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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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für Buzz Nast Vorräte ablud.
    Den Überblick über dreihundert Rinder zu behalten, ist eine viehische Arbeit. Buzz war in jeder Minute, die er nicht schlafend verbrachte, vollauf damit beschäftigt. Und die meiste Zeit davon saß er im Sattel.
    Als Buzz einem Angusrind, das zum Fluss hinuntergelaufen war, nachsetzte, war sicher das Letzte, womit er gerechnet hätte, am Ufer auf einen orientierungslosen Siebzehnjährigen mit einer gebrochenen Schulter zu stoßen.
    Aber so war es nun einmal.
    ***
    Riddle beschloss, dem Flusslauf zu folgen, da er ja schließlich irgendetwas folgen musste. Keine Hosen mehr anzuhaben, war schon ein Problem, viel schlimmer aber noch, ohne Schuhe laufen zu müssen.
    Denn bald schon waren seine Socken dreck- und schlammverkrustet. Erst wollte er sie ausziehen, dann überlegte er es sich anders. Die Socken mussten seine ohnehin schon eingerissenen Füße wenigstens ein bisschen schützen.
    Riddle blieb ein paarmal stehen, um Flusspflanzen oder eine Handvoll Gras zu essen. Er sah ein Otterpärchen, das ihn vorübergehend etwas aufheiterte. Aber aus Minuten wurden Stunden. Und die Trauer über Sams Verschwinden wurde immer mächtiger, die Kräfte gingen Riddle aus und er fing an zu fantasieren.
    Ich werde meinen Kopf ablegen. Und meine Augen schließen und schlafen.
    Ich wache vielleicht nie mehr auf.
    Dann werde ich an einem Ort sein, an dem es mir nicht mehr so wehtut, dass ich Sam nicht finde. Mehr will ich gar nicht. Denn ich kann nicht mehr.
    Hab ich das nicht auch Sam gesagt, als wir zusammen auf dem Fluss gefahren sind?
    Hab ich ihm nicht gesagt…
    Dass ich jetzt nicht mehr kann?
    Riddle stieg die Uferböschung hinauf. Er hatte keine Kraft mehr, irgendetwas oder irgendjemandem zu folgen. Keine Kraft mehr, sich noch weiter anzustrengen.
    Doch gerade als ihm alles ganz egal zu werden schien, sah er auf einmal in der Ferne seine Lieblingsfarbe leuchten: Neonorange.
    Die Farbe gab es nicht in der Natur.
    Aber es war seine Lieblingsfarbe und so setzte Riddle sich ein letztes Ziel. Bis zu dem orangefarbenen Flecken wollte er noch kommen und dann erst aufgeben.
    Kurz darauf hatte er sich so weit angenähert, dass er erkennen konnte: Der orange Fleck hatte die Form eines großen Käfers und war in der Erde verankert, als wäre er Teil der Landschaft.
    Dabei sah das Ding aus wie ein Raumschiff von Außerirdischen.
    Was für eine Entdeckung!
    Riddle ging noch näher heran und stellte fest, dass auf der einen Seite des Käfers Coleman Exponent stand. Staunend sah er auf die gedruckten Buchstaben. Er legte seine Hand darüber und berührte jeden Buchstaben einzeln, als könne er nicht glauben, dass sie tatsächlich echt waren.
    Aber das Zelt der Marke Coleman Exponent war absolut echt.
    Vorsichtig öffnete Riddle den Reißverschluss und spähte ins Innere.
    Vor sich sah er drei grüne bauschige Schlafsäcke, die auf Isomatten lagen. Außerdem standen da noch ein Propangaskocher, drei fast bis zum Rand gefüllte Rucksäcke und dahinter einige unterschiedlich große, durchsichtige Plastiktüten, in denen Steine aufbewahrt waren. Das ganze Zelt war von orangem Licht durchflutet und es war hier drin viel wärmer als draußen. Riddle kam es vor, als wäre er direkt in die Sonne hineingeklettert. Er bückte sich, schlüpfte in den vordersten der drei Schlafsäcke und ließ sich auf den Rücken fallen. Sofort versank sein Kopf in dem weichen aufblasbaren Campingkissen und Riddle konnte sich nicht erinnern, wann er sich das letzte Mal so wohl und aufgehoben gefühlt hatte.
    Und dann musste er an Sam denken.
    Tränen stiegen ihm in die Augen, und bevor er seiner tiefen Erschöpfung nachgab, war sein letzter Gedanke: Ich bin Goldlöckchen.
    Wie die drei Bären wohl aussehen mochten?
    ***
    Buzz Nast sah sofort, dass es dem schlaksigen Jungen gar nicht gut ging. Er schien verletzt zu sein, vollkommen unterkühlt und halb verhungert. Außerdem befand er sich wohl in einer Art Schockzustand, denn er sagte, er könne sich nicht mal an seinen eigenen Namen erinnern. Und dann fing er auch noch bitterlich an zu weinen.
    Es war das erste Mal seit sehr, sehr langer Zeit. Und Sam war selbst erschreckt, wie heftig dieser Ansturm von Gefühlen war.
    Buzz verzog keine Miene, er beobachtete Sam nur.
    Aber dann fasste der alte Cowboy einen Entschluss. Er tat etwas, was er noch nie getan hatte. In seiner ganzen Treiberlaufbahn nicht. Er ließ sein Vieh im Stich. Denn er hob Sam aufs Pferd und ritt mit ihm zu seinem

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