SAM
nur langsam wirklich erfasst. So wie er dir die Zeit gibt, die du brauchst, um dich in unserer Welt zurecht zu finden, so musst du ihm auch diese Zeit eingestehen, um dich und deine Denkweise zu verstehen. Ihr gehört so sehr zueinander. Euch umgibt eine Aura, wenn ihr zusammen seid, die ich noch nie bei einem anderen Paar so wahrgenommen habe. Sam, glaube an eure Liebe und du wirst sehen, Alex wird alles tun, um dich glücklich zu machen.“
Pünktlich zum Essen erscheint Luca. Er setzt sich sogleich zu uns an den Esstisch und beginnt zu berichten.
„Wir haben einiges herausgefunden. Die Schriftrollen existieren wohl noch und befinden sich hier in Italien. Wir haben mit einigen Leuten gesprochen und Informationen gesammelt. Alex ist dabei, diese Informationen zu prüfen und wird dann zunächst hierher zurückkommen, um dann wahrscheinlich bald erneut aufzubrechen und in Venedig einen alten Priester aufzusuchen.“ Er steht auf und geht zum Kühlschrank, um sich ein Bier zu nehmen. Ich habe meine Spaghetti bereits vollständig vertilgt, als er sich wieder zu uns setzt.
„Wie geht es Alex?“, kann ich mich nicht zurückhalten.
„Gut. So weit“, ist alles, was ich Luca entlocken kann. Francesca fragt ihn nach ein paar Bekannten aus und ich erfahre, dass Luca und Alex bei Freunden von Francesca und Luca übernachtet haben, Roberto und Daniela Carsaniga. Die beiden sind offensichtlich auch Vampire, das schließe ich jedenfalls aus der Unterhaltung zwischen meinen beiden Gastgebern. Meine Gedanken sind jedoch ganz wo anders. Warum vermeidet Alexander es, mich anzurufen oder mir durch Luca etwas auszurichten? Traurigkeit erfüllt mich. Aber ich habe es doch selbst so gewollt, schimpfe ich mich.
„Sam?“
„Oh, entschuldige bitte, ich war eben etwas abwesend.“
„Möchtest du noch Wein?“, fragt mich Luca und sieht mich mit seinen grünen Augen aufmerksam an. Ich schüttle den Kopf. „Nein, danke!“, entgegne ich. Nach dem Essen machen wir es uns im Wohnzimmer gemütlich und plaudern über Rom, wie gerne ich diese Stadt einmal kennenlernen würde und über England und Lucas und mein erstes Kennenlernen. Francesca berichtet über unseren Ausflug zu den Stallungen und so vergeht die Zeit bis ich mich erhebe und in mein Zimmer zurückziehe. Als ich auf meinen Nachttisch sehe, fällt mir sofort mein Handy auf, das leuchtet und somit anzeigt, dass ich eine Nachricht erhalten habe. Schnell klettere ich über das Bett und greife danach. Ein Anruf in Abwesenheit: Alex! Sofort versuche ich ihn zurückzurufen. Leider kann ich ihn nicht erreichen. Ich will auch nicht auf seine Mailbox sprechen, also lege ich nach mehreren erfolglosen Versuchen das Handy enttäuscht zur Seite.
Ich entspanne mich bei einem ausgiebigen Bad und lasse den Tag noch einmal Revue passieren. Vieles, was ich heute erfahren habe, lässt mich positiv in die Zukunft schauen. Dennoch sind da immer noch die Erinnerungen an die andere Seite des Vampir-Lebens. An die Vampire, die nicht diese neue Art der Co-Existenz unterstützen und uns daher nach dem Leben trachten. Die Vampire, die unter allen Umständen unseren Kopf wollen, uns, denen Hochverrat an der Rasse vorgeworfen wird. Immer noch denke ich darüber nach, wie kaltblütig Alexander diese anderen Vampire regelrecht abgeschlachtet hat. Wie kann ich meinen Seelenfrieden finden, wenn ich immer wieder diese grausamen Szenen vor mir sehe? Nach dem Bad ziehe ich mein Nachthemd an und gehe noch einmal hinunter in die Küche, um mir etwas zu trinken zu holen. Als ich unten angekommen bin, bemerke ich, wie still alles ist. Ich gehe barfuß zur Spüle und nehme mir ein Glas. Ich drehe mich um, um mir aus dem Kühlschrank den Orangensaft zu holen und erschrecke mich ganz furchtbar, als Luca plötzlich vor mir steht und mich mit seinen grünen Augen ansieht. Seine Augen leuchten regelrecht in der Dunkelheit.
„Ich wollte mir nur etwas zu trinken nehmen…“, stammle ich vor mich hin und bemerke, wie sein Blick über mein Gesicht zu meinem Hals gleitet und dort verweilt.
„Ich würde dich niemals allein lassen, Samantha!“, sagt er leise und seine Stimme klingt eine Spur bedrohlich. Es verwirrt mich, wie er vor mir steht und mich betrachtet. Daher ist mir auch nicht sofort klar, worauf er hinaus will, was er meint. Doch dann verstehe ich: Er spielt auf Alexander an.
„Ich wollte, dass er mich alleine lässt“, erkläre ich ihm ebenso leise. Sein Blick gleitet weiter über meinen Körper und
Weitere Kostenlose Bücher