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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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wohnen konnten. Sie hatte überhaupt keine Ahnung, wo.
    Als sie schließlich wieder zu Hause ankamen, war Jared immer noch wach. Er hatte Angst vor Einbrechern und seinen alten Spiderman-Schlafanzug hervorgeholt, der ihm schon viel zu klein war, aber der ihm wohl immer noch ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit gab.
    Tim Bell hatte auch unbedingt etwas tun wollen und als Erstes den platten Hinterreifen an seinem Auto ausgewechselt. Dann hatte er den aufgeschlitzten Sitz mit Klebeband verarztet, damit er nicht mehr so sehr an das Opfer eines Überfalls erinnerte. Aber auch danach war Tim immer noch auf hundertachtzig.
    Obwohl es schon spät war, holte Debbie den Vanillepudding aus dem Kühlschrank, den Riddle und sie als Nachspeise vorbereitet hatten. Sie servierte ihn in roten Glasschälchen, aber keiner hatte so rechten Appetit.
    Debbie und Tim redeten auf Emily ein, sie dürfe das mit dem zurückgelassenen Handy nicht so ernst nehmen. Sam würde am nächsten Tag anrufen oder zurückkommen, um ihr alles zu erklären. Keiner spekulierte über einen Zusammenhang zwischen dem verwüsteten Auto und dem plötzlichen Verschwinden von Sam und Riddle. Aber das musste auch keiner. Sie dachten alle dasselbe.
    Als sie schließlich ins Bett gingen, erhielt Felix den Befehl, unten in seinem alten Weidenkorb zu schlafen, den sie vor die Haustür geschoben hatten.
    Und sogar Felix hatte in dieser Nacht einen unruhigen Schlaf.
    ***
    Die Jungs schwiegen, und da Clarence sowieso keine Lust gehabt hätte, ihnen zuzuhören, griff er in die Plastiktüte mit Tim Bells Krempel und schob eine CD ein. Irgendeine verrückte Negermusik. So was hörten also feine Leute? Clarence drückte auf Eject und warf die CD in hohem Bogen aus dem Fenster auf die Schnellstraße.
    Er fuhr die ganze Nacht durch und schon fünf Stunden später waren sie in einem anderen Bundesstaat. Aber er fuhr noch weiter Richtung Osten. Ihren ersten richtigen Halt würden sie in Utah machen.
    Riddle schlief bald ein, nachdem sie aufgebrochen waren, aber Sam saß mit weit aufgerissenen Augen auf dem Beifahrersitz und starrte vor sich hin.
    Seine Gefühle hatten ihn völlig übermannt.
    Sam hatte Fotos von New Orleans gesehen, nachdem der Hurricane Katrina es überflutet hatte, und genauso fühlte er sich jetzt. Es war, als ob sein Leben sich auf einmal unter Wasser abspielen würde; alles, was er besessen hatte, war zerstört worden und konnte selbst dann nicht mehr wiederhergestellt werden, wenn sich die Flut aus irgendwelchen Gründen zurückzog.
    Er warf einen Blick zu seinem Vater hinüber und überlegte, ob er das Lenkrad packen und es einfach herumreißen sollte, sodass der Lkw von der Straße abkam.
    Clarence, der ja nie einen Sicherheitsgurt trug, würde hoffentlich nach ihrem Aufprall auf das nächstbeste Hindernis durch die Windschutzscheibe geschleudert werden.
    Sam blinzelte und sah den Unfall genau vor sich. Geborstenes Glas, verbogene Metallteile, vielleicht sogar eine Explosion würden die Folge sein, wenn die vollen Benzinkanister, die Clarence unbedingt immer dabeihaben wollte, in die Luft flogen.
    Doch dann sah Sam irgendwo in dieser Szenerie Riddle vor sich. Auch er trug keinen Sicherheitsgurt. Und deshalb würde auch er durchs Vorderfenster fliegen.
    Sam wusste, dass er sich noch viel beschissener fühlen würde, gäbe es seinen kleinen Bruder nicht. Riddle hatte seinem Leben Sinn gegeben. Deshalb würde er ihn auch immer beschützen, komme, was wolle, und immer versuchen, zuerst an ihn zu denken.
    Und so behielt Sam seine Hände bei sich, fern vom Lenkrad und der Kehle seines Vaters.
    ***
    Emily weigerte sich am nächsten Tag, in die Schule zu gehen. Debbie bemerkte die verschwollenen Augen ihrer Tochter und ließ sie zu Hause bleiben. Emily verbrachte den ganzen Tag in ihrem Zimmer und wartete darauf, dass das Telefon klingelte oder es an der Tür läutete, obwohl sie wusste, dass weder das eine noch das andere der Fall sein würde.
    Am Tag danach bestand Debbie darauf, dass ihre Tochter wieder am Unterricht teilnahm. Debbie Bell kannte sich mit Traumata aus, und anders als die meisten Leute glaubten, waren Alltagsroutine und eine gewisse Strenge da durchaus hilfreich, keineswegs schädlich. Die Menschen mussten nicht so sehr getröstet werden, als einen Platz gezeigt bekommen, den sie auszufüllen hatten, eine Tür, durch die sie gehen mussten, eine Aufgabe, die von ihnen zu bewältigen war.
    Emily war überzeugt, dass Sam und Riddle in

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