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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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alles war so abartig.
    Clarence griff unter seinen Sitz, holte eine alte braune Plastikflasche mit dem verschreibungspflichtigen Hustensaft irgendwelcher Leute hervor und nahm einen Schluck von dem violetten Gebräu, als wäre es Whiskey. Kodein war ein Freund. Und auf der Welt gab es so viele Feinde.
    Er versuchte, sich einen Eindruck von dem Grundstück zu verschaffen. Diese Leute hatten Kohle, das stand mal fest. Aber wie hatte Sam die nur kennengelernt? Und wie zum Teufel hatte er sie dazu gekriegt, Riddle ins Haus zu lassen?
    Es lag bestimmt daran, dass Sam so gut aussah. Das war nun einmal Tatsache. Und offensichtlich öffnete es Türen. Türen zu besseren Wohnvierteln. Türen, die einen John Smith oder Clarence Border nicht über ihre Schwelle lassen würden.
    Clarence knirschte mit den Zähnen. Heftigst. Er sah nach unten, wo sein Gewehr schräg zwischen Sitz und Wagenboden lehnte. Da reingehen sollte er und denen mal verklickern, wer hier den Laden schmiss. Die beiden waren seine Jungs. Er hatte sie alleine großgezogen. Was hatte er nicht alles für die zwei geopfert.
    Aber die Stimmen sagten: Noch nicht. Nicht jetzt.
    Wissen war Macht. Und es war besser, mehr zu wissen, bevor er abdrückte.
    ***
    Sam und Emily saßen hinter dem Haus im Garten. Riddle und Felix steckten drinnen irgendwo.
    Emily hatte ihrer Mutter nicht erzählt, was sie auf dem Computer entdeckt hatte. Sie wollte zuerst mit Sam darüber reden. Aber bevor sie das Thema auch nur anschneiden konnte, platzte es aus Sam heraus: »Mein Vater hat das Handy gefunden.«
    Emily wartete ab. War das eine gute oder eine schlechte Nachricht? Der Ausdruck in seinem Gesicht sagte: eine schlechte.
    Endlich fuhr er fort: »Er weiß nicht, dass ich beobachtet habe, wie er in meinen Sachen herumgewühlt hat, während ich unter der Dusche war. Einmal musste er es ja finden. Und jetzt wird er bestimmt irgendwas Übles anstellen.«
    Emily runzelte die Stirn. »Was Übles anstellen? Was denn?«
    Sein Vater war die Willkür in Person. Man konnte bei ihm einfach nicht genau wissen, wie er reagieren würde. Aber Sam ahnte es. »Er wird aus der Stadt verschwinden wollen. Er wird uns packen und sich mit uns auf und davon machen.«
    Emily starrte ihn an. Was redete er da…?
    »Ihr müsst umziehen, nur weil er bei dir ein Handy gefunden hat? Das kann nicht dein Ernst sein…«
    Sam zögerte. Emily starrte ihn immer noch an. Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Deshalb gab sie sich selbst die Antwort. »Das ist total krank!«
    Natürlich war es das. Krank. Total krank. Emilys Familie hatte ihm zum ersten Mal gezeigt, wie krank so etwas war. Denn bis dahin hatte er nicht gewusst, dass es in der Welt etwas gab, das nicht so krank war.
    Emily fragte weiter, versuchte zu verstehen: »Hat das was mit Religion zu tun? Gehört dein Vater zu den Leuten, die ohne Strom leben und gegen moderne Technik sind?«
    Aber Sam blieb weiter stumm. Es hatte nichts mit Gott oder moderner Technik zu tun. Es hatte nichts mit irgendeiner Philosophie oder irgendwie nachvollziehbaren Gründen zu tun. Und ganz bestimmt nicht hatte es mit irgendetwas zu tun, woran irgendjemand glaubte.
    Wie konnte er ihr begreiflich machen, dass sein Vater zu den Menschen gehörte, die nur an sich selbst glaubten, an nichts sonst.
    Wie lautete noch mal die Bezeichnung für solche Menschen?
    ***
    Drinnen saß Riddle auf einem Küchenhocker und schnitt sorgfältig bei jeder grünen Bohne die beiden Enden ab, während Debbie damit beschäftigt war, drei Esslöffel Senf in eine Schüssel mit Kartoffeln zu geben und alles zu vermischen.
    Das war jetzt ihre Arbeitsteilung. Er bereitete die Zutaten vor. Sie fügte alles zusammen. Debbie scherzte gegenüber ihrem Mann bereits, dass Riddle ihr in der Küche alle Wünsche von den Augen ablas. Er wusch und schnippelte gern Gemüse. Er rührte gern in den Töpfen und spülte alle Tiegel und Pfannen ab. Vor allem aber hielt er sich gern in der warmen, gemütlichen Küche auf, wo Essen auf dem Herd stand und Debbie mit gleichmäßiger, leiser Stimme zu ihm sprach.
    »Ich benetze die Kartoffeln ringsum mit Senf. Mit Senf und Olivenöl. Und dann schiebe ich sie in den Ofen, aber der muss richtig heiß vorgeheizt sein, und der Senf auf den Kartoffeln ergibt dann eine leckere Kruste…«
    Sie hatte das bei ihrer Arbeit in der Notaufnahme gelernt.
    Einfach nur jemanden sprechen zu hören, wenn es in der richtigen Tonlage war, konnte einen Menschen beruhigen. Teils war es

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