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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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waren sie am Ende der Straße. Ich hab dort mit dem Auto gewendet. Dann hab ich da den Mann gesehen und schnell die Fotos gemacht.«
    Emily nickte wieder. Aber dann fragte sie: »Und warum hast du die Fotos gemacht?«
    Bobby spürte, wie ihm der Schweiß aus der rechten Achselhöhle den Oberkörper hinunterlief. Wie ein schwerer Tropfen, der sich von einem Wasserhahn gelöst hat. Und jetzt spürte er es auch links. Aber seine Stimme blieb ruhig. »Irgendwie kam mir der Mann nach meinen früheren Erfahrungen bei informellen Vorfeldermittlungen…«
    Er hielt wieder kurz inne. Informelle Vorfeldermittlungen? Wo hatte er denn solche Wörter plötzlich her? Egal, klang jedenfalls gut. Er quasselte weiter. »Also, er kam mir verdächtig vor. Und wie sich dann herausgestellt hat…«
    Okay, und jetzt ließ er die Bombe platzen. Das war der Teil, bei dem die Messgeräte ruhig ausschlagen konnten. Achtung: Stalker! Es kümmerte ihn nicht.
    »Ich hab das Nummernschild auf dem Laster in der Einfahrt überprüfen lassen und es stimmte nicht mit dem Fahrzeug überein. Das Schild war geklaut.«

19
    Riddle rollte seinen Pullover zu einer Kugel zusammen, denn er wollte ihn sich wie ein Kopfkissen in den Nacken stopfen. Der Pullover roch nach ihr. Und nach ihrer Küche.
    Er hatte ihn an dem Abend angehabt, an dem er sie zum letzten Mal gesehen und die Vanille für sie abgemessen hatte, die in den Vanillepudding kam. Und dabei hatte er sich so ungeschickt angestellt, wie er nun einmal war, und ein bisschen was von dem, was auf dem Löffel lag, auf seinem Pullover verkleckert. Aber sie hatte gesagt, das wäre okay, denn Kleckern gehöre genauso zum Kochen wie das Abschmecken und Anfassen der Speisen.
    Bevor er ihre Küche betreten hatte, hatte er noch nie etwas gekocht.
    Aber jetzt vermisse ich das Kochen.
    Vorher hab ich es nicht vermisst, weil ich nicht wusste, wie es geht.
    Und sie vermiss ich auch. Die Kuchen-Frau.
    Debby Bell.
    Und ich vermisse Felix, ihren Hund. Auch wie er riecht, vermisse ich, er riecht wie ein nasser Pullover. Aber wie ein sauberer nasser Pullover. Nicht so wie die hinten im Lkw.
    Und dann vermisse ich es, mit dem Bus zu ihrem Haus zu fahren. Und die ganze Familie vermisse ich, auch wenn sie manchmal zu laut reden und zu schnell und manchmal alle zur gleichen Zeit.
    Ich vermisse…
    Jetzt alles.
    Ob mich einer von ihnen finden wird? Ich werde brav sein, wenn sie mich finden. Dann will ich versuchen, nichts mehr zu vermissen.
    Ich will versuchen, all das nicht mehr zu vermissen, was ich immer schon vermisst habe.
    Ich werde brav sein.
    Wenn ihr mich findet…
    Ihr.
    Findet.
    Mich.
    Ich bitte euch darum.
    Ich bitte euch mit meiner inneren Stimme.
    Es ist die Stimme, die nie einer hört.
    ***
    Eine Woche lang waren sie Nacht für Nacht an einem anderen Ort gewesen. Jetzt gerade hielten sie sich in Cedar City auf, einer Stadt mit siebenundzwanzigtausend Seelen. Einer von den Durchgangsorten, die sie meist fluchtartig wieder verlassen mussten.
    Cedar City war einst, in einem anderen Jahrhundert, eine Bergarbeiterstadt gewesen. Heute hatte sie die kleine Zweigstelle eines staatlichen Colleges vorzuweisen, ein jährlich stattfindendes Shakespeare-Festival sowie eine Handvoll gutgläubiger Einwohner, die ihre Sachen nachts auf dem Rasen in ihren Gärten liegen ließen.
    Das Problem war nur, dass es zwar leicht war, hier etwas zu stehlen, aber ausgeschlossen, die Sachen wieder an den Mann zu bringen. So hätte Clarence schon am ersten Tag ein ganzes Lager mit Mountainbikes füllen können. Aber was hätte ihm das gebracht? Wenn er versucht hätte, sie hier zu verkaufen, dann hätte er schon nach wenigen Stunden die Bullen auf dem Hals gehabt.
    Eine Stadt wie Cedar City verlangte Konzentration auf das Wesentliche.
    An der Zufahrtstraße aus Richtung Westen lag ein heruntergekommenes Hotel, in dem Clarence ein Zweibettzimmer mietete. Die Jungen konnten zusammen in einem Bett schlafen oder einer von ihnen auf der schimmelnden Couch. Ihm war es egal. Er hatte es satt, im Lkw zu übernachten.
    Aber jetzt galten neue Regeln.
    Die Jungen durften das Zimmer tagsüber nicht mehr verlassen. Er wollte nicht, dass sie herumstromerten und Leute kennenlernten. Und selbstverständlich gab es jetzt auch Telefonverbot.
    Allerdings musste Clarence das nicht einmal zum Tabu erklären, da Absteigen wie das Liberty Motel sowieso keine Telefone mehr auf den Zimmern hatten.
    Alle Welt telefonierte jetzt mit Handys und auf Zimmer 7 war nur

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