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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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falls er sich an die entsprechende Passage richtig erinnerte, die sein Vater ihm auf dem Weg zu ihren Schießübungen beigebracht hatte, dann wurde dort eindeutig festgestellt: »Es ist rechtswidrig, ohne Erlaubnis des Eigentümers Privatgrund zu betreten und sich dort aufzuhalten.«
    Nichts anderes aber taten sie.
    Bobby folgte Emily durch den engen Flur. Die Geräusche waren jetzt lauter. Bobby wäre am liebsten davongerannt. Er wollte am liebsten davonrennen und schreien. Wahrscheinlich hatte er viel, viel, viel zu viele Horrorfilme angeschaut, denn er wollte davonrennen und schreien und sich verstecken.
    Aber natürlich würde er damit keine gute Figur machen.
    Deshalb blieb er dicht bei Emily.
    ***
    Sie war wütend.
    Und es war die schlimmste Art von Wut, denn sie war wütend auf sich selbst. Schon allein das Wort »Vater« hatte Sams Ausdruck verändert.
    Wie hatte sie nur glauben können, ihn gut zu kennen, wenn sie ihn eigentlich überhaupt nicht gekannt hatte?
    Als sie den Ausdruck in seinen Augen bemerkt hatte, einen Ausdruck, der Schmerz bedeuten musste, warum hatte sie da nicht nachgefragt? Er hätte ihr unbedingt mehr erzählen müssen. Von seinem Leben vorher – und jetzt.
    Sie ging auf das Geräusch zu und rief noch eindringlicher: »Sam?«
    Sie kamen an einem dreckigen Bad und einem kleinen Schlafzimmer vorbei, in dem die Matratze direkt auf dem Boden lag. Am Ende des Flurs war noch ein Zimmer. Und von dort kamen auch die Laute. Eine Art Poltern und Klopfen. Emily ging auf die verschlossene Tür zu.
    Hinter sich konnte sie Bobby Ellis atmen hören. Sie war froh, dass er da war, und gleichzeitig passte es ihr nicht, dass er das alles mitbekam. Sie wollte, dass er verschwand, und wollte gleichzeitig, dass er dablieb.
    Als sie die verschlossene Tür erreichte, legte sie die Hand fest um den Türknauf und drehte ihn. Sie glaubte, Bobby Ellis schlucken zu hören. Sie öffnete die Tür und die Laute hörten auf. Und dann sah sie die beiden Kätzchen.
    An der gegenüberliegenden Wand war ein offenes Fenster und sie sprangen immer wieder hoch, versuchten, auf das Fenstersims zu gelangen und von dort nach draußen. So wie es aussah, hatten sie das schon eine ziemlich lange Weile versucht.
    Im Zimmer waren überall Bücher auf dem Boden gestapelt, fast alles Taschenbücher. Manche sahen so aus, als hätte man sie direkt aus dem Müllcontainer gezogen, andere, als wären sie bereits jahrzehntelang auf irgendwelchen Speichern verstaubt. Wenn die Kätzchen zum Fenster hochsprangen, landeten sie danach meistens auf den Büchern, die inzwischen verstreut herumlagen.
    Emily stieg über das viele Papier und ging auf die mageren kleinen Kätzchen zu. Sie hob sie auf und drehte sich zu Bobby, der im Türrahmen stehen geblieben war. »Die wirken ja halb verhungert…«
    Bobby hatte andere Sorgen als zwei abgemagerte Kätzchen. »Emily, wir müssen hier wirklich so schnell wie möglich raus!«
    Da entdeckte sie das Skizzenbuch, das ihre Mutter Riddle eines Abends geschenkt hatte. Es steckte in der Ecke unter einer Plastiktransportbox. Emily reichte Bobby Ellis die beiden Kätzchen, nicht mehr als Haut und Knochen, und es kümmerte sie nicht, als er sagte: »Ich bin allergisch gegen Katzen.«
    Sie griff nach dem Skizzenbuch und blätterte es durch. Es war voller Zeichnungen von Riddle. Aber andere als die, die sie bisher von ihm kannte. Nicht der elektrische Schaltkreis eines Toasters war darin mit feinen Bleistiftstrichen abgebildet, sondern Riddles Lieblingsspeisen.
    ***
    Die Kätzchen saßen mit erschrocken aufgerissenen Augen in der Plastiktransportbox, die jetzt zwischen Bobby und Emily auf der Vorderbank des SUV stand. Bobby hatte die Fenster weit heruntergelassen und bemühte sich, so gut er konnte, die Tatsache zu ignorieren, dass seine Augen tränten und es ihm immer schwerer fiel, normal zu atmen.
    Emily hatte ihr Handy herausgezogen und redete mit ihrer Mutter. Auf ihrem Schoß lag das Skizzenbuch, das sie aus dem Zimmer mitgenommen hatte. Ihre Blicke wanderten von der Straße immer wieder zu den miauenden Kätzchen. Sie erzählte ihrer Mutter, dass Bobby ein Foto von dem Haus gemacht hatte und dass er das Nummernschild eines Trucks überprüft hatte und dass sie zusammen zu dem Haus gefahren waren und dort etwas gefunden hatten, das sie Riddlebuch nannte, was Bobby Ellis ein Rätsel war, aber nie würde er irgendetwas, das sie erzählte, anzweifeln.
    Denn er hatte hier nicht das Sagen, so viel war klar.
    Er

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