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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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ausstreckte, umbringen würde, wenn ihm nicht schleunigst einer half.
    Da fiel ihm ein, dass er noch ein gestohlenes Handy von irgendeiner Frau im Heck des Lasters liegen hatte. Er würde hier oben keine Verbindung haben, aber hatte er nicht mal gehört, dass Telefone Signale aussenden konnten? Und würde so ein Signal nicht jemanden darüber verständigen, dass er in einer Notlage war?
    Und würden die Behörden – die Leute also, die er von ganzem Herzen, aus tiefster Seele und mit seinem ganzen Wesen hasste – dann nicht jemand schicken müssen, um das zu überprüfen?
    Gab es da nicht irgendein Gesetz?
    Und so kroch Clarence unter quälenden Schmerzen Zentimeter für Zentimeter über den verklebten Sitz nach hinten in den Wagen. Er kämpfte sich durch Schachteln mit gestohlenem Schmuck, Kreditkartenabrechnungen, die er aus Briefkästen zu Zwecken des Identitätsbetrugs entwendet hatte, alte Baseballkarten und die Halbedelsteinsammlung irgendwelcher Leute und fand schließlich das Handy.
    Clarence nahm es in seine zitternde Hand. Was für ein Triumph!
    Aber als er 911 wählte, geschah überhaupt nichts. Der Akku war schon lange leer.
    Und dann zerbrach etwas in seiner ohnehin schon gebrochenen Seele und er begann zu heulen.
    Das alles war so ungerecht.
    Das alles.
    War so…
    Ungerecht.
    ***
    Jim Lofgren war Extremradfahrer.
    Er fuhr gewohnheitsmäßig über hundert Meilen an einem Tag. So richtig gepackt hatte es ihn zum ersten Mal nach dem College. Da hatte er nämlich beschlossen, die tägliche Fahrt von seiner Wohnung zu seinem Arbeitsplatz in Berkeley mit dem Fahrrad zurückzulegen, und hatte sich ein Zehngangrad gekauft. Das Zehngangfahrrad wurde dann von einem besseren Rad abgelöst, das schließlich zu einem Rennrad wurde, und von da an trat er quasi nur noch in die Pedale.
    Je öfter Jim fuhr, umso größer mussten die Herausforderungen sein, denen er sich stellte. Er war bei einer Außentemperatur von sechsundvierzig Grad sechs Stunden lang gefahren. Er war bei Regen und selbst im Schnee über Wüstenboden und auf steile Gipfel geradelt.
    Einer der Gründe, weshalb er nicht mehr länger in einer Stadt in Kalifornien leben wollte und nach Utah umzog, war, dass er hier leichter Zugang zu wirklich anspruchsvollen Touren hatte.
    Und an diesem Tag lud Jim sein sechstausend Dollar schweres Carbonbike auf das Dach seines Hybridautos und machte sich auf den Weg in den Manti-La-Sal-Nationalpark.
    Es war Spätfrühling und die meisten Straßen, die zu den Berggipfeln hinaufführten, waren noch geschlossen. Aber Jim war ein routinierter Radler und Routiniers wussten, dass der Satz »Für Publikumsverkehr gesperrt« nicht bedeutete, dass die Straße für sie ebenfalls geschlossen war.
    Jim bog von der Schnellstraße auf die Privatstraße ab. Im Hintergrund tauchte schon der Mount Peale auf. Jim kannte die Stelle, an der die Straße breiter wurde und er sein Auto für heute unauffällig abstellen konnte.
    Als sein Helm festgezurrt und die Füße im Pedal eingerastet waren, sprenkelten zarte, bauschige Wolken den Himmel. Die Baumspitzen wiegten sich in einer leichten Brise.
    Es war genau der richtige Tag, um mit dem Mountainbike auf einen Berg zu fahren.
    ***
    Riddle und Sam lebten nun schon fast eine ganze Woche am Fluss.
    Und beinahe in jedem Moment, den Riddle wach verbrachte, erfand er neue Überlebensstrategien.
    Er fing Fische, nahm sie mithilfe des Kugelschreibers aus und briet sie über dem Feuer. Ein Feuer, das er mit Sams Unterstützung Tag und Nacht am Brennen halten musste.
    Innerhalb dieser einen Woche hatten sie vier Frösche verputzt. Dutzende und Aberdutzende von Rohrkolben. Gegrillte Heuschrecken. Und auch wenn sie all die Namen nicht kannten, hatten sie Farnspitzen, die Blüten von Fairy Bells, Myrrhenkerbel, wilden Ingwer und Bärenschote gegessen.
    Riddle hatte Pflanzenknollen an den weicheren Bodenpartien des Flussufers ausgegraben und sie in die Asche des Feuers gelegt. Genauso wie Debbie Bell das mit ihren Kartoffeln und der Grillkohle getan hatte.
    Riddle brachte alles, was er auftrieb, erst einmal zu Sam, der nicht erlaubte, dass sie die wilden Austernpilze aßen, die wie übereinandergeschichtete weiche Babyohren aussahen.
    Sam sortierte auch die Spitz- und Speisemorchel und den getarnten Steinpilz aus, den Riddle in einer abgestorbenen Pappel entdeckt hatte.
    Sam sagte, es sei besser, auf Nummer sicher zu gehen. Er wusste ja nicht, das Riddle den Steinpilz ohnehin bereits halb aufgegessen

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