SAM
schützen und bleibt, wenn möglich, im Schatten. Er sieht umwerfend und weltmännisch aus, als er an der Rezeption des Hotels Grini eine Suite ordert. Ich stehe etwas hinter ihm und komme mir etwas unscheinbar vor. Meine Haare habe ich zu einem Pferdeschwanz gebunden, ich trage eine schwarze Jeans, eine helle Bluse und meine alte, schwarze Lederjacke. Wir sind mit der Yacht von Luca hierher gefahren worden. Er war herrlich. Die wunderbare Luft und das blaue Meer und vor allem…Alex hielt mich die ganze Zeit in seinen Armen. Es ist schön wieder mit ihm zusammen zu sein. Seine Berührungen schrecken mich nicht mehr ab und ich versuche ihm zu zeigen, dass ich mich bei ihm wieder wohlfühle. Unser Hotel liegt direkt am Canale Grande. Ich bin unheimlich beeindruckt von dem luxuriösen Ambiente und der fast schon überladen wirkenden Vielfalt von Stilelementen vergangener Epochen. Als Alex alle Formalitäten erledigt hat, kommen sofort zwei Pagen angelaufen, um unser Gepäck zu nehmen und uns zu unserer Suite zu führen. An der Rezeption habe ich Alex das erste Mal italienisch reden hören und es bereitete mir wohlige Schauer, seiner Stimme in einer fremden Sprache zu lauschen.
Unsere Suite ist umwerfend schön. Viel Brokat, Holz und venezianische Stilelemente verleihen dem Raum eine besondere Atmosphäre. Ich fühle mich, als wäre ich in eine längst vergangene Epoche zurückversetzt worden. Das große Bett mit seinem Baldachin ist in goldenen und beigen Farbtönen gehalten, das Bett selbst ist aus rotbraunem Holz, vermutlich Mahagoni. Als die Pagen sich verabschieden und Alex und ich alleine sind, frage ich mich, wie der Rest des Tages wohl aussehen wird. Ich habe bereits jetzt schon so viele Eindrücke auf mich wirken lassen. Er kommt zu mir und sieht mich mit seinen braunen Augen zärtlich an: „Gefällt es dir?“, will er dann wissen.
„Es ist traumhaft!“, erwidere ich begeistert. Dann nimmt er seine Tasche und geht zu einer kleinen Tür die sich zwischen dem großen Fenster und meinem Bett befindet und öffnet sie.
„Wo gehst du hin?“, frage ich neugierig.
„Ich habe das Zimmer nebenan. Wir haben eine Verbindungstür“, stellt er klar. Enttäuschung macht sich in mir breit. Ich dachte doch tatsächlich, dass er und ich in einem Zimmer und einem Bett…..
„Ich dachte, das wäre in deinem Sinne“, fragt er zögernd nach.
Ich nicke nur: „Ja, ja!“, bestätige ich. Wahrscheinlich hat er recht. Wir sollten nichts überstürzen, obwohl ich mich seit gestern wieder sehr zu ihm hingezogen fühle, sollten wir langsam wieder zueinander finden.
„Was machen wir heute noch?“, frage ich wissbegierig, während ich um das Bett herum laufe, um einen Blick in sein Zimmer zu werfen. Dieser Raum ist ganz in Blau gehalten und wirkt ebenfalls wie aus einer längst vergangenen Epoche.
„Wozu hast du Lust“, fragt er zurück.
„Der Markusplatz!“, platzt es aus mir heraus. Er lächelt mich mild an.
„Was ist? Ich war noch nie hier und alle reden immer vom Markusplatz und vom Dogenpalast. Ich bin nun mal eine einfache Touristin“, schmolle ich ihn an. Ich drehe mich um und gehe zurück in mein Zimmer und schaue aus dem Fenster, direkt auf den Canale Grande. Die Sonne spiegelt sich auf dem Wasser und lässt es in allen Facetten schimmern. Alex kommt zu mir und stellt sich hinter mich.
„Wunderbar, nicht wahr?“ Ich nicke. Ich spüre seinen Atem in meinem Nacken und schließe die Augen, um dieses Gefühl seiner Nähe so lange und so intensiv wie möglich aufzunehmen.
„Venedig ist nicht nur der Markusplatz, die Rialtobrücke und der Canale Grande. Ich denke, wir werden noch ein oder zwei Tage länger bleiben, damit ich dir mein Venedig zeigen kann“, sagt er leise und betont dabei mein Venedig . Ich drehe mich zu ihm und stehe ihm so nah gegenüber, dass sich unsere Körper fast berühren. Ich spüre seine Wärme, seine Kraft und blicke in seine hungrigen Augen. Keiner von uns sagt ein Wort oder macht den Ansatz sich zu bewegen. Wir sehen uns nur an, sekundenlang, tief, fragend, verlangend. Mir scheint, als warte er darauf, dass ich den ersten Schritt auf ihn zu mache und ihm zeige, dass ich ihn will. Aber ich bleibe vor ihm stehen und rühre mich nicht. Nein, auch wenn ich mich zu ihm hingezogen fühle und seine Hände auf meiner Haut fühlen, seine Lippen kosten und seinen Körper liebkosen möchte, so weiß ich doch nur allzu gut, das Geduld eine Tugend ist und ich nichts überstürzen
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