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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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Computersystem der Polizei hochgeladen. Und für das Auto und das Kennzeichen hatte Sanderson eine Suchmeldung herausgegeben.
    ***
    Sie wohnten schon zehn Tage im Liberty Motel, als Mrs Dairy, die alte Dame, die die Handtücher wechselte und die Papierkörbe leerte, plötzlich darauf bestand, in ihrem Zimmer zu saugen. Sie behauptete, in diesem Staat sei das Gesetz.
    Sam, der noch ganz verschlafen war, fragte sich, ob sein Vater nach allem, was er auf dem Kerbholz hatte, schlussendlich dafür verhaftet werden würde, dass er einer Frau, die älter als hundert Jahre zu sein schien, verwehrte, den Teppich in ihrem verdreckten Hotelzimmer zu saugen.
    Doch anstatt sich herumzustreiten, sagte Clarence den Jungen, sie sollten jetzt aufstehen. Und so verließen sie alle nacheinander den Raum, setzten sich in den Lkw und warteten, während die Alte ihren roten, 1972 erstandenen Bürstenstaubsauger durchs Zimmer schob.
    Hätten Außenstehende über Mrs Dairys Leben urteilen sollen, hätten sie wahrscheinlich gesagt, es habe nur aus Sorgen und Enttäuschungen bestanden. Aber sie selbst lehnte ab, es so zu betrachten.
    Es stimmte schon, ihr Ehemann hatte sie nach nur wenigen Jahren mit einem kranken Kind und einem Stapel unbezahlter Rechnungen sitzen lassen. Aber irgendwie hatte sie es geschafft, über die Runden zu kommen. Dann war auch noch ihr kleiner Eddie im Alter von acht Jahren in einem leeren Kühlschrank erstickt. Jemand hatte ihn in der Gasse hinterm Haus stehen lassen und Eddie war hineingeklettert. Heutzutage wurde ja ständig vor so etwas gewarnt. Aber vielleicht war es sogar ein Segen gewesen, denn Eddie war mit einem Herzproblem auf die Welt gekommen, das die Ärzte nicht heilen konnten.
    Mrs Dairy legte sich das gerne so zurecht.
    Deshalb ging sie auch sonntags in die St.-Jude’s-Kirche. Dort befasste man sich mit den guten Seiten des Menschen und mit dem Leben im Jenseits und darauf freute sich Mrs Dairy schon. Außerdem lag die Kirche in einem besseren Viertel der Stadt und nach dem Gottesdienst wurde der Kaffee dort mit Sahne und Milch serviert und nicht mit Milchpulver. Schließlich hieß sie Mrs Dairy – was immerhin Molkerei bedeutete – und war nicht gewillt, irgendein weißes Pulver in ihre Heißgetränke zu streuen.
    Sie war jetzt vierundachtzigeinhalb, ein Alter, in dem die meisten Leute längst in Rente waren. Trotzdem war sie froh, noch im Liberty Motel arbeiten zu dürfen. Nur dass ihre Augen nicht mehr so gut mitmachten und der Staubsauger täglich öfter gegen die Ecken und Kanten des Mobiliars fuhr.
    Und an diesem Morgen – während Clarence und die beiden Jungen im Lkw versuchten, noch mal einzuschlafen – fuhr Mrs Dairy mit dem Staubsauger direkt in die Lampe hinein, die in der Ecke auf dem Boden stand. Sie kippte um und schlug auf dem Nachttisch auf. Jetzt war der Teppich mit billigem weißem Milchglas übersät und Mrs Dairy ging auf die Knie, um wenigsten die größeren Scherben einzusammeln.
    Und so entdeckte sie plötzlich die grüne Samtschatulle unterm Bett. Sie war mit Klebeband an der Unterseite des Rahmens befestigt.
    Was zum Teufel war denn das?
    Kein Zweifel, dort war mit dickem Klebeband ein kleines Behältnis angebracht, und das ging keinesfalls mit rechten Dingen zu. War es möglich, dass sich in der Schatulle Sprengstoff befand? Und da draußen irgendwo Terroristen herumliefen, die das Liberty Motel in die Luft sprengen wollten? Wegen seines Namens vielleicht?
    Doch das bezweifelte sie.
    Mrs Dairy war eine gottesfürchtige Frau, aber auch Realistin. Also versuchte sie, wieder auf die Beine zu kommen, was einiger Anstrengung bedurfte, ging hinüber zur Tür, sperrte sie ab und schob die verrostete Sicherheitskette vor. Dann kehrte sie zum Bett zurück, entfernte das Klebeband von der Schatulle und zog sie unter dem Bett hervor. Sie öffnete sie und vor ihr lag Gertrude Wetterlings Schmuck.
    Ganz unverkennbar.
    Mrs Dairy kannte Gertrude, weil sie auch immer den Gottestdienst in St. Jude’s in der Ratsch Street besuchte, und sie wusste, dass ihr Vater der einzige Juwelier der Stadt gewesen war. Gertrude besaß die Diamantbrosche aus dem Familienschmuck, zwei Ringe, eine Perlenkette und einen kleinen Platinchristbaum, um den Mrs Dairy sie heimlich beneidete, weil er mit feinen, glitzernden Edelsteinen verziert war.
    Gertrude trug ihn im Dezember, präzise wie ein Uhrwerk, an jedem Sonntagmorgen in der Kirche.
    Hatte nicht erst vor drei Tagen ein Einbruch bei Mrs Wetterling die

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