Sam Aus Dem Meer
Jahren im Ruhestand. Komm morgen wieder, dann seh ich’s mir an.“ Er versuchte die Tür zu schließen, aber Bill hatte bereits seinen Fuß hinein geschoben.
„Was soll das, Junge?“
„Doc Abernathy, wenn Sie das hier gesehen haben, sind Sie nicht mehr im Ruhestand. Das garantiere ich Ihnen.“
„Laine, hey.“
Laine spürte im Halbschlaf, wie Sam versuchte, sie zu wecken. Er hatte die Hand auf ihre Schulter gelegt und rüttelte sie leicht. Das war so angenehm, dass sie sich noch ein paar Sekunden schlafend stellte. Sam drehte sie auf den Rücken und strich ihr über die Wange. Laine tat ihm den Gefallen und schlug die Augen auf.
„Hallo“, sagte er. Er trug schon wieder ein T-Shirt und Boxer Shorts. Laine setzte sich auf.
„Oh je, wie spät ist es denn? Ich muss Liz anrufen!“
Laine zog ihr Handy aus der Tasche.
„Darf ich das machen?“, fragte Sam.
„Was denn?“
„Anrufen.“
„Äh ... ja, okay, wenn du willst.“ Sie hielt ihm das Handy hin und Sam griff schnell danach.
Irgendwie doch ein typischer Kerl, dachte Laine liebevoll. Technik, die begeistert.
„Warte“, sagte sie. „Du weißt doch gar nicht die Nummer. Du musst bei den Adressen gucken. Das kannst du nicht.“
Sam drückte bereits die Tasten.
„Laine?“, hörte man Liz’ Stimme.
„Wahnsinn, du hast sogar auf Lautsprecher gestellt ... Hammer.“ Laine war platt.
„Häh, was?“, fragte Liz.
„Hier ist Sam“, sagte Sam. „Laine hat gesagt, ich darf dich mal anrufen. Das ist toll.“
„Oh … hey, Sam. Kannst du mir Laine mal geben?“
Laine nahm das Handy. „Tut mir leid, Lizzy.“
„Joaahh … egaaal. Du bist halt dolle verknallt. Ich versteh dich schon. Musst mir später alles erzählen.“
„Wie sieht’s aus bei euch?“, fragte Laine.
„Du, kein Ding, hier liegen alle im Koma. Haben wir eigentlich Aspirin dabei?“
„Ich hab was in meiner Tasche rechts in dem roten Zipptütchen.“
„Okay, du bist ein Engel. Wann kommst du her?“
„Jetzt bald. Ich mach mich gleich auf den Pfad.“
„Okay … bis dann …“ Liz legte auf.
Laine sah Sam an.
„Woher wusstest du ihre Nummer?“, fragte sie.
„Du hast mir ihre Nummer schon mal vorgedrückt, als du das Telefon erklärt hast.“
„Und das konntest du dir merken?“
„Ich merke mir das … Muster auf diesen Kästchen, wenn du sie drückst.“
Laine hielt ihm das Telefon hin und gab ihre eigene Nummer ein.
„So, jetzt du.“
Sam nahm das Handy und tippte die Nummer sicher und flott ein.
„Du bist … echt der Wahnsinn. Du lernst deshalb wohl auch so schnell eine Sprache.“
„Welche Nummer war das?“, fragte Sam.
„Das war meine“, sagte Laine.
„Dann ist das ab jetzt meine Lieblingsnummer“, strahlte er. „Ich hätte auch gerne so ein Gerät. Die Tasten gefallen mir.“
„Ich hab noch ein altes zu Hause rumliegen“, sagte Laine. „Das könntest du haben.“
„Wirklich?“, fragte Sam und wurde vor Aufregung rot. „Ich würde mich unglaublich darüber freuen. Aber du musst es mir herbringen. Ich glaube nicht, dass ich es bis zu deinem Haus schaffe.“
„Das glaube ich auch nicht“, sagte Laine. „Vielleicht kannst du mich aber mal besuchen, wenn du gelernt hast, dich unter Menschen zu bewegen, ohne dass einer was merkt.“
„Das wäre wunderbar“, sagte Sam. „Sind da dann auch deine Eltern? Ich würde lieber vorbeikommen, wenn sie nicht da sind. Vor den älteren Menschen habe ich Angst.“
„Sie würden dir nichts tun“, sagte Laine.
„Bist du sicher?“, fragte Sam.
„Ja, aber es stimmt schon, dass sie genau hinsehen würden, wenn ich jemanden mitbringe. Das müssen wir heute nicht entscheiden. Aktuell weiß ja noch niemand, dass es dich gibt. Du solltest dich erst mal niemandem anvertrauen, denn auch jüngere Menschen könnten gefährlich für dich sein. Das hat nicht zwingend etwas mit dem Alter zu tun. Wo lebt denn dein Onkel?“
„Er ist viel im Wasser, aber auch viel an Land. Er kann das länger als ich“, sagte Sam.
„Und warum kann er das? Und wo sind deine anderen Verwandten und Freunde?“, fragte Laine.
Sam schwieg und sein Blick schweifte kurz zur Decke. Laine sah Trauer in seinem Gesicht und nahm sich vor, behutsamer zu sein.
„Ist ihnen etwas zugestoßen?“, fragte sie sanft.
Sam schüttelte langsam den Kopf.
„Und warum kannst du nicht bei deinem Onkel leben?“, fragte sie weiter.
Sam wischte sich über die Augen.
„Geht nicht“, sagte er leise und sah dabei so
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