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SAM

SAM

Titel: SAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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mir wird nur allzu bewusst, dass ich im Nachthemd vor ihm stehe. Können seine leuchtenden Augen etwa durch mein Nachthemd hindurch sehen?
    „Nein, leider nicht!“, antwortet er prompt und grinst mich frech an. Luca ist wahnsinnig attraktiv und er weiß genau, wie er auf Frauen wirkt. Irgendetwas tut er mit meinem Kopf, denn ich gehe ein paar Schritte auf ihn zu und mir ist irgendwie ganz disselig im Kopf. Wir stehen uns gegenüber, nah, zu nah! Er streckt eine Hand aus und berührt meine Wange. Seine Finger streichen sacht über meine Haut. Warum tue ich nichts dagegen? Warum lasse ich es geschehen und sage nichts?
    „Warum sind wir uns nicht zuerst begegnet, Samantha? Ich hätte dich beschützt und niemand hätte dir etwas antun können“, flüstert er. Ich weiß nicht, wie lange wir uns so gegenüberstehen und er nichts weiter tut, als meine Wange zu streicheln und mir tief in die Augen zu sehen. Zu lange! Dann gibt er mich frei. Plötzlich! Wie aus dem Nichts spüre ich, wie ich wieder Herrin meiner Sinne und meines Körpers bin. In meinem Kopf fühlt es sich taub an, so als wäre mein Gehirn kurzfristig eingeschlafen. Er steht immer noch vor mir und sieht mich intensiv an.
    „Das solltest du nie wieder tun!“, zische ich ihm entgegen und renne dann mit einem leeren Glas aus der Küche hinaus, in mein Zimmer. Mein Herz klopft heftig gegen meine Brust und ich drehe den Schlüssel in meiner Zimmertür zweimal herum, um mich zu vergewissern, dass sie auch fest verschlossen ist. Das leere Glas stelle ich auf den Nachttisch und setze mich auf das Bett, um erst mal wieder zu Atem zu kommen. Was hat er eben mit mir gemacht? Hat er mich manipuliert? Hat er mich tatsächlich Dinge tun lassen, die ich bei normalem Verstand nicht getan hätte? Niemals wäre ich in dieser Situation auf ihn zugegangen und doch habe ich es getan. Und ich habe mich auch nicht gegen seine Berührung gewehrt. Dieses disselige Gefühl in meinem Kopf? Kam das daher, dass er mich tun ließ, was er wollte? Wie schrecklich es war, ihm hilflos ausgeliefert zu sein. Ein Glück hat er von mir abgelassen, wer weiß wozu er noch fähig gewesen wäre? Ich dachte, er wäre mein Freund, ich glaubte ihm vertrauen zu können. Warum nur hat er das getan?
    In dieser Nacht schlafe ich sehr unruhig und werde immer wieder wach, sehe auf die Uhr und wünschte, die Nacht wäre bald vorbei. Erst gegen Morgen schlafe ich endlich fest ein und werde Mittags durch ein Klopfen an meiner Tür geweckt.
    „Samantha? Alles in Ordnung? Ich bin’s Francesca!“ Ich richte mich verschlafen auf.
    „Ja, ich bin okay!“, rufe ich zurück.
    „Wenn du fertig bist, können wir bitte miteinander reden?“
    „Ja! Ja, gib mir zwanzig Minuten und ich bin unten.“ Ich lehne mich in die Kissen zurück. Was für eine Nacht. Ich wünschte, ich könnte einfach weiter schlafen, aber ein Unterton in Francescas Stimme lässt mich vermuten, dass es etwas Wichtiges ist, worüber sie mit mir reden will. Also steige ich aus dem Bett und gehe unter die Dusche. Als ich mich beim Zähneputzen im Spiegel betrachte, fällt mir auf, dass nur noch sehr wenig von den blauen Flecken, die inzwischen eher hellgrün und gelb sind, zu sehen ist. Meine Lippe ist abgeheilt und unter meinen Augen sind auch nicht mehr diese dunklen Schatten zu sehen. Außerdem habe ich durch mein Faulenzen auf der Liege gestern, ein wenig Farbe bekommen. Auch mein verstauchter Knöchel und meine Schulter fühlen sich deutlich besser an. Als ich mich anziehe, fällt mir wieder die nächtliche Begegnung mit Luca ein und unwillkürlich fröstelt es mich. Als ich mich auf den Weg nach unten mache, hoffe ich inständig ihm nicht zu begegnen. Francesca sitzt auf der Terrasse, unter einem Sonnensegel, obwohl der Himmel heute bedeckt ist. Sie blättert in einer Zeitschrift, die sie aber sofort zur Seite legt, als sie mich kommen sieht. Sie lächelt mich an und deutet mir mich zu ihr zu setzen. Sogleich kommt auch schon Magdalena und bringt mir Frühstück, mittags um zwölf.
    „Ich will nicht lange um den heißen Brei reden: Luca hat mir von gestern erzählt“, beginnt sie das Gespräch. Ich nehme mir eines von den süßen Brötchen und knabbere lustlos daran herum.
    „Es tut ihm furchtbar leid und er entschuldigt sich für sein Verhalten“, sagt sie ernst. Warum nur nehme ich ihr das nicht wirklich ab?
    „Wo ist Luca jetzt?“, frage ich zwischen zwei Bissen von dem Brötchen.
    „Er ruht. Er war heute Nacht lange auf der

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