hätte beinahe laut geschrien.
     
    Laine wachte auf. Was hatte sie geweckt? Sie fror ein wenig und fühlte Sand unter ihrer Wange. Sofort kam die Erinnerung zurück. Verdammt, sie hatte nicht einschlafen wollen.
    Sie suchte in ihrer Tasche nach ihrem Handy und drückte eine Taste. Das Display fing an zu leuchten und sie richtete den schwachen Lichtstrahl aufs Wasser. Sam schlief nahe am Ufer direkt unter der Wasseroberfläche. Die Umwandlung schien abgeschlossen. Statt seiner Beine konnte Laine den blausilbernen Fischkörper im Wasser sehen. Sam war sicher vor Erschöpfung eingeschlafen und sie selbst auch. Laine streckte sich und erwischte seine Hand. Vorsichtig zog sie ihn ans Ufer und hob seinen Kopf aus dem Wasser.
    „Sam“, sagte sie leise. „Du musst aufwachen.“
    Sam hustete kurz und sog die Luft ein. Er öffnete die Augen.
    „Wir sind eingeschlafen, Sam. Du musst dich verstecken. Du kannst unter deinem Felsen weiterschlafen.“
    Sam nickte müde. „Ja, danke“, murmelte er und sank ins Wasser zurück. Laine leuchtete ihm nach mit ihrem Handy und sah, wie er sich unter den Felsvorsprung zurückzog. Laine überlegte kurz, ob sie den Weg zum Camp tatsächlich noch antreten sollte, entschied sich dann aber dagegen. Sie holte sich Sams Decke und wickelte sich ein. Sie wollte einfach nur in seiner Nähe sein.
     
    Bill saß wieder auf dem Fahrersitz seines Wagens. Seine Hand zitterte ein bisschen, aber er hatte sich im Griff, als er das Handyvideo wieder und wieder ansah. Die Kamera glitt langsam über Sams Körper, der im flachen Wasser lag. Die blausilberne Fluke, der fischartige Körper, der so gebogen war, dass es sich unmöglich um einen Fake handeln konnte. Es gab keine Knie. Und dann hatte Bill noch geistesgegenwärtig nah auf Sams Kiemen gezoomt. Auch im Nachhinein fand Bill die Kiemen fast am überzeugendsten. Man konnte deutlich sehen, wie Sam Wasser hindurchpumpte. So was konnte keiner vortäuschen. Unglaublich. Laine war mit einem verdammten Mutanten liiert.
    Bill dachte nach. Was sollte er jetzt tun mit diesem überwältigenden Beweis in der Hand?
    Zur Presse gehen? Im Internet hochladen? Nein. Er durfte diesen Trumpf nicht leichtfertig verspielen. Er musste jetzt schnell und überlegt handeln. Wer wusste schon, ob Sam morgen nicht einfach wieder im Meer verschwand. Die Frage war, wie lange Laine schon von diesem Fischjungen wusste und wem sie es erzählt hatte. Sie machten dieses dämliche Klassencamp und die Vermutung lag nahe, dass Laine den Menschenfisch hier zum ersten Mal gesehen hatte. Er erinnerte sich, dass sie nach der Sache mit den Sandvipern allein zum Strand gelaufen war. Ja … wenn sie ihn dann entdeckt hatte, kannte sie den Knaben erst einige Tage. Bill ertappte sich dabei zu mutmaßen, wie stark sich ihr Gefühl zu dem Fischjungen wohl in den paar Tagen entwickelt haben konnte. Dann zwang er sich wieder, an das Wesentliche zu denken. Es ging hier schließlich um mehr, auch wenn die Eifersucht zusätzlich an ihm nagte. Wahrscheinlich fand Laine es richtig super, dass ihr Freund ein Mutant war. Bestimmt kam sie sich jetzt ganz besonders vor, dass sie den Monstermensch gezähmt hatte und so weiter. Frauen standen ja auf so was. Bill grübelte weiter und ging wieder seine Optionen durch.
    Und dann keimte in ihm eine Idee. Eine Idee, die zumindest zwei seiner Probleme lösen würde.
    „Gentlemen … please start your engines“, sagte er leise.
    Bill startete den Motor und setzte den Wagen zurück.
     

    Der schrille Klingelton klang aufdringlich in dem dunklen Hausflur, als Dr. Greg Abernathy über den abgewetzten Läufer zur Tür schlurfte. In der rechten Hand trug er einen Baseballschläger. Man konnte nie wissen, welches Gesocks sich vor der Tür herumtrieb um diese Uhrzeit. Er legte die Sicherheitskette vor und öffnete die Tür einen Spalt.
    „Was?“, fragte er kurz.
    „Hi, Doc Abernathy. Erinnern Sie sich an mich?“, fragte der dunkelhaarige Junge, der draußen stand.
    Abernathy musterte ihn kurz.
    „Nein.“
    „Ich bin’s. William. Willliam Bennett. Ich war in Ihrem Biologiekurs.“
    „William … Bill. Ja … was willst du. Es ist mitten in der Nacht.“
    „Ich habe hier was für Sie. Das sollten Sie sich ansehen. Eine ganz neue Spezies. Ich habe ein Video davon.“ Bill hielt sein Handy hoch.
    Abernathy sah ihn müde an. „Bill, das ist wirklich nett, aber ich bin seit zwei

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