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SAM

SAM

Titel: SAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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schließe leise die Tür und blicke vorsichtig in den Spiegel. Was ich sehe, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Eine tiefe Bisswunde klafft an meinem Hals, immer noch rinnt Blut daraus hervor. Tränen rinnen über meine Wangen. Ich schluchze und wenn ich schlucke schmerzt mein Hals. Meine Kehle scheint geschwollen von dem Biss. Meine Lippen sind aufgeplatzt und meine Zunge hat winzige Risse, die mir seine spitzen Zähne zugefügt haben. Meine Augen blicken mich mit einer Leere an, die mich erstarren lässt. Dann schaue ich an meinem Körper herab. Druckstellen, überall. Ich werde übersät sein mit blauen Flecken. Und dann fühle ich etwas warmes an den Innenseiten meiner Schenkel hinunter fließen. Es ist nicht nur sein Erguss, sondern auch mein Blut!
    Die Dusche, die ich nehme, hilft nur wenig. Ich schrubbe mir fast die Haut von den Knochen und doch fühle ich mich immer noch schmutzig. Das heiße Wasser verbrüht mich fast und doch fühle ich mich immer noch unrein. Meine Halswunde brennt wie Feuer und zwischen meinen Schenkeln fühle ich mich wund an. Und immer wieder lasse ich das heiße Wasser über meinen Kopf rinnen und immer wieder formt sich in meinem Kopf ein Gedanke: Er hat dir Gewalt angetan! Er hat dich vergewaltigt! Ich schließe die Augen und kann es immer noch nicht fassen. Der Mann den ich liebe, der mir seine Liebe geschworen hat, dieser Mann hat mich mit Gewalt genommen. Er hat nicht nur meinen Körper verletzt, sondern mich auch tief in meiner Seele verwundet. Er hat mich benutzt, erniedrigt und gedemütigt. Ich schließe die Wasserhähne und greife nach einem Handtuch. In dieser Sekunde schließt sich eine Hand um mein Handgelenk. Ich schreie spitz auf und sehe Alexander vor mir stehen. Er sieht mich fragend an. „Was ist, Sam? Habe ich dich so erschreckt? Ich wollte sehen, was du hier drinnen so lange treibst, ob es dir gut geht. Du bist seit fast einer halben Stunde unter der Dusche.“
    Ich zittere am ganzen Körper und entreiße ihm das Handtuch, das er mir hinhält.
    „Sam, was ist los? Wovor hast du solche Angst?“, fragt er leise und sieht mich prüfend an. Was soll ich bloß tun? Weglaufen? Er ist so viel schneller als ich! Ich hätte keine Chance! Er kommt einen Schritt auf mich zu.
    „Bleib weg von mir!“, fauche ich ihn an.
    Vollkommen verwirrt sieht er mich an, hebt beschwichtigend die Hände und geht einen Schritt zurück.
    „Samantha, was ist  geschehen?“, fragt er eindringlich.
    Ich sehe ihn mit aufgerissenen Augen fassungslos an: „Was eben geschehen ist? Du willst wirklich wissen, was passiert ist?“, schreie ich ihm entgegen. „Kannst du dich wirklich nicht mehr erinnern? Dann sieh mich doch an, vielleicht hilft das deinem Gedächtnis wieder auf die Sprünge“, gifte ich, außer mir vor Zorn und Angst.
    Alexander lässt einen flüchtigen Blick über meinen Körper gleiten. Dann zuckt er unmerklich mit den Schultern. „Ich kann nichts sehen, Sam!“
    Ich steige aus der Dusche und gehe zum Spiegel. Schon hole ich tief Luft, um ihm seine Gräueltat entgegen zu schmettern, als ich förmlich vor meinem eigenen Spiegelbild zurückpralle. Es ist nichts zu sehen. Ich scheine unversehrt. Keine Bissmale, keine Druckstellen, kein Blut! Fassungslos und an meinen eigenen Augen und Verstand zweifelnd, streiche ich immer wieder über die Stellen, die eben noch so schrecklich auf massive Gewalt hindeuteten. Ich glotze meine Spiegelbild an und kann nicht glauben, was ich sehe.
    „Ich… ich …eben war doch noch,...ich habe doch mit eigenen Augen…!“ Alexander steht hinter mir und blickt mich im Spiegel an. Sofort spannt sich meine Körper an.
    „Was hast du gesehen, Sam?“, will er wissen und seine Stimme klingt ruhig.
    „Die Wunden, die Bissmale, die blauen Flecken und das Blut!“, sage ich mit zitternder Stimme. Mit immer noch sehr ruhiger Stimme fragt mich Alex: „Was ist vorher geschehen? Bevor du in den Spiegel gesehen hast?“ Ich glaube verrückt zu werden. Was wird hier gespielt? Was meint er damit? Meine Gefühle sind so in Aufruhr, dass er es spürt und erneut einen Schritt zurückgeht .
    „Du musst mir sagen, was passiert ist. Ich fühle dich, Sam. Vertrau mir! Ich spüre deine Angst, deine Verwirrung und deine Wut. Hilf mir dich zu verstehen. Sam, was ist geschehen, bevor du in den Spiegel gesehen hast.“ Seine Stimme klingt eindringlich und doch wirkt sie auch beruhigend auf mich.
    „Ich,…du…“ ich kann es nicht. Ich bringe die Worte nicht

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