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SAM

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Titel: SAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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sollte.
    „Lass uns gehen“, unterbricht er die Situation und geht einige Schritte zurück. Ich sehe ihn an, betrachte ihn, seine große Gestalt, die so viel Kraft und Stärke ausstrahlt. Sein wunderbares Gesicht, seine warmen, braunen Augen, die schmale Nase und den sinnliche Mund. Nichts von dem, was ich in diesem Augenblick sehe, erinnert an den Vampir, der ohne mit der Wimper zu zucken anderen Vampiren den Kopf abschlug. Gar nichts! Ich senke den Blick und nehme meine Handtasche vom Bett. Dann blicke ich ihn wieder an und lächle. Er schenkt mir ebenfalls ein scheues Lächeln und wir verlassen unsere Suite.
    Venedig im November ist fast menschenleer. Keine Touristenschwärme sind auf der Piazza San Marco versammelt, es ist ruhig und nur die wenigen Menschen, die hier in der Lagunenstadt wohnen, kreuzen geschäftig unseren Weg. Alexander hält die ganze Zeit meine Hand und erklärt mir die vielen verschiedenen Stilarten der Architektur, die hier zu sehen sind. Ich bestaune die prachtvolle Markuskirche, die im byzantinischen Stil erbaut wurde. Ich betrachte voller Ehrfurcht die Bögen, Rundbögen und Hufeisenbögen und Alex wird nicht müde mir zu erklären, dass durch diese Art der Architektur der imposante und prunkvolle Reichtum des Orients dargestellt wird. Ich bin sprachlos von der Schönheit allein schon der Fassade der Basilika mit den Arkaden, Spitzen, Säulenhallen und Türmchen. Wir gehen am Glockenturm, dem Campanile vorbei und Alex erzählt mir alles über die Größe des Turms und die Bauweise und wann und wie oft er bereits restauriert wurde. Vor dem Dogenpalast klärt er mich über die gotische Baukunst auf, deren Merkmale und geschichtliche, sowie  gesellschaftliche Hintergründe. Er zeigt mir die typischen Elemente der Bauweise, das Kreuzgrad, den Spitzbogen, Strebenpfeiler und Bündelpfeiler. Ich höre ihm aufmerksam zu und bin mehr als beeindruckt über sein Wissen und die ruhige Art wie er mir alles zeigt und erklärt, niemals müde meine vielen Fragen zu beantworten. Immer wieder bleiben wir stehen und lassen diesen wunderbaren Platz auf uns wirken. Fasziniert höre ich Alexanders Ausführungen zu, über die früheren Herrscher Venedigs, die Bedeutung der Stadt und deren Geschichte. Als es langsam anfängt zu dämmern und die ersten Scheinwerfer die Gebäude in ein wunderbar romantisches Licht tauchen, ist mir klar: In diese Stadt muss man sich einfach verlieben. Am südlichen Ende des Canale Grande stehend, schauen wir hinüber auf eine wunderschöne, schneeweiße Marmor-Basilika mit smaragdgrünen Kuppeln.
    „La Salute! Komm!“, erläutert mir Alexander und läuft schnell mit mir zu einem Steg, an dem gerade ein Schiff, dass zu den öffentlichen Verkehrsmitteln gehört, angelegt hat und wir gehen an Bord. Er erklärt mir, dass das Schiff hinüberfährt zur Basilika. Kaum auf dem Schiff, legt es auch schon ab und in nicht einmal zwei Minuten gehen wir wieder an Land. Die Treppe zur Basilika führt direkt vom Anlegersteg hinauf zum Portal der Kathedrale. Während wir langsam die Stufen zur Basilika hinauf steigen, werde ich von Alex über die Architektur des Barock aufgeklärt. Als wir dann oben angekommen sind, schaue ich voller Ehrfurcht auf dieses Portal mit seinen wunderbaren Verzierungen. Alex hält noch immer meine Hand und ich spüre, wie sein Daumen immer wieder zärtlich über meine Haut streichen. Leider ist die Basilika nicht geöffnet, zu gerne hätte ich einen Blick hinein geworfen. Wir wenden uns gerade einem der Seitenschiffe zu, als Alex mich auf etwas anderes aufmerksam macht:  Als wir uns umdrehen, eröffnet sich mir ein fantastischer Blick auf die Lagune und die beleuchteten Fassaden der Gebäude am Markusplatz. Alex, der hinter mir steht, legt seine Arme um mich und flüstert: „Venedig war nie schöner als heute mit dir!“
    Wir genießen die Ruhe, den fantastischen Blick und diesen einzigartigen Moment. Ich fühle seinen warmen Körper durch unsere Jacken hindurch und lehne mich an ihn. Seine Arme schließen sich noch etwas enger um mich, als wolle er mich nie wieder verlieren, als hielte er mich für immer. Mein Herz schlägt schneller und ich versuche die Gefühle, die mich durchströmen zu erfassen. Meine Liebe zu ihm ist ungebrochen. Nach allem was war und was er mir angetan hat, kommt mein Verstand nicht gegen mein Herz an. Mein Herz verlangt nach seiner Liebe. Ich erkenne, dass ich ohne ihn nicht sein kann. Er ist bereits ein Teil von mir und ich bin ein Teil

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