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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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seinem T-Shirt gesammelt hatte. So trieb er wie ein hüpfender Bleistiftstummel, die Füße vorneweg und auf dem Rücken liegend, den Fluss hinunter. Sein Körper war schon starr vor Kälte, vor seelischer Erschütterung und weil er kaum noch Luft bekam. Und unerbittlich ging es weiter.
    Doch dann geriet er plötzlich in einen Wasserstrudel, der ihn abrupt im Kreise tanzen ließ. Die Hose schlang sich eng um seinen Körper, verhedderte sich mit den Beinen und drückte ihm das Blut in seinen immer steifer werdenden Gliedern ab.
    Die einzige Bewegung, zu der er sich noch in der Lage fühlte, war, den Knopf an seinem Hosenbund zu öffnen. Die Hose wurde ihm, zusammen mit den Schuhen, sofort vom Körper weggerissen, was ihn in einen schrägen Winkel manövrierte. Er trieb tatsächlich auf das Ufer zu und es gelang ihm wunderbarerweise, sich in der sandigen Uferböschung festzukrallen und aus dem eisigen Wasser herauszuziehen.
    Nur zwei Minuten, hundertzwanzig Sekunden später und Riddle wäre tot gewesen. Sein Puls hatte sich bereits verlangsamt. Seine Körpertemperatur war rapide gesunken und immer wieder war er unter die Wasseroberfläche getaucht. Zwei Minuten länger und er wäre erledigt gewesen. Aber er war dem Fluss entkommen, bevor der ihm das Wasser abgraben konnte. Oder bevor er erfroren wäre.
    In Unterwäsche, Hemd und Socken schleppte er sich auf die Steine am Ufer, steckte den Kopf zwischen die Knie und spuckte eimerweise braunes Flusswasser aus.
    Die Welt drehte sich.
    Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, bis er wieder in der Lage war, den Kopf zu heben und auf den Fluss zu schauen.
    Wo ist Sam?
    Mein Sam.
    Sam.
    Wo ist mein Bruder?
    Immer wenn sich das Wasser an der Oberfläche kräuselte, hoffte er, dass Sam auftauchen, dass er gleich hochschießen würde aus der schäumenden Brühe, die da vor seinen Augen floss.
    Aber Sam tauchte nicht auf.
    Fröstelnd saß Riddle da und wartete und wartete. Er klapperte mit den Zähnen und seine Beine zitterten. Es war eindeutig. Sam war tot.
    Um ein Haar hätte Riddle sich wieder in den Fluss gestürzt, um seinem Bruder nah zu sein in dieser schwarzen Kälte, dem Reich des Wasserhenkers. Aber er konnte nicht.
    Nicht dass er Angst davor gehabt hätte zu sterben, aber der Überlebenstrieb des Menschen ist stark.
    Und der von Riddle war es ganz besonders.

32
    Emily erinnerte sich daran, dass Sam ihr einmal erzählt hatte, er habe sich in Mexiko selbst das Schwimmen beigebracht.
    Sogar als man ihr erklärte, in einem so kalten Wasser wie dem des Flusses im Manti-La-Sal-Nationalpark könne keiner lange überleben, glaubte sie das nicht. Bei Sams Verschwinden war es April gewesen, in einer Woche war es Juni und mit dem jüngsten Bericht aus dem Büro des Sheriffs von Utah galt der Fall als abgeschlossen.
    Zumindest sagten das alle.
    Aber sie wollte nicht, dass der Fall als abgeschlossen galt. Sie glaubte nicht an ein Ende. Sie akzeptierte ein Ende nicht.
    Die Polizei hatte die persönlichen Habseligkeiten der Jungen aus dem Laster und dem Zimmer im Liberty Motel in Verwahrung genommen und Emily wollte gerne etwas, das Sam und Riddle gehört hatte. Aber weil sie keine Verwandte der Jungen war, hatte sie kein Anrecht darauf.
    Detective Sanderson nahm dennoch in dieser Angelegenheit Kontakt mit dem Büro des Sheriffs von Cedar City auf, um zu sehen, ob sich da vielleicht auf dem kleinen Dienstweg etwas machen ließ.
    Clarence war nach einiger Zeit vom Krankenhaus in eine Rehaklinik verlegt worden, wo er zunächst einmal lernen sollte, mit seiner Beinprothese zurechtzukommen, bevor er dann im Untersuchungsgefängnis auf seinen Prozess wartete. Durch seinen Anwalt Howie P. McKinnon hatte man ihn gefragt, ob Emily eines von Riddles Telefonbüchern und das rote T-Shirt von Sam haben könne.
    Clarence hatte darauf mit Nein geantwortet.
    Genauer gesagt mit: »Verdammte Scheiße, nein.«
    Und dann hatte Clarence durch seinen Anwalt ausrichten lassen, er wolle, dass der ganze überflüssige Kram seiner Kinder weggeworfen werde. Was jedoch nicht erfolgte. Stattdessen wurde alles verpackt und versiegelt, um als mögliche Beweismittel im Prozess gegen ihn verwendet zu werden.
    Während Clarence sich in der Rehaklinik befand, kam fast alles über Clarence Border und seine beiden Söhne Sam und Rudolph Border ans Tageslicht. Die Entführung der Jungen zehn Jahre vorher aus Montana war jetzt aktenkundig. Sanderson war auf die beiden gestoßen, nachdem er mühsam die Akten Hunderter

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