Sam Aus Dem Meer
verharrte reglos in der linken hinteren Ecke. Entweder war Sam eingeschlafen oder er sah ihn jetzt in diesem Moment herankommen. Ein kurzer Schauer lief Bill über den Rücken, als er daran dachte, dass Sam ihn unter Wasser beobachten könnte.
Und wenn schon, dachte er. Sam hatte garantiert Angst vor ihm nach der Nummer gestern. Der Gedanke beruhigte ihn etwas. Langsam watete er in Sams Richtung, während das Wasser ihm schon beinahe bis zur Brust reichte.
Der Schatten löste sich plötzlich aus der Ecke und glitt unter Wasser auf ihn zu. Bills Herz begann, gegen seinen Willen zu rasen. Es war wohl ein Urinstinkt, vor großen Fischen im Wasser Angst zu haben.
Es ist nur Sam, dachte er, nur Sam. Kein Problem.
Bill hielt das Netz bereit. Der Schatten kam schnell näher. „Scheiße“, sagte Bill und wich ein Stück zurück.
Dann wurde er gepackt und so schnell unter Wasser gezogen, dass ihm keine Zeit mehr blieb, Luft zu holen.
Laine näherte sich der Höhle und überlegte, ob sie ihn schon von Weitem rufen sollte. Wie erlösend würde es sein, seine Stimme zu hören und Sam hinter einem Felsen auftauchen zu sehen. Er würde ihr lächelnd das Missverständnis erklären und alles war wieder gut …
Sie traute sich nicht. Die Enttäuschung würde zu groß sein, wenn sie keine Antwort erhielt.
Als Laine die ungeöffnete McDonald’s Tüte auf dem Stein sah, wusste sie, was sie wissen musste. Sie setzte sich in den Sand und begann zu weinen.
Salzwasser strömte in seinen Mund. Bill kämpfte wie wild und versuchte, um sich zu schlagen, aber Sam drückte ihn mit festem Griff auf den Boden des Schwimmbads. Bill wurde bereits schwindelig. Er konnte dem Drang zu atmen kaum noch widerstehen. Wenn er ohnmächtig wurde, war er tot, das war klar. Noch einmal versuchte er, sich vom Beckenboden abzustoßen, schaffte es aber nicht. Sam war stärker, als er aussah.
Ich sterbe - jetzt!, dachte Bill voller Panik. Dieser gottverdammte Fischmensch bringt mich um … und dann wurde er an die Oberfläche gehoben und konnte atmen. Bill hustete und sog die Luft ein. Sam zog ihn rückwärts durch das Wasser an die tiefste Stelle des Schwimmbads. Bill konnte nicht schreien. Er war zu sehr mit atmen beschäftigt. Auf einmal ließ Sam ihn los. Bill klammerte sich an die Beckenwand, immer noch hektisch nach Luft schnappend. Dann drehte er sich zu Sam um.
„Na“, keuchte Bill, „hast du’s nicht über dein weiches Herz gebracht, mich zu ersäufen?“
„Wir können das gerne wiederholen, wenn dir das nicht gereicht hat. Kein Problem“, sagte Sam.
„Was soll der Scheiß?“
„Du wirst mir hier raus helfen“, sagte Sam.
„Einen Dreck werde ich“, sagte Bill und seine Stimme war von Hass erfüllt.
„Bevor dieser Mann zurückkommt, bringst du mich hier raus oder ich drücke dich unter Wasser, bis du ertrinkst“, sagte Sam.
„Das machst du eh nicht. Oder glaubst du, deine geliebte Laine hat Bock auf nen Mörder?“ Bill lachte hämisch.
Sam packte Bill und riss ihn von der Beckenwand weg.
„Halt!“, schrie Bill. „Okay, okay, ich bring dich raus … ich mach’s, aber reg dich ab, reg dich ab, okay?“
„Du bringst mich ins Meer zurück. Jetzt.“ Sam hielt Bill fest und Bill spürte kurz Sams Schwanzflosse, die rau über seine Beine strich. Er erschauerte. Sam war ein fremdes Wesen und unberechenbar. In Menschengestalt wirkte er ungefährlich, schmächtig, nicht wie ein ernst zu nehmender Gegner. Ihn weiter zu provozieren war keine gute Idee, zumindest nicht im Moment.
„Ja, ist gut Mann, ich mach’s. Aber lass mich jetzt.“
Sam ließ von ihm ab und Bill schwamm sofort los, um ins flache Wasser zu kommen. Sam schoss an ihm vorbei und war natürlich lange vor ihm da. Bill kam sich ungelenk und behäbig vor, als er Sam folgte, der sich bereits nach ihm umsah. Sam lag im flachen Wasser, hob seine Fluke an und ließ sie ungeduldig auf die Oberfläche klatschen.
„Beeil dich“, rief er Bill zu. „Der Mann kommt bestimmt gleich zurück!“
Bill kam näher. Unter Wasser packte er das Netz, das er unauffällig hinter sich her zog.
„Hilf mir aus dem Wasser“, verlangte Sam.
„Aber gern“, sagte Bill und warf das Netz über ihn. Sam schnellte herum und versuchte, das Netz abzustreifen, aber es war zu spät. Geschmeidig legte sich das Gitter aus stabilen Fäden um seinen Körper und durch seine Abwehrbewegungen verstrickte sich Sam nur noch fester. Mit einem triumphierenden Keuchen zog Bill den
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