SAM
Camarosso einen Trauerfall zu beklagen hat und waren daher nicht in der Lage vollständig zu erscheinen. Aber wenigstens jeweils ein Familienmitglied der führenden Vampirfamilien in Italien wurde abgesandt, um sein Beileid zu bekunden. Die Dairuns der Di Camarossos sind alle vollständig versammelt. Viele weinen und zeigen offen ihre Bestürzung und ihre Trauer. Es ist ein kühler, aber sonniger Wintertag. Als wir am Mausoleum der Familie angelangt sind und der Sarg an seinen vorgesehenen Platz geschafft wird, verneigen sich viele der Anwesenden aus Respekt vor den Toten. Einige reichen mir erneut die Hand und bekunden ihr Beileid. Andere nicken mir nur kurz zu. Nach nicht allzu langer Zeit, wird das schwarze Eisentor zum Mausoleum geschlossen und ich verharre als einzige noch für ein paar Minuten allein davor. Ich ergebe mich dem stillen Gedenken an eine außergewöhnliche Frau, meine erste vampirische Freundin. Sie wird auf ewig einen Platz in meinem Herzen haben.
Ein kalter Wind ist aufgezogen und Rhys fordert mich leise auf, nach Hause zu gehen. Die Dämmerung hat bereits eingesetzt und als ich mich umdrehe, entdecke ich unter einer großen, sehr alten Trauerweide eine Gestalt,…in einem Rollstuhl. Das kann doch nicht,…er wird es nicht wagen…! Mit energischen Schritten gehe ich auf die zusammengesunkene Gestalt im Rollstuhl zu. Jetzt erkenne ich auch die alte Frau wieder, die hinter dem Rollstuhl steht.
„Was wollen sie hier! Ich kann mich nicht erinnern sie eingeladen zu haben“, gifte ich den Padre ohne lange Umschweife an.
„Nun, mein Kind, sie wissen doch sicher, dass ich mir das nicht entgehen lassen durfte. Wieder ein Vampir weniger, der den Menschen auflauert.“
„Wie können sie es wagen …“, schreie ich den alten Mann an und stürme mit geballten Fäusten auf ihn zu. Rhys packt mich noch rechtzeitig bevor ich dem Blinden etwas antun kann.
„Ruhig, Sam, ruhig!“, flüstert er mir leise zu.
„Wer ist ihr Begleiter? Ich habe gehört, DeMauriere und sie wären tatsächlich vereint…und dann lässt er sie allein nach Europa? Stehen die Dinge in den Staaten so schlecht?“ Ein zynischen Grinsen umspielt seine dünnen Lippen und seine blinden Augen starren mich an.
„Das geht sie gar nichts an, Padre! Und jetzt verschwinden sie von dem Grundstück der Familie Di Camarosso, oder ….“
Ein fast schon hysterisches, aber auf alle Fälle boshaftes Kichern ist zu hören.
„Da hat sich DeMauriere aber eine kleine Wildkatze eingefangen, was? Quid pro quo, mein Kind und ich werde ihnen helfen Balthasar zu finden und zu vernichten.“
„Ich lasse mich nicht auf ihre Spielchen ein, Padre!“, gifte ich ihn an.
„Quid pro quo“, ködert er mich erneut.
„Ich weiß nicht, welche Informationen sie mir geben könnten, die uns in welcher Art auch immer nützlich sein könnten.“
„Nun, ich weiß sehr viel,…ich weiß, wo die alten Schriften zu finden sind!“
„Sie elender Lügner! Sie haben Alexander gesagt, sie wüssten nicht, wo sie sind.“ Meine Stimme überschlägt sich fast und meine Wut auf diesen blinden Greis ist kaum noch zu kontrollieren. Rhys hält mich immer noch fest, sagt aber kein Wort.
„Nun, ich wusste es zum damaligen Zeitpunkt tatsächlich nicht. Viele sind im Augenblick hinter den alten Schriften her,…nicht nur sie haben ein Interesse daran“, krächzt er.
„Was wollen sie von mir, Padre?“ Ich versuche ruhig zu klingen, dennoch ist ein leichtes Zittern in meiner Stimme zu hören.
„Ich will, dass sie Balthasar erledigen!“ Die Stimme des Alten klingt kalt.
„Ich glaube kaum, dass ich dazu in der Lage sein werde“, erwidere ich ungläubig.
„Oh, doch! Mit Hilfe der Schriftrollen werden sie es sein. Die anderen wissen bereits, wo sie sich befinden könnten und sind auf dem Weg dorthin. Es ist ein Wettrennen mit der Zeit“, flüstert der Padre.
„Welchen Nutzen haben sie davon?“, frage ich ihn und funkle ihn misstrauisch an. Er kichert listig: „Ich denke von Balthasar geht im Augenblick die größere Gefahr aus. Er will dich, mein Kind, um seine teuflischen Nachfahren zu zeugen und er will die Weltherrschaft an sich reißen. Die Neue Generation interessiert ihn herzlich wenig. Das ist alles nur ein höchst amüsantes Abenteuer für ihn. Er will die gesamte Menschheit unterdrücken, unter sein Joch stellen, Samantha. Er erschafft eine Armee blutrünstiger und teuflischer Kreaturen, die grausamer sind als alles, was je auf dieser Erde
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