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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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hören.
    Clarence fixierte ihn noch immer. »Und noch was… was immer die mir vorwerfen – ich hab es nicht getan. Schreib das auf, du Hosenscheißer. Dass ich es nicht getan hab.«
    Und Howie folgte ihm und nahm gehorsam einen Kugelschreiber aus der Tasche.
    ***
    Im Bericht, der vom Büro des Sheriffs eintraf, war in der Rubrik Todesursache eingetragen: »Wahrscheinlich durch Ertrinken«. In zwei Bezirken entlang des Flusses war Alarm ausgegeben worden und fast überall in Utah wurde in den Fernsehnachrichten gemeldet, dass zwei Brüder beinahe zwei Wochen lang allein in den Wäldern überlebt hatten, danach aber wahrscheinlich im Fluss ertrunken waren.
    Die Leichen waren bisher noch nicht aufgetaucht.
    Detective Sanderson nahm den Anruf des Sheriffs aus Cedar City entgegen und schrieb dann eine E-Mail, aber er schickte sie nicht ab. Er beschloss, auf dem Heimweg selbst bei den Bells vorbeizuschauen und es ihnen zu sagen. Er mochte Tim Bell und er wusste, dass es für die Familie eine schlimme Nachricht war. Aber aus Erfahrung wusste er auch, dass der Abschluss einer schlimmen Geschichte immer auch den Beginn eines Heilungsprozesses bedeutete.
    Detective Sanderson warf noch einmal einen Blick in die Akte. Über einen Monat war es nun her, dass die beiden Jungen verschwunden waren. Eigentlich überraschend, dass der Fall schon nach so kurzer Zeit abgeschlossen werden konnte. Oft blieben solche Vermisstenmeldungen völlig ohne Ergebnis. Aber ihm wäre es trotzdem lieber gewesen, wenn man die Leichen noch gefunden hätte.
    Detective Sanderson kam nicht herein. Er teilte Tim Bell alles an der Haustür mit. Die offizielle Suche war nun beendet. Taucher hatten den Fluss abgesucht und auch die gesamte Umgebung der Stelle, wo die beiden Jungen ihr Lager aufgeschlagen hatten, war durchforstet worden, ohne Ergebnis.
    Aber an dem Ausgang gab es keinen Zweifel. Die Spuren der Jungen hatten in den Fluss geführt. Die Wassertemperatur betrug dort um die acht bis zehn Grad, was innerhalb von kürzester Zeit zu schwerer Unterkühlung führte.
    Das überlebte man nicht.

31
    So hätten Sam und Riddle es sich nie und nimmer vorgestellt.
    Da sie zur Fortbewegung nichts anderes als die Äste hatten, verloren sie im Handumdrehen die Kontrolle. Das Boot befand sich vollständig in der Gewalt des Flusses, seine Strömungen und Untiefen verwandelten das rote Kunststoffkajak in ein Spielzeug.
    Ständig drehte es sich und wirbelte im Kreis, sodass mitunter Riddle vorne war, bemüht darum, die schweren Äste festzuhalten; dann wieder gab es einen Stoß und jetzt war Sam im Bug derjenige, der auf die Stromschnellen zutrieb.
    Und es dauerte auch nicht lange, bis beide Äste in den strudelnden Fluss hineingezogen wurden und ab da waren sie dem Wasser vollends ausgeliefert. Für Sam mit seiner verletzten Schulter war es die reine Hölle.
    Jede einzelne Bewegung zog neue stechende Schmerzen nach sich. Aber nach einer Stunde Fahrt, die dem Ritt auf einem buckelnden Pferd mit einer Kettensäge zwischen den Rippen nicht ganz unähnlich war, schien irgendetwas in seinem Körper nachzugeben.
    Das eiskalte Wasser, die ständige Bewegung und
Riddles lautes Kreischen hatten eine Art physischen Schockzustand bei ihm hervorgerufen.
    Als bald schon eine Stromschnelle auf die nächste folgte, verhielt sich Riddle wie ein Hund, auf den man einprügelt, obwohl er angekettet ist. Weder konnte er entkommen noch sich still verhalten.
    Er saß in einer Achterbahn, gleichzeitig aber auch in einem eisig kalten Wasserrad und wimmerte und schrie. Sam biss die Zähne zusammen, obwohl er bei der leisesten Bewegung vor Schmerz zusammenzuckte. Er wusste, dass er jeden Augenblick in Ohnmacht fallen und über Bord gehen würde, und hoffte nur, dass er so schnell und schmerzlos wie nur möglich für immer untergehen durfte. Riddle rang laut hörbar nach Luft.
    Und dann, nach dreieinhalb Stunden, die sie wie ein trudelnder Korken in der Waschmaschine flussabwärts gefahren waren, veränderte sich die Umgebung, der Wasserlauf verengte sich und die Strömung wurde unerwartet langsamer.
    Es war wie ein Wunder. Sie waren nicht gekentert.
    Plötzlich befanden sie sich in einer wesentlich niedrigeren Höhenlage. Auf beiden Seiten der Strömung waren jetzt glattere Felsformationen zu sehen. Hohe rostfarbene Steinwände säumten den Fluss, der mit einem Mal träge und langsam dahinfloss. Die Sonne schien, und da die ebenen Oberflächen ihr Licht reflektierten, trocknete die

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