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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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und Stimmengewirr, aber Sam und Riddle standen stumm daneben.
    Tim Bell sagte, er könne sich genau daran erinnern, das Auto abgeschlossen zu haben, an dem kein einziger Hinweis auf einen gewaltsamen Aufbruch zu entdecken war. Auf der Straße war niemand zu sehen und in der Nähe waren auch keine unbekannten Autos geparkt. Wer auch immer es getan hatte, er musste sich sofort aus dem Staub gemacht haben.
    Dann trotteten alle ins Haus zurück und Tim Bell griff nach dem Telefon, um der Polizei den Vorfall zu melden.
    In diesem Augenblick verkündete Sam, dass Riddle und er jetzt gehen müssten.
    ***
    Riddle stand unweit der Wand neben Debbie, die ihrerseits unweit des Telefons stand und darauf wartete, dass Tim, der in der Warteschleife hing, eine Verbindung zur nächsten Polizeidienststelle bekam. Jared stand am Fenster, bewaffnet mit einem seiner Plastiksäbel, und hielt Ausschau nach verdächtigen Fahrzeugen.
    Emily versuchte, mit Sam zu reden, aber der wandte sich gerade seinem Bruder zu.
    »Wir müssen jetzt los. Komm, Riddle.«
    Riddle rührte sich nicht. Er trat von einem Fuß auf den anderen, was so wirkte, als rücke er noch dichter an Debbie heran.
    Sams Stimme wurde jetzt strenger. »Riddle, du hast doch gehört, was ich gerade gesagt habe. Wir müssen jetzt gehen.«
    Wieder keine Reaktion. Sam kam auf ihn zu und packte ihn am Ärmel seines grauen Sweatshirts. »Los, gehen wir.«
    Riddle schaute Debbie an und flüsterte: »Es tut uns leid…«
    Dann drehte er sich um und folgte seinem Bruder durch die Tür.
    Debbie regte sich nicht. Einfühlungsvermögen. Ja, das hatte Riddle. Sie hatte es gewusst und trotzdem hallten die Worte, die nur für sie bestimmt gewesen waren, wie der erste Schrei eines neugeborenen Babys in ihr nach. Die Erleichterung, die sie verspürte, überwältigte sie fast.
    ***
    Sie nahmen den Bus. Debbie Bell wollte sie nach Hause fahren, aber Sam ließ es nicht zu. Und außerdem blockierte Tims Auto mit dem Platten sowieso die Einfahrt.
    Emily stand auf dem Rasen, sah zu, wie die beiden davongingen, und spürte, wie sich in ihr alles zusammenzog. Was ging hier wirklich vor? Sie wartete noch zwanzig Minuten zusammen mit ihrem Vater und Jared draußen vor dem Haus auf die Polizei, die angeblich bereits unterwegs war. Vielleicht brachte sie in der allgemeinen Aufregung nur ein paar Gefühle durcheinander. Vielleicht war das Verhalten von Sam und Riddle ja gar nicht so seltsam gewesen. Vielleicht waren sie genauso wie alle anderen einfach nur empört darüber, was mit dem Auto ihres Vaters geschehen war.
    Als sie eine Stunde später ins Haus ging, fiel ihr sofort auf, dass auf dem Tisch neben der Tür das Handy lag, das ihre Mutter Sam gegeben hatte. Als sie auf ihrem eigenen Handy nachsah, fand sie dort eine SMS von Sam. Es war die letzte Nachricht, die er ihr vom Handy ihrer Mutter geschickt hatte. Nur fünf Wörter: Ich werde dich nie vergessen.
    Da wusste Emily, was der Blick, mit dem Sam sie beim Abschied angesehen hatte, bedeutete: nämlich, dass er nicht mehr zurückkommen würde.
    ***
    Sie saßen im Bus und fuhren quer durch die Stadt nach Hause. Es gab keinen Zweifel, dachte Sam. Es musste Clarence gewesen sein. Er musste ihnen gefolgt sein.
    Riddle wusste es auch. Denn als sich Sam nach seinem kleinen Bruder umdrehte, der sich zum allerersten Mal allein auf einen Platz in der hintersten Busreihe gesetzt hatte, da hatte der den Kopf an die Scheibe gelehnt und sah mit glasigen Augen und stumpfem Blick zum Fenster hinaus. Selbst das Kreischen der Bremsen konnte ihn nicht davon abbringen.
    Zwei Blocks von ihrem Haus entfernt stiegen sie aus. Noch nie war ihnen die Strecke so lang vorgekommen. Sie wussten beide, was sie am anderen Ende erwartete.
    Clarence stand in der dunklen Einfahrt vor dem Haus und warf gerade den letzten verschlissenen Schlafsack und ein Kissen auf die zugemüllte Ladefläche des Lkw. Die Innenbeleuchtung war schon seit Langem abmontiert, damit niemand mitbekam, wenn Clarence Beute machte. Als er die Jungen kommen hörte, drehte er sich zu ihnen um und richtete die starke Taschenlampe, die er aus einem der Einsatzfahrzeuge der Stadt geklaut hatte, direkt auf ihre Gesichter.
    Er konnte sie jetzt sehen, sie ihn nicht, geblendet wie sie waren. Aber sie hörten, wie er sagte: »Steigt ein. Ich habe euer Zeug gepackt. Wir hauen hier ab.«
    Keine neue Situation für sie. Viele, viele Male hatten sie sie schon erlebt. Aber so wie jetzt noch nie.
    Es hätte Auswege gegeben.

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