SAM
Verdammt, wieder war ich unvorsichtig und habe ihm meine Gedanken offenbart. Alexander vertraut ihm,…offensichtlich. Kann ich ihm auch vertrauen? Nach dem, was er zu mir letztens gesagt hat? Ich versuche mich auf mein Buch zu konzentrieren, dass vor mir liegt. Es will mir nicht wirklich gelingen. Ich versuche meine Gedanken zu verschließen, und denke an Alexander. Wird er den Mörder Francescas finden? Was ist mit Luca? Was ging in ihm vor, als er seine geliebte Schwester sah? Wird er jemals über ihren Verlust hinwegkommen? Fragen über Fragen, wieder einmal. Diese Welt des Übernatürlichen, in der ich mich nun seit gut einem halben Jahr bewege, ist so unergründlich für mich. Immer wieder werde ich mit schrecklichen Dingen konfrontiert, mache aufregende Erfahrungen, lerne Unglaubliches kennen und muss mich doch auch immer wieder dazu zwingen in der realen Welt zu leben und zu bewegen und einen Schein zu bewahren. Wie schaffen die Vampire diesen Spagat? Und wie schaffen sie es über Jahrhunderte, sich immer neuen Anforderungen anzupassen? Ich bin furchtbar müde und irgendwann schlafe ich über meine Grübeleien ein.
Ich werde erst wieder wach, als die Flugbegleiterin mich anspricht. „Mrs. DeMauriere? Wir setzen zum Landeanflug an. Wenn sie sich bitte anschnallen wollen.“ Ich richte mich auf und erblicke sofort Rhys, der mir ein schräges Grinsen schenkt.
„Du schnarchst!“, stellt er amüsiert fest. Ich schaue in entrüstet an. „Gar nicht wahr!“, entgegne ich und gurte mich an.
Es ist spät in der Nacht, als wir in dem Haus ankommen, in dem ich so viele schöne Stunden mit den beiden Di Camarossos und Alexander verlebt habe. Magdalena öffnet weinend die Tür und ich umarme sie tröstend. Sie stammelt unter schluchzen etwas von „viel zu jung“ und „armer Luca“. Unsere Koffer werden bereits von zwei Dairuns in die Zimmer gebracht und ich versuche Magdalena auf italienisch klar zu machen, dass wir müde wären und morgen einen anstrengenden Tag vor uns hätten. Sie nickt wissend und bald gehe ich in mein Zimmer und bin unendlich froh, endlich allein zu sein. Magdalena hat natürlich wieder das Zimmer hergerichtet, dass Alexander und ich uns teilten, als wir vor kurzem hier waren. Du meine Güte, ist es wirklich erst ein paar Tage her, dass wir hier unsere Hochzeit gefeiert haben? Ich lasse mich auf mein Bett fallen. Tatsächlich! An der Schranktür sehe ich mein Brautkleid hängen. Magdalena hat es reinigen lassen und in eine durchsichtige Schutzhülle getan. Ich erinnere mich an die Zeremonie und die viele Mühe, die sich Francesca mit der Ausrichtung der Hochzeit gegeben hat. Sie hat sich von Herzen für mich gefreut, und das, obwohl sie selbst immer noch tiefe Gefühle für Alex empfand. Plötzlich werde ich von einem Klopfen an meiner Zimmertür aus meinen Gedanken gerissen. Ich öffne die Tür und sehe Rhys vor mir stehen.
„Hast du eine Ahnung, ob noch Blutkonserven da sind?“, fragt er mich mit dunkler Stimme.
„Soweit ich weiß, waren immer einige im Kühlschrank. Ich begleite dich in die Küche“, biete ich ihm an. Wir gehen die Treppe hinunter und ich werde mir bewusst, dass ich mich in genau der Situation befinde, die er in New York geschildert hat. Es ist dunkel und er steht hinter mir. Ein Schauer schüttelt meinen Körper. Wir stehen in der Küche vor dem Kühlschrank.
„Fürchtest du dich?“, fragt er auch sogleich und ich spüre seinen kalten Atem in meinem Genick. Ich drehe mich mit einer einzigen schnellen Bewegung zu ihm um.
„Ich möchte, dass du damit aufhörst! Alex vertraut dir und ich will dir auch vertrauen. Also, bitte hör auf mir Angst einzujagen!“ Ich sehe ihn eindringlich an. Seine schwarzen Augen wandern über mein Gesicht, verweilen an meinen Lippen und ich sehe, wie sich sein Mund zu einem schrägen Grinsen verzieht. Langsam bewegen sich seine Lippen und ich sehe deutlich seine spitzen Zähne aufblitzen.
„Ich habe diesen unbändigen Hunger in mir Samantha. Er zerstört mich, zerrt an mir, alles in mir verlangt nach Blut. Diese niemals zu befriedigende Gier nach frischem, menschlichem Blut. Ich würde zu gern dieser Versuchung erliegen und du könntest nichts, gar nichts dagegen tun.“ Er kommt noch einen Schritt auf mich zu und ich spüre, wie die Angst in mir hochkriecht. Wie ein schrecklich, großes Insekt hält sie mich fest umklammert. Ich bin ihm wehrlos ausgeliefert. Ich erwarte jede Sekunde, dass er sich zu mir herabbeugt und sich
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